Neben einer Reihe an Vorträgen von Experten über den aktuellen Stand der lymphologischen Chirurgie und der Reduktionsplastik informierte Dr. med. Christian Ure, Chefarzt der Lymphklinik Wolfsberg in Österreich, über das neue NIRF-Verfahren (NIRF = Nah-Infrarot-Fluoreszenz), das laut seiner Aussage eine große Hilfestellung für Diagnose und Therapie darstellt. Zur Erklärung: Beim NIRF-Verfahren wird der Farbstoff Indocyaningrün unter die Haut des Patienten injiziert. Dies ermögliche die Visualisierung der Lymphgefäße, die Bestimmung des Schweregrades der Erkrankung und auch die Verfolgung des Lymphabflusses zur Anpassung der Therapie.
Im weiteren Verlauf berichteten Referenten von aktuellen gesundheitspolitischen Perspektiven zur Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE), die nach wie vor der leitliniengerechte Standard zur Behandlung von Lymphund Lipödemen ist. „Quo vadis KPE“ – diese Frage stellte etwa Thomas Künzel aus Aschaffenburg. Eine isolierte Anwendung der Einzelkomponenten der KPE sei nicht empfehlenswert – vielmehr sei der Therapie in ihrer Gesamtheit der Vorzug zu geben. „Die Frequenz und Intensität der Komponenten in Phase I und II [der KPE; d. Red.] sollen vom klinischen Befund und vom Stadium des Lymphödems bestimmt sein und an klinische Veränderungen angepasst werden“, so Künzel. Er betonte in diesem Zusammenhang die Bedeutung einer „gemeinsamen Sprache“ aller an der Therapie Beteiligten und sprach sich für die Gründung interprofessioneller lokaler Lymphnetzwerke in der ambulanten Therapie aus.
Weitere Experten referierten über den Einfluss des Lebensstils auf Ödeme. Dr. med. Gabriele Faerber aus Hamburg erklärte, dass Ernährungs- und Lebensstilveränderungen Ödemerkrankungen beeinflussten. In der Praxis träten immer mehr schwerstadipöse Patienten mit Lymphödemen auf. Insgesamt seien weniger als 30 Prozent aller Lymphödempatienten normalgewichtig; der Anteil der adipösen Lipödempatientinnen liege bei deutlich über 50 Prozent; die bei ihnen im Krankheitsverlauf zu beobachtenden sekundären Lymphödeme seien in der Regel Folge der Adipositas, nicht des Lipödems.
Der Lymphtag wurde von der Akademie für medizinische Fortbildung der Ärztekammer Westfalen-Lippe gemeinsam mit der Firma Juzo in Zusammenarbeit mit der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie des Bochumer St. Josef-Hospitals und dem Venenzentrum der Dermatologischen und Gefäßchirurgischen Kliniken des Klinikums der Ruhr-Universität Bochum durchgeführt. Der 9. Bochumer Lymphtag ist für den 25. Januar 2020 geplant.
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