Füße gehö­ren in die Hän­de von Fachleuten

2002 warb eine große Elektronikhandelskette mit dem Slogan „Geiz ist geil“. Auch 2023 müssen viele Privatpersonen aufgrund gestiegener Kosten und Inflation wieder genauer hinschauen beim Konsum. Was für Privathaushalte zutrifft, gilt auch für das deutsche Gesundheitssystem. Die Finanzlage ist angespannt, nach Einsparpotenzialen wird gesucht. Eine Möglichkeit ist die ­Online-Einlagenversorgung. Durch Übertragung von Ver­sorgungsleistungen auf Patient:innen soll Geld gespart werden – doch zu welchen Kosten?

Medi­zi­ni­sche Fach­ge­sell­schaf­ten und ihre Expert:innen sind sich einig: Die Füße gehö­ren in die Hän­de von Fach­leu­ten. Das bestä­tigt Ortho­pä­die­schuh­tech­nik-Meis­ter Ste­fan Woltring im Inter­view mit der OT-Redaktion.

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OT: Herr Woltring, Sie betreu­en Sportler:innen aus unter­schied­li­chen Sport­ar­ten und auf unter­schied­li­chen Leistungs­niveaus. Unter ande­rem gehö­ren auch Fuß­bal­ler aus der höchs­ten deut­schen Spiel­klas­se dazu. Wie groß ist Ihrer Erfah­rung nach der Anteil in einer Bun­des­li­ga­mann­schaft, die eine Einlagen­versorgung sowohl im Sport als auch im All­tag benötigen?

Ste­fan Woltring: Das Tra­gen von Ein­la­gen in einer Fuß­ball­bun­des­li­ga­mann­schaft wird sehr unter­schied­lich gewünscht und gehand­habt. Die Grün­de für das Tra­gen spie­len dabei eine gro­ße Rol­le. In den Teams, die mein Unter­neh­men betreut, liegt der Anteil der Spie­ler, die regel­mä­ßig Ein­la­gen im Fuß­ball­schuh tra­gen, bei etwa fünf­und­zwan­zig Pro­zent. Im Ver­lau­fe einer Sai­son kom­men zehn bis zwan­zig Pro­zent der Spie­ler dazu, die auf­grund einer aku­ten Ver­let­zung tem­po­rär mit Ein­la­gen oder mit Umbau­maß­nah­men an den Fuß­ball­schu­hen Aus­stat­tun­gen erhal­ten. Ein Teil der ver­sorg­ten Sport­ler nutzt die Zeit außer­halb des Trai­nings- und Spiel­be­trie­bes, um z. B. durch sen­so­mo­to­ri­sche Ein­la­gen Rege­ne­ra­ti­ons­ef­fek­te der Mus­ku­la­tur zu unter­stüt­zen. Ande­re ver­wen­den das Bet­ten, die Kor­rek­tur und den Kom­fort von Ein­la­gen zur Prä­ven­ti­on von Über­las­tun­gen sowie zur Reha­bi­li­ta­ti­on bei bestehen­den Ver­let­zun­gen. Alle Maß­nah­men wer­den inter­disziplinär mit dem jewei­li­gen medi­zi­ni­schen Team der Mann­schaf­ten abgestimmt.

OT: Profi-Sportler:innen küm­mern sich auf­grund ihres Berufs natur­ge­mäß mehr um die Leis­tungs­fä­hig­keit ihres Kör­pers, als es viel­leicht Freizeitsportler:innen tun. Mit wel­chen Erfah­run­gen und wel­cher fach­li­chen Kom­pe­tenz sind die Sportler:innen aus­ge­stat­tet, wenn Sie auf sie treffen?

Woltring: Gro­ße sport­li­che Talen­te wer­den nicht sel­ten in frü­her Jugend ent­deckt. Durch Sport­in­ter­na­te, Kader oder Stütz­punk­te ent­ste­hen ande­re Rah­men­be­din­gun­gen für Jugend­li­che gegen­über denen, die nicht in einem sport­lichen Umfeld groß wer­den. Sie haben sich als jun­ge Erwach­se­ne bereits lan­ge mit Ernäh­rung, Bewe­gung und den Trai­nings­me­tho­den ihrer Kern­sport­art aus­ein­an­der­ge­setzt. Je nach Vor­er­fah­rung und Kom­mu­ni­ka­ti­on mit dem Umfeld steht und fällt die Auf­ge­schlos­sen­heit gegen­über Hil­fen von außen und damit die Bereit­schaft, bei­spiels­wei­se Ein­la­gen als Unter­stüt­zung anzu­neh­men. Eini­ge Pro­fi­sport­ler win­ken ab, wäh­rend ande­re begeis­tert sind. Eine fach­li­che Kom­pe­tenz und die damit ver­bun­de­ne dif­fe­ren­zier­te Betrach­tung und Bewer­tung die­ser Maß­nah­men erwächst bei den Pro­fi­sport­ler dabei in der Regel nicht.

