René Ruepp, geboren am 4. Dezember 1927 in Basel, trat bereits als Geselle zum Orthopädietechnik-Mechaniker in die Fußstapfen seines Vaters Ernst. Da in der Heimatregion in den 1940er Jahren nicht viel Arbeit vorhanden war, führten ihn seine Wanderjahre nach Lausanne, Genf, Zürich und 1949 über Lübeck nach Oslo in Norwegen und 1950 nach Århus in Dänemark, wo er sich mehrere Jahre aufhielt (1952 wechselte er nach Aalborg, 1955 nach Odense). Nach der Heirat mit Inger Majgaard nahmen die Wanderjahre nach der Geburt von Sohn Thomas und Tochter Brigitte ein Ende. Eine Weiterbildung war für René Ruepp in Dänemark nicht mehr möglich, daher besuchte er in den Jahren 1956 und 1957 den 6. Meister-Lehrgang der Bundesfachschule für Orthopädie-Technik (BUFA) in Frankfurt am Main, den er mit der Meisterprüfung abschloss. Seine Meisterarbeit belegt die für René Ruepp typische innovative Herangehensweise: Es handelte sich um eine Oberschenkelprothese mit Jüpa-Kniegelenk und Langfuß, gefertigt nach Plänen von Otto Bock, aber erstmals aus „Aeternamid“ (Polyamid) hergestellt, in dieser Weise erst ab 1960 von Bock produziert.
Da René Ruepps Meisterprüfung in Dänemark nicht anerkannt wurde, zog die Familie 1959 nach Basel, wo René Ruepp den im April 1926 gegründeten Einmannbetrieb des Vaters in zweiter Generation übernahm. Zwei Jahre später kam Sohn Peter auf die Welt. Zusammen mit seinem Freund Richard Thonius, den er an der BUFA kennengelernt hatte, baute Ruepp 1962 den heimischen Betrieb aus. Seine innovative Herangehensweise fand 1964 ihre Fortsetzung mit Leichtbau-Prothesen aus Araldit, Leichtbau-Orthesen mit Aluminium-Schienen mit Schweizerriegel und Anschlägen im Bausatz aus dem Material „Delrin“. Ein Jahr später folgten Sofortversorgungen bei Oberschenkelamputierten und im Jahr 1970 Fußeinlagen im 3‑Säulen-System mit starken Medialabstützungen und lateralen Gegenstützen, zusammen mit orthopädischen Schuhzurichtungen. 1972 entwickelte Ruepp spezielle geriatrische Prothesenversorgungen. Polypropylen-Orthesen für zerebrale Bewegungsstörungen konstruierte René Ruepp gemeinsam mit Prof. Dr. Jürg Baumann und dessen erster neuroorthopädischer Abteilung im Kinderspital Basel im Jahr 1975. Hinzu kamen 1982 Sitzschalen im Matrix-System und zwei Jahre später asymmetrische Sitzschalen.
René Ruepps Vorträge über seine Projekte, ganz besonders die Entwicklung der Fußsysteme bei zerebralen Bewegungsstörungen in Polypropylen-Unterschenkelorthesen, stießen vielerorts auf Interesse. Seit 1960 war Ruepp Mitglied in der Fortbildungsvereinigung für Orthopädie-Technik und ab 1972 in der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Prothesen und Orthesen (APO). Bereits Anfang der 1970er Jahre stellte er die die Verwaltung seines Betriebs auf Computertechnik um, angeregt durch Wirtschaftlichkeits- und Rationalisierungserwägungen.
Sein orthopädietechnisches Archiv übergab René Ruepp im Jahr 2005 als Schenkung an das Medizinhistorische Museum in Zürich. Es handelt sich um eine großartige Sammlung aus Prothesen, Orthesen, Sitzschalen, Maßschuhen und Rollstühlen. Darüber hinaus veröffentlichte er 2002 den Band „Orthopädie-Technik in der Schweiz“.
René Ruepp war ein passionierter Segler, der häufig auf dem Bodensee unterwegs war, teils auch auf der Ostsee. Eine große Zahl von Freunden verband ihn mit der Technischen Orthopädie in der Schweiz wie in Deutschland. Im Jahr 1993 legte er die eigene Firma in die Hände seiner Söhne Peter und Thomas. Bis ins hohe Alter betrieb er das Segeln und begab sich auf Auto- oder Schiffsreisen; die damit verbundenen Erlebnisse hat er bis zu seinem Lebensende dokumentiert. Jetzt ist er friedlich eingeschlafen und hat sich von allen im Guten verabschiedet.
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