Inter­dis­zi­pli­nä­re Impul­se beim TTO

Wie lässt sich die Versorgung von Menschen mit orthopädischen Einschränkungen noch individueller und wirksamer gestalten? Unter dieser Leitfrage kamen beim Tag der Technischen Orthopädie (TTO) 2025 im Rahmen der 74. Jahrestagung der Vereinigung Süddeutscher Orthopädie und Unfallchirurgie (VSOU) in Baden-Baden Experten unterschiedlichster Fachrichtungen zusammen.

Medi­zi­ner, Bio­me­cha­ni­ker, Phy­sio­the­ra­peu­ten und Orthopädie(schuh)techniker nah­men dabei aktu­el­le Ent­wick­lun­gen rund um Sko­lio­se, Arthro­se und Pro­the­tik in den Fokus. Ver­an­stal­tet wur­de der TTO vom Bun­des­in­nungs­ver­band für Ortho­pä­die-Tech­nik (BIV-OT) in Koope­ra­ti­on mit der Ver­ei­ni­gung Tech­ni­sche Ortho­pä­die (VTO) und der Fort­bil­dungs­in­itia­ti­ve ‘93.

Die Ses­si­on der Initia­ti­ve ‘93 TO-Fel­lows „Pro­the­tik Update 2025“ unter Lei­tung von Prof. Dr. Bern­hard Grei­temann (Kli­nik Müns­ter­land am Reha­kli­ni­kum Bad Rothen­fel­de) und Mai­ke Truel­sen (OT Kiel) eröff­ne­te den inhalt­li­chen Rei­gen. Dr. Magnus Kalff (Medi­zi­ni­sche Hoch­schu­le Han­no­ver) stell­te sei­ne aktu­el­le Stu­die zum sen­so­ri­schen Feed­back­sys­tem vor. Dipl.-Ing. (FH) Mer­kur Ali­mus­aj (Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Hei­del­berg) und Prof. Dr. Eva Johan­na Kubosch (Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Frei­burg) beleuch­te­ten die Zusam­men­hän­ge zwi­schen Sport und Ampu­ta­ti­on. Ein wei­te­rer Schwer­punkt lag auf der struk­tu­rier­ten, inter­dis­zi­pli­nä­ren Versorgungspraxis.

Leit­li­ni­en und Ver­sor­gungs­pfa­de sind wesent­li­che Instru­men­te, um die pro­the­ti­sche Ver­sor­gung von Ampu­tier­ten zu opti­mie­ren und die Ver­sor­gungs­qua­li­tät zu erhö­hen, wie Dr. Sebas­ti­an Ben­ner, Sek­ti­ons­lei­ter der Tech­ni­schen Ortho­pä­die der BG Kli­nik Frank­furt, in sei­nem Vor­trag „Leit­li­ni­en und Ver­sor­gungs­pfa­de als gemein­sa­mes Ver­ständ­nis von Ver­sor­gung“ berich­te­te. Dabei hob er die Wich­tig­keit einer inter­dis­zi­pli­nä­ren Ver­sor­gung durch ein spe­zia­li­sier­tes Team aus geschul­ten Ärz­ten, The­ra­peu­ten sowie Schmerz­the­ra­peu­ten, Psy­cho­lo­gen und Ortho­pä­die­tech­ni­kern her­vor. Er mach­te auch klar, dass eine opti­ma­le Ver­sor­gung bereits vor der Ampu­ta­ti­on beginnt und ins­be­son­de­re die Ampu­ta­ti­ons­hö­he und das Wis­sen um die anschlie­ßen­de exo­pro­the­ti­sche Ver­sor­gung ent­schei­dend sind.

Die Ver­sor­gung jugend­li­cher Pati­en­ten mit Sko­lio­se war The­ma einer spe­zi­el­len Ses­si­on, getra­gen von der engen Koope­ra­ti­on zwi­schen dem BIV-OT, der VTO sowie der Deut­schen Gesell­schaft für inter­pro­fes­sio­nel­le Hilfs­mit­tel­ver­sor­gung e. V. (DGIHV). Unter Lei­tung von Prof. Dr. Frank Bra­atz (Gesund­heits­cam­pus Göt­tin­gen) und Dipl.-Ing. (FH) Mer­kur Ali­mus­aj wur­den gemein­sam mit Medi­zi­nern, Ortho­pä­die­tech­ni­kern und Phy­sio­the­ra­peu­ten neue Ent­wick­lun­gen aus der Kor­sett­the­ra­pie, phy­sio­the­ra­peu­ti­sche Ansät­ze und ope­ra­ti­ve Mög­lich­kei­ten dis­ku­tiert. Aus dem pra­xis­na­hen Aus­tausch resul­tier­ten kla­re Emp­feh­lun­gen für die Pati­en­ten­be­hand­lung auf inter­na­tio­na­lem Niveau. Ins­be­son­de­re bezüg­lich des Über­gangs von Jugend- zur Erwach­se­nen­me­di­zin beton­te die Dis­kus­si­ons­run­de die Stär­ke inter­pro­fes­sio­nel­ler Zusammenarbeit.

Die Ses­si­on „Sport mit Arthro­se“ unter der Lei­tung von Mat­thi­as Bau­che (BIV-OT) und Dr. Hart­mut Sti­nus (Ortho­pä­di­sche Pri­vat­pra­xis Boven­den) ver­an­schau­lich­te ein­drucks­voll, wie moder­ne Bio­me­cha­nik und tech­ni­sche Inno­va­tio­nen den All­tag von Men­schen mit Arthro­se posi­tiv beein­flus­sen. Prof. Dr. Stef­fen Will­wa­cher (Insti­tu­te for Advan­ced Bio­me­cha­nics and Moti­on Stu­dies) behan­del­te in sei­nem Vor­trag „Tech­ni­sche Lösun­gen zur Belas­tungs­um­ver­tei­lung im Sport“ die mecha­ni­sche Belas­tung von Knie- und Hüft­ge­len­ken im Kon­text der Gelenk­ar­thro­se – sowohl bei all­täg­li­chen als auch bei sport­li­chen Bewe­gungs­ab­läu­fen. Anschlie­ßend ver­an­schau­lich­te er, wie die­se Belas­tun­gen mit­hil­fe tech­ni­scher Hilfs­mit­tel – etwa durch Ein­la­gen, Orthe­sen oder durch eine ver­än­der­te Bewe­gungs­tech­nik mit­tels Bio­feed­back – gezielt beein­flusst wer­den kön­nen. Die enga­gier­te Dis­kus­si­on mit Exper­ten wie Prof. Dr. Hol­ger Schmitt (Deut­sches Gelenk­zen­trum Hei­del­berg) und Prof. Dr. Bern­hard Grei­temann mach­te deut­lich: Der stän­di­ge Dia­log zwi­schen Bio­me­cha­ni­kern, Ärz­ten und Ortho­pä­die­tech­ni­kern schafft nach­hal­tig neue Per­spek­ti­ven für die Patienten.

Am Kon­gress-Frei­tag fand im Rah­men des VSOU zudem das Schuh­tech­nik-Sym­po­si­um „Schuh­ver­sor­gung nach Ope­ra­tio­nen“ des Bera­tungs­aus­schus­ses für Ortho­pä­die­schuh­tech­nik der Deut­schen Gesell­schaft für Ortho­pä­die und Ortho­pä­di­sche Chir­ur­gie (DGOOC) statt. Im Mit­tel­punkt stand die inter­dis­zi­pli­nä­re Ver­sor­gung von Pati­en­ten mit Hal­lux val­gus, Knick-Platt­fuß und Charcot-Fuß.

 

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