OT: Wür­den Sie den Sportler:innen zutrau­en, die Qua­li­tät und den Nut­zen von Ein­la­gen beur­tei­len zu können?

Woltring: Die Qua­li­tät von Ein­la­gen kön­nen Sportler:innen und Sport­ler eben­so viel oder wenig bewer­ten, wie ande­re Pati­en­ten das kön­nen. Im Wesent­li­chen beur­tei­len sie den Nut­zen der Pro­duk­te danach, ob sie gehol­fen haben, ­bei­spiels­wei­se Schmer­zen oder Über­las­tungs­schä­den zu behe­ben, oder die Spiel­fä­hig­keit im Ball­sport oder das Lau­fen in der Leicht­ath­le­tik zu unter­stüt­zen. Das ein­fa­che Hand­ling im All­tag sowie das Kom­fort­ge­fühl wer­den sicher eben­falls als Maß­stab ange­legt. Leis­tungs­op­ti­mie­rung und Ver­let­zungs­pro­phy­la­xe sind Kri­te­ri­en, die eine Erklä­rung der Wirk­sam­keit von Ein­la­gen vor­aus­set­zen. Hier schließt sich der Kreis zum Fach­ex­per­ten, der die Erwar­tun­gen und die Wirk­sam­kei­ten von Ein­la­gen darstellt.

OT: An wel­chem Punkt sind aus Ihrer Sicht deut­lich Stopp-Schil­der auf­zu­stel­len, wenn es um das The­ma Ein­la­gen geht?

Woltring: Stopp eins: Beim The­ma Ein­la­gen gibt es Bestre­bun­gen, die Fach­kom­pe­tenz der Exper­ten im The­ma Fuß zu unter­gra­ben. Über Jahr­zehn­te sind Erfah­run­gen gewach­sen, die viel­fäl­ti­ge Pro­dukt­ideen her­vor­brach­ten. Die Wich­tig­keit des Orga­nes Fuß als Fun­da­ment des Ste­hens und des Gehens für den Men­schen ist deut­lich stär­ker in den Fokus der medi­zi­ni­schen Ver­sor­gung gerückt. Daher stopp, wenn es dar­um geht, die rich­ti­gen Maß­nah­men für die Füße oder Maß­nah­men zur Ver­sor­gung der Men­schen über die Füße Nicht­fach­leu­ten und Lai­en zu überlassen.
Stopp zwei: Ein­la­gen hel­fen meis­tens so gut wie das Gesamt­pa­ket drum­her­um. Pass­ge­nau­ig­keit, Indi­vi­dua­li­tät, Ana­mne­se, Pal­pa­ti­on, Gesamt­be­trach­tung, alles das sind Fak­to­ren um das eigent­li­che Hand­werks­pro­dukt ­her­um. Stopp, wenn die­se Fak­to­ren nicht mehr als Leis­tung der Fach­kom­pe­tenz für Her­stel­ler von Ein­la­gen aner­kannt werden!
Aber es gibt auch zwei wei­te­re – fach­li­che – Stopp-Schil­der. Stopp drei: Ein­la­gen sind kein All­heil­mit­tel. Erst wenn klar ist, dass eine Ein­fluss­nah­me über die Füße gewinn­brin­gend für die Pati­en­ten ein­setz­bar ist, soll­te über die Ver­wen­dung von Ein­la­gen und deren Nut­zen gespro­chen werden.
Stopp vier: Ein­la­gen müs­sen in ihrer Wirk­wei­se erklär­bar sein. Irgend­was und irgend­wo in weich oder fest unter den Füßen ist noch kei­ne Hil­fe. Ein stra­te­gi­sches Ziel steht hin­ter jeder Ein­la­gen­ver­sor­gung, unab­hän­gig davon, ob die Vor­ge­hens­wei­se pri­mär bio­me­cha­nisch oder pri­mär sen­so­mo­to­risch ist.

OT: Es gibt Ange­bo­te für Pri­vat­zah­len­de im Netz, die ein schmerz­frei­es Leben oder eine bes­se­re sport­li­che Per­for­mance ver­spre­chen. Wie schät­zen Sie die­se Ange­bo­te grund­sätz­lich ein?

