Mit dem Alter kommen oftmals Krankheiten und Einschränkungen einher. Der Jugend fehlt manchmal der Blick für diese nicht unwahrscheinliche Entwicklung. Damit sich dies in Zukunft bessert, haben das Sanitätshaus Vital aus Hilden und die Graf-Recke-Stiftung gemeinsam einen Alterssimulationsanzug mit dem Namen „AleX“ entworfen. Der Anzug soll helfen, einen Perspektivwechsel zu vollziehen. Wie ist es, an der Augenkrankheit „Grauer Star“ zu erkranken? Wie fühlt es sich an, wenn den Fingern die Geschmeidigkeit und Kraft fehlt? Signal an die Jugend „Ich war der Überzeugung, dass es gut ist, dass junge Leute ein Gefühl dafür bekommen, wie es ist alt zu sein“, erklärt Pfarrer Markus Eisele, Theologischer Vorstand der Graf-Recke-Stiftung und Initiator des AleX, dessen Bezeichnung auf das deutsch-englische Wortpaar „Alters-Experience“ zurückgeht, seine Motivation. Gemeinsam mit den Orthopädie-Technikern des Sanitätshaus Vital entwickelte Eisele den Anzug. Dabei war ein bisschen „um die Ecke denken“ nötig, denn normalerweise versorgen die Techniker schließlich mit dem Ziel einer Mobilisierung. Doch mit Hilfe von Orthesen, Walkern und Bandagen schafften sie es die Symptome von Alter und Krankheiten zu imitieren. Geholfen hat dabei auch die Unterstützung von Herstellern, die Knieorthesen, Walker in verschiedenen Größen sowie diverse Bandagen spendeten. Julia Bister, Projektleiterin im Sanitätshaus Vital, erklärt: „Wir mussten einfach schauen, was passt. Zum Beispiel haben wir auf eine Einschränkung der Ellenbogen verzichtet, weil dies unverhältnismäßig gewesen wäre.“
Inhaber Andreas Wylenzek freute sich, dass sein Team bei der Verwirklichung des Produkts mithelfen konnte: „Es ist toll, dass Herr Eisele mit dieser genialen Idee auf uns zugegangen ist. Wir haben mit Begeisterung den Anzug in die Tat umgesetzt nach dem Motto: Fühlen und Verstehen. AleX soll für ein besseres Verständnis der Generationen sorgen.“ Damit der Anzug auch fachgerecht genutzt werden kann, gibt es eine Kooperation mit dem Ausbildungszentrum für Physiotherapie des Universitätsklinikums Düsseldorf. Die Auszubildenden werden bei den Test-Terminen Hilfestellungen geben und auch Übungen durchführen. Damit sollen Tester viele reale Probleme nachstellen und vor allem auch nachvollziehen können. Die Koordination der Termine übernimmt das Sanitätshaus Vital über die Website www.alex-alterssimulation.de.
Erfahrungen sollen Barrieren abbauen
Zwei Personen können AleX gleichzeitig ausprobieren. Die mit dem Anzug gemachten Erfahrungen sollen aber nicht nur jüngere Generationen im Alltag aufmerksamer für die Bedürfnisse der älteren und eingeschränkten Personen machen, sondern auch dafür sorgen, dass Konzepte von Stadtplanern, Politikern und Co. neu bedacht werden. So berichtet Pfarrer Eisele von einer selbst gemachten Erfahrung mit dem Alterssimulationsanzug: „Ich war in einem Treppenhaus, das dunkel gestrichen war und ebenso dunkle Treppen hatte. Es sah schön aus, das hat der Architekt sicher so beabsichtigt. Für mich im Anzug war die Situation aber unangenehm. Ich konnte nicht sehen, wo die Treppe anfängt und aufhört. Einen Aufzug gab es auch nicht, also kam ich einfach nicht ins nächste Stockwerk.“ Mit einem größeren Verständnis für diese Probleme erhoffen sich alle Projektteilnehmer, dass Hürden im Alltag schneller abgebaut werden und die Bereitschaft für Maßnahmen zur Barrierefreiheit steigt.