ISPO World Con­gress: Wissenstransfer

Der Weltkongress der International Society for Prosthetics and Orthotics (ISPO) fand in diesem Jahr vom 24. bis 27. April im Kongresszentrum „Expo“ im mexikanischen Guadalajara statt und zog Fachleute, Forscher und Branchenführer aus der ganzen Welt an.

Pri­mä­res Ziel war es, den Aus­tausch von Wis­sen und Inno­va­tio­nen auf dem Gebiet der Pro­the­tik und Orthe­tik zu för­dern. Ent­spre­chend kon­zen­trier­te sich das Pro­gramm auf die wis­sen­schaft­li­chen Inhal­te. Die Indus­trie­aus­stel­lung sprach ins­be­son­de­re die Prak­ti­ker an, führ­te aber eben­falls den Wis­sen­schaft­lern vor Augen, dass ihre For­schung irgend­wann auch an den Men­schen muss. 13 deut­sche Start-ups, Ent­wick­ler, Ver­bän­de und Her­stel­ler waren erneut mit dem von dem Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Wirt­schaft und Kli­ma­schutz und der AUMA geför­der­ten „Deut­schen Pavil­lon“ im Rah­men der Indus­trie­aus­stel­lung am Start und konn­ten Pro­dukt­ideen und Inno­va­tio­nen prä­sen­tie­ren. Die Ver­an­stal­tung bot eine sehr gute Platt­form für die Ver­net­zung, das Ler­nen und die Zusam­men­ar­beit von Exper­ten der Bran­che. Auch der Bun­des­in­nungs­ver­band für Ortho­pä­die­tech­nik (BIV-OT) war unter den Teil­neh­men­den durch den Prä­si­den­ten Alf Reu­ter und die Spre­che­rin des Prä­si­di­ums Kirs­ten Abel vertreten.

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Ins­ge­samt waren rund 1500 Teil­neh­men­de aus 73 Län­dern vor Ort, unter ihnen Ver­tre­ter aus „high-“, „mid-“ sowie „low-inco­me count­ries“. Rund 300 Refe­ren­ten aus aller Welt prä­sen­tier­ten ein umfang­rei­ches wis­sen­schaft­li­ches Pro­gramm zum The­ma „The Art and the Sci­ence“ mit Key­note Lec­tures, Sym­po­si­en, „Basic- und Advan­ced ins­truc­tion­al cour­ses“, Ses­si­ons mit frei­en Ein­rei­chun­gen, wis­sen­schaft­li­chen Pos­tern, „Luncht­i­me Ses­si­ons“ und Aus­stel­ler-Work­shops. Das Pro­gramm rich­te­te das acht­köp­fi­ge World Con­gress Sci­en­ti­fic Com­mit­tee unter der Lei­tung von Deird­re Des­mond aus. Lokal wur­den das Pro­gramm und der Kon­gress von Mar­lo Ortiz, Erfin­der des Mar­lo Ana­to­mic­al Socket, gestal­tet. Ortiz war vie­le Jah­re Teil des Exe­cu­ti­ve Boards der ISPO und hat als „Lokal­ma­ta­dor“ dem Pro­gramm die nöti­ge Pri­se „Mexi­ko“ beigesteuert.

Beson­ders her­vor­zu­he­ben war die Key­note von Sophie de Oli­vei­ra Bara­ta und Chris Par­sons zu den Arbei­ten des Alter­na­ti­ve Limb Pro­jects. Ihr Ziel ist es, neben funk­tio­nel­len Pro­the­sen auch trag­ba­re Kunst­wer­ke zu schaf­fen. Und sie den­ken für ihre Pati­en­ten rich­ti­ger­wei­se, dass die Funk­ti­on im Ein­zel­fall die­sem künst­le­ri­schen Anspruch ihrer Krea­tio­nen wei­chen muss. Durch die Ver­schmel­zung von moderns­ter Tech­no­lo­gie und tra­di­tio­nel­lem Kunst­hand­werk erfor­schen Sophie de Oli­vei­ra Bara­tas Krea­tio­nen The­men wie Kör­per­bild, Ver­än­de­rung, Evo­lu­ti­on und Trans­hu­ma­nis­mus. Sie arbei­tet mit Spe­zia­lis­ten in Berei­chen wie 3D-Model­lie­rung, Elek­tro­nik und wei­te­ren Spit­zen­tech­no­lo­gien, um jedes Stück zu erschaf­fen. Gemein­sam zeig­ten de Oli­vei­ra Bara­ta und Par­sons in ihrer Key­note neue Wege auf, wie Pro­the­sen gestal­tet wer­den kön­nen, und dass der ästhe­ti­sche Anspruch an ein Hilfs­mit­tel ein wich­ti­ger Aspekt ist und kein net­tes Fea­ture. Dies kann auch als Auf­ruf an die Indus­trie gewer­tet wer­den, näm­lich dass bes­se­re Lösun­gen im Bereich der kos­me­ti­schen Ver­klei­dung von Pro­the­sen durch­aus wich­tig sind. Wei­te­re Key­notes wur­den gehal­ten von Ste­fa­nia Fato­ne, Seat­tle, Washing­ton (USA), über die gemein­sam mit der Nor­thwes­tern Uni­ver­si­ty ent­wi­ckel­te und inter­na­tio­nal durch­aus umstrit­te­ne „Subischiale“-Schaftform für Ober­schen­kel­pro­the­sen sowie von Prof. Nach­iap­pan Chock­a­lingam von der Staf­ford­shire Uni­ver­si­ty, UK, der über die Auf­ga­ben von Schnitt­stel­len zwi­schen der For­schung und der kli­ni­schen Anwen­dung refe­rier­te. Das deut­sche Ortho­pä­die­tech­nik-Hand­werk war in wis­sen­schaft­li­chen Chairs und Vor­trä­gen u. a. mit Tim Bau­meis­ter, Mal­te Bell­mann, Chris­ti­an Hartz, Dani­el Heit­zmann, Micha­el Schä­fer und Jochen Weigel vertreten.

Das Pro­gramm war viel­fäl­tig und von hoher wis­sen­schaft­li­cher Qua­li­tät. Ent­spre­chend möch­ten wir dazu auf­ru­fen, sich bei zukünf­ti­gen Welt­kon­gres­sen der ISPO aktiv ein­zu­brin­gen, im Sin­ne von „tue Gutes und rede dar­über“. Denn ein Wis­sens­trans­fer auf prak­ti­scher und wis­sen­schaft­li­cher Ebe­ne kann nur über einen Aus­tausch statt­fin­den. Der ISPO World Con­gress bie­tet ein opti­ma­les Forum hier­für. Die nächs­te Aus­ga­be fin­det vom 16. bis 19. Juni 2025 in Stock­holm in Schwe­den statt, was schon fast ein Kat­zen­sprung ist. Wir als Ver­tre­ter des ISPO Deutsch­land e. V. hof­fen, Sie dort zu treffen.

Auf­zeich­nun­gen aller Key­note Lec­tures, wei­te­rer Inhal­te des ISPO World Con­gress sowie eine Aus­wahl an kos­ten­lo­sen Vor­trä­gen und Pos­tern sind für Kon­gress­teil­neh­mer und ISPO-Mit­glie­der unter www.ispolearn.org verfügbar.

Dani­el Heit­zmann (Schatz­meis­ter ISPO Deutsch­land e. V.; 
Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Hei­del­berg) und Micha­el Schäfer
(Vor­sit­zen­der ISPO Deutsch­land e. V.; Poh­lig GmbH)

 

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