Woltring: Zunächst ist ein wenig Vor­sicht gebo­ten. Schmerz­frei­heit zu ver­spre­chen, ohne die mög­li­chen ­Grün­de für Schmer­zen zu dif­fe­ren­zie­ren oder den Schwere­grad einer Erkran­kung zu ken­nen, ist nicht seri­ös. Ange­bo­te zur Unter­stüt­zung eines gesun­den Lebens oder dem ­Errei­chen ver­bes­ser­ter sport­li­cher Leis­tun­gen gibt es auf allen Ebe­nen, und das bereits, seit es einen Markt für die­se The­men gibt. Die Aus­sicht auf eine bes­se­re sport­li­che Per­for­mance wün­schen sich vie­le Men­schen. Das zu errei­chen erfor­dert, die Rah­men­be­din­gun­gen des/der jeweils Ein­zel­nen zu ken­nen und die sport­li­chen Zie­le zu defi­nie­ren. Ein­la­gen, ins­be­son­de­re sen­so­mo­to­ri­sche Ein­la­gen, kön­nen hier einen Bau­stein lie­fern. Die­ses Ange­bot online anzu­bie­ten, ist legi­tim. Jedoch unter­liegt beson­ders die sport­li­che Akti­vi­tät sehr kom­ple­xen Betrach­tun­gen, die als Vor­aus­set­zung für eine erfolg­rei­che Ver­wen­dung von Ein­la­gen zugrun­de gelegt wer­den müs­sen. Dazu braucht es Fach­ex­per­ti­se sowie die Über­prü­fung von Pass­form und Funk­ti­on von Ein­la­gen am Men­schen. Ent­schei­dend für die Qua­li­tät eines Ange­bo­tes sind hier nicht allein das Mate­ri­al und das Design. Die Com­pli­ance der Sport­le­rin­nen und Sport­ler setzt vor­aus, dass auch ihre Indi­vi­dua­li­tät berück­sich­tigt wird. Online-Ange­bo­te wer­den das nur schwer­lich gewährleisten.

OT: Genau­er nach­ge­fragt: Was hal­ten Sie davon, dass fach­liche Kom­pe­ten­zen auf die Kund:innen über­tra­gen wer­den, wie zum Bei­spiel das Ver­mes­sen der Füße?

Woltring: Füße in Grö­ße und Brei­te zu ver­mes­sen ist kein Hexen­werk. Aller­dings sind die Vor­aus­set­zun­gen für die Bewer­tung der Rele­vanz bei Fuß­form­ver­än­de­run­gen sehr weit­rei­chend. Ana­to­mi­sche Kennt­nis­se sowie Erfah­run­gen und Wis­sen über die Phy­sio­lo­gie des Men­schen bil­den die Basis der Betrach­tung und Bewer­tung. Allein die Art des Ver­mes­sens von Füßen birgt bereits vie­le Spiel­räu­me, die inter­pre­tiert wer­den müs­sen. Im Sport fin­det die­se Betrach­tung ger­ne in den Schritt­pha­sen nach Dr. Jaque­line Per­ry statt. Die Stand- und Schwung­pha­sen zu bewer­ten ist oft­mals sehr umfäng­lich. Die Inter­pre­ta­tio­nen auf die jewei­li­ge Per­son und die Sport­art las­sen es rich­tig span­nend wer­den. Die Wahr­schein­lich­keit von Feh­lern und Fehl­produkten steigt, wenn die fach­li­che Kom­pe­tenz nicht gege­ben ist.

OT: Die Fir­men, die die­se Ein­la­gen anbie­ten, bestechen durch eine hohe Prä­senz in den Sozia­len Medi­en. Vie­le – gera­de ­jün­ge­re – Men­schen dürf­ten auf die Ange­bo­te auf­merk­sam gemacht wer­den und sich in ihrem Kon­sum­ver­hal­ten auch abge­holt füh­len. War­um ist der Gang zu dem Fach­mann bzw. der Fach­frau den­noch besser?

