Perspektiven der Gesundheitspolitik zeigten Bundestagsabgeordnete von SPD, CDU und FDP am Vorabend des Kongresses bei einer Podiumsdiskussion auf. „Ich hätte mir gewünscht, dass die Hilfsmittelversorgung eine noch größere Rolle im Koalitionsvertrag spielt“, sagte Martina Stamm-Fibich (SPD). „Diese Lücke müssen wir füllen, dafür setze ich mich ein.“ Unter anderem wolle sie eine noch größere Transparenz über das Vertragsgeschehen der Krankenkassen erreichen. Dietrich Monstadt (CDU) sprach sich für eine Stärkung und Weiterentwicklung von Homecare-Leistungen aus. „Wir alle wollen möglichst lange gesund und selbständig bleiben. Die Versorgung in der Häuslichkeit bekommt immer mehr Bedeutung. Homecare kann hier ein entscheidender Faktor sein, der aber bislang zu wenig berücksichtigt wurde.“ Für Prof. Dr. Andrew Ullmann (FDP) ist die Sicherstellung des Forschungsstandorts Deutschland von großer Bedeutung. Innovationen – auch im Bereich der Hilfsmittelversorgung – sollten seiner Meinung nach schneller bei Betroffenen ankommen.
Erheblicher Strukturwandel
Der Kongress-Vormittag stand unter dem Motto „Versorgungsstrukturen zukunftsfähig machen: Wohin soll die Reise gehen?“. Dr. Roland Laufer von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) nahm dabei die Rolle der Kliniken in der ambulantisierten Versorgung in den Blick. „Die Krankenhausplanung muss zur sektorenübergreifenden Versorgungsplanung werden“, forderte er. Positiv bewertet Laufer den Passus im Koalitionsvertrag, dass „multiprofessionelle, integrierte Gesundheits- und Notfallzentren“ ausgebaut werden sollen. Damit soll „eine wohnortnahe, bedarfsgerechte, ambulante und kurzstationäre Versorgung“ gesichert werden.
Laut Dr. Bernhard Gibis von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) steht die Gesundheitsversorgung in Deutschland vor einem erheblichen Strukturwandel. Dazu gehören der technische Fortschritt, der zu einer weiteren Ambulantisierung führt, aber auch der demografische Wandel sowie veränderte Erwartungen und Ansprüche auch der jungen Ärzt:innen. „Diese Veränderungsfaktoren bewirken eine kontinuierliche Neuausrichtung. Die Zukunft der Versorgung ist ambulant“, betonte Gibis.
Frank Lucaßen, Geschäftsführer von Fresenius Kabi und Mitglied des BVMed-Vorstands, sieht in den starren Sektorengrenzen mit verschiedenen Zuständigkeiten noch immer die größte Herausforderung für den Weg der Patient:innen durch das System. Eine bessere Vernetzung und die Unterstützung durch digitale Tools seien die Voraussetzung für eine zukunftsrobuste Gesundheitsversorgung.
Digitalisierung aller administrativen Prozesse
Im Hilfsmittelbereich sollte der Fokus stärker auf die Dienstleistung und weniger auf das Produkt gerichtet werden – dafür plädierte Boris von Maydell, Abteilungsleiter Ambulante Versorgung des Verbandes der Ersatzkassen (VDEK). Hieraus könne sich auch eine neue Rolle der Sanitätshäuser ergeben. Maydell sprach sich für eine Überprüfung der administrativen Prozesse und für eine moderne Beratung der Versicherten z. B. mittels Video aus. „Wir brauchen eine individuelle Versorgung der Versicherten in Absprache mit dem Hausarzt oder –ärztin und dem Pflegedienst.“ Notwendig sei es, alle administrativen Prozesse zu digitalisieren, von der elektronischen Verordnung über digitale Formulare bis hin zur bereits etablierten elektronischen Abrechnung.
„Homecare-Versorger und Hersteller im Dialog“ gehörte zu den Diskussionsthemen am Nachmittag. Für Ulrich Zihla, Geschäftsführer Hartmann Deutschland, muss es im Fokus der Unternehmen stehen, Innovationen zu entwickeln und effiziente Lösungen anzubieten, „die Patientinnen und Patienten sowie Leistungserbringern wirklich einen Vorteil bringen“. Dr. Alexander Moscho, Chief Operating Officer (COO) bei der GHD Gesundheits GmbH, plädierte dafür, eine neue Form der Zusammenarbeit zu finden und sektorenübergreifende Konzepte zu entwickeln. Aufgrund des zunehmenden Mangels an Pflegekräften stünden die Homecare-Unternehmen mit ihrem qualifizierten und spezialisierten Pflegepersonal in der besonderen Verantwortung, Lösungen anzubieten.
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