Woltring: In den Sozia­len Medi­en zu glän­zen ist in der heu­ti­gen Zeit nicht schwie­rig. Dass auf die­sen Wegen vie­le Men­schen zu errei­chen sind, hat uns nicht zuletzt der blü­hen­de Online-Han­del in der Pan­de­mie­zeit gelehrt. Ins­be­son­de­re jün­ge­re Men­schen sind dem E‑Kommerz sehr auf­ge­schlos­sen. Es wäre falsch, das als Tat­sa­che zu igno­rie­ren, nur um alt­be­währ­te Ver­triebs­we­ge zu erhal­ten. Es wer­den sich in der Zukunft neue und ande­re Märk­te dar­aus ent­wi­ckeln, die das Feld der Ange­bo­te erwei­tern kön­nen. Die Fach­frau oder der Fach­mann zu sein in einem Gesund­heits­hand­werk der Ortho­pä­die bedeu­tet, Meis­te­rin oder Meis­ter zu sein in einem Berufs­stand, des­sen umfäng­li­ches Fach­wis­sen und des­sen Fer­tig­kei­ten dar­auf aus­ge­rich­tet sind, die Gesund­heit der Men­schen zu erhal­ten und dazu bei­zu­tra­gen, die­se wie­der her­zu­stel­len. Das kann kein Ange­bot über die Sozia­len Medi­en oder ein Ver­sand­han­del gewähr­leis­ten! In allen Berei­chen des Kon­sums ist das Ver­hal­ten der Men­schen dar­auf aus­ge­rich­tet, sich zu infor­mie­ren und auf Basis die­ser Infor­ma­tio­nen das Kauf­ver­hal­ten aus­zu­rich­ten. War­um soll die­ses Ver­hal­ten beim The­ma Gesund­heit aus­ge­schal­tet wer­den? Gera­de in der Fach­kom­pe­tenz des Ortho­pä­die-Hand­werks liegt die Stär­ke, der mög­li­chen Belie­big­keit eines Online-Ver­spre­chens entgegenzutreten.

OT: Was müs­sen Ortho­pä­die­schuh­tech­nik-Betrie­be unter­nehmen, um ihre eige­ne Sicht­bar­keit zu erhöhen?

Woltring: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Eine alte Weis­heit, die jedoch sehr zutref­fend sein kann. Die Sicht­bar­keit eines Ortho­pä­die­schuh­tech­nik-Unter­neh­mens zu erhö­hen, bedeu­tet nicht, auf jeden Zeit­geist auf­zu­sprin­gen. Grund­sätz­lich soll­te sich jedes Unter­neh­men die Fra­ge nach dem eige­nen Image stel­len. Wo lie­gen die Schwer­punk­te? Gibt es über­haupt Schwer­punk­te? Wel­che Ziel­grup­pen sol­len erreicht wer­den? Bestimmt das Ange­bot des Unter­neh­mens die Nach­fra­ge? Ist der Unter­neh­mer agie­rend oder reagie­rend? Wer in der Beant­wor­tung die­ser Fra­gen klar ist, nutzt die Mit­tel des Mar­ke­tings und die Wege der zeit­ge­mä­ßen Kom­mu­ni­ka­ti­on, um sei­ne Ange­bo­te zu plat­zie­ren. Weder der ein­zel­ne Betrieb noch die Bran­che der Ortho­pä­die-Schuh­tech­nik wird dar­um her­um­kom­men, dafür zu inves­tie­ren. Rat­sam ist dabei unbe­ding­te pro­fes­sio­nel­le Hil­fe. Das Licht anma­chen, um die Son­ne zu sehen, hat noch nie­man­dem genützt. „Auf sich auf­merk­sam zu machen“ ist ein Beruf für sich!

OT: Lang­fris­tig kön­nen fal­sche Ver­sor­gun­gen gesund­heits­ge­fähr­dend sein, dar­auf haben schon eini­ge Fach­ge­sell­schaf­ten hin­ge­wie­sen. Was erwar­ten Sie kon­kret für Fol­gen für die Nutzer:innen?

Woltring: Bereits jetzt gibt es bei der Ver­sor­gung mit Ein­la­gen dia­gnos­ti­sche Rand­be­rei­che, die nur gerin­ger Inter­vention bedür­fen. Das Risi­ko von Gesund­heits­schä­di­gun­gen ist hier als rela­tiv gering ein­zu­stu­fen. Was dabei jedoch als Rand­dia­gno­se zu betrach­ten ist und was als signi­fi­kant oder gra­vie­rend ein­ge­stuft wer­den muss, unter­liegt aus­schließ­lich der Bewer­tung der Medi­zin und sei­nen ver­schie­de­nen Fach­be­rei­chen. Die Nut­zer fal­scher Ein­la­gen und Ver­sor­gun­gen kön­nen gra­vie­ren­de Beschwer­den erfah­ren. Zunächst ein­mal geht viel Behand­lungs­zeit ver­loren. Die Pati­ent set­zen auf die best­mög­li­che Hil­fe durch die Fach­kraft ihres Ver­trau­ens. Wird die­se Hil­fe nicht ­gewähr­leis­tet, besteht die Gefahr, dass Ver­sor­gun­gen getra­gen wer­den, die kei­ne oder sogar eine kontraproduk­tive Wir­kung ent­fal­ten. Aku­te Schmer­zen las­sen sich mög­licherweise nicht lin­dern. Krank­heits­bil­der eta­blie­ren sich oder wer­den chro­nisch. Wei­te­re Fach­dis­zi­pli­nen der Medi­zin wer­den zura­te gezo­gen und jeder sucht an ande­rer Stel­le. Von­sei­ten der kli­ni­schen Betrach­tung bedeu­tet es, dass Struk­tu­ren sich ggf. dege­ne­ra­tiv ent­wi­ckeln und mög­li­cher­wei­se irrepa­ra­bel ver­schlei­ßen. Das Ver­har­ren in ­patho­lo­gi­schen Mus­tern kann Kom­pen­sa­tio­nen und Dekom­pen­sa­tio­nen aus­lö­sen, wor­aus im wei­te­ren Ver­lauf auch indi­rek­te Fol­ge­schä­den mög­lich sind.

OT: Bis­her gibt es die Online-Ein­la­gen nur für Selbst­zah­ler, ein­zel­ne Leis­tungs­er­brin­ger wie Kran­ken­kas­sen schwebt eine Online-Ver­sor­gung auf Rezept vor. Was wür­de dies für die Bran­che bedeuten?

Woltring: Die Idee einer Online-Ver­sor­gung geis­tert gera­de durch vie­le Köp­fe. Ortho­pä­die-Hand­wer­ke und Kran­ken­kas­sen, aber auch Zulie­fe­rer der Indus­trie wägen die Chan­cen und Risi­ken mit­ein­an­der ab. Nie­mand will etwas ver­pas­sen. Jedoch will auch nie­mand das Gute und Bewähr­te im bestehen­den Sys­tem unter­gra­ben. Die gro­ßen Stär­ken der Ortho­pä­die-Hand­wer­ke lie­gen in der hohen Fach­kom­pe­tenz und der Arbeit am Men­schen. Eine Ana­mne­se gestal­tet sich inter­ak­tiv zwi­schen den Pati­en­ten und dem Unter­su­cher. Die Unter­su­chun­gen fin­den am Kör­per statt. Die Beschrei­bun­gen von Krank­hei­ten und Beschwer­den sowie deren Ver­läu­fe durch die Pati­en­ten sind bila­te­ra­le Dia­lo­ge. Dienst­leis­tun­gen des Hand­wer­kes, wie Gang- und Bewe­gungs­ana­ly­sen, bedür­fen der fach­li­chen Inter­pre­ta­ti­on. Von die­sen Fak­to­ren ist abhän­gig, ob der Wirk­me­cha­nis­mus einer beab­sich­tig­ten Ein­la­gen­ver­sor­gung pri­mär bio­me­cha­nisch oder sen­so­mo­to­risch ist. Die Pati­en­ten ver­geben einen Ver­trau­ens­auf­trag an den Ortho­pä­die-Hand­wer­ker, bei dem die Gesund­heit der Pati­en­ten im Mit­tel­punkt steht. Kran­ken­kas­sen haben kei­nen Grund und offen­sicht­lich bis­lang kei­ne Grund­la­ge, die medi­zi­ni­schen Hilfs­mit­tel durch Online-Ver­sor­gun­gen zu ver­bil­li­gen. Der Auf­trag der Kran­ken­kas­sen besteht viel­mehr dar­in, die Gesund­heit der Ver­si­cher­ten im Maße des Not­wen­di­gen zu gewäh­ren. Statt dafür auf die mas­si­ve Her­ab­set­zung der Qua­li­tät zuguns­ten eines ver­meint­lich güns­ti­ge­ren Prei­ses zu set­zen, ist es über­fäl­lig, lan­ge eta­blier­te Wirk­ver­fah­ren wie bei­spiels­wei­se sen­so­mo­to­ri­sche Ein­la­gen als Hilfs­mit­tel anzu­er­ken­nen. Gesi­cher­te Kennt­nis­se auf der Basis von Erfah­run­gen und Wis­sen­schaft bie­ten bes­se­re Mög­lich­kei­ten, Kos­ten zu spa­ren und dem Stand des Wis­sens von heu­te gerecht zu wer­den. Das aktu­el­le Kom­pen­di­um der DGIHV zum The­ma Fuß und Schuh bringt die­se Erwar­tung gemein­sam mit den gro­ßen Fach­ge­sell­schaf­ten der Medi­zin klar zum Aus­druck. Das Ortho­pä­die-Hand­werk ist bären­stark, solan­ge es auf sei­ne Stär­ken setzt!

Die Fra­gen stell­te Hei­ko Cordes.

 

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