DGIHV ver­öf­fent­licht Fachtagungsprogramm

 „Versorgung stärken – Barrieren abbauen“: Unter dieser Überschrift tauschen sich am 11. August 2023 in Göttingen zur 7. Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für interprofessionelle Hilfsmittelversorgung e. V. (DGIHV) Vertreter:innen aller an der Versorgung beteiligten Berufe aus.

Ihr Ziel: den gemein­sa­men Blick im Ver­sor­gungs­all­tag auf die ein­zel­nen Patient:innen zu schär­fen. Zur Eröff­nung der 7. Fach­ta­gung spricht der nie­der­säch­si­sche Minis­ter für Sozia­les, Arbeit, Gesund­heit und Gleich­stel­lung, Dr. Andre­as Phil­ip­pi, ein Gruß­wort. Zudem begrüßt Prof. Dr. Metin Tolan, der Prä­si­dent der Georg-August-Uni­ver­si­tät Göt­tin­gen, die Experten.

Wie behält das Ver­sor­gungs­team im All­tag bei jähr­lich 30 Mil­lio­nen Ver­sor­gun­gen mit Hilfs­mit­teln den ein­zel­nen Pati­en­ten im Blick? Auf die­se Fra­ge gehen gleich meh­re­re Vor­trä­ge der Fach­ta­gung ein. Felix Streng, para­lym­pi­scher Leicht­ath­let, mehr­fa­cher Medail­len­ge­win­ner bei Para­lym­pics, Welt- und Euro­pa­meis­ter­schaf­ten, erläu­tert am eige­nen Bei­spiel, wie eine pati­en­ten­zen­trier­te Suche nach dem rich­ti­gen Hilfs­mit­tel für ein fehl­ge­bil­de­tes Bein aus­se­hen kann. Aus Sicht des Ortho­pä­die­tech­nik-Meis­ters beschreibt Alf Reu­ter, Vor­stands­mit­glied der DGIHV und Prä­si­dent des Bun­des­in­nungs­ver­ban­des für Ortho­pä­die-Tech­nik (BIV-OT), anhand von Bei­spie­len, dass jedes Hilfs­mit­tel ein Ver­sor­gungs­kon­zept benö­tigt. Ein Kon­zept, das nicht vom Pro­dukt, son­dern vom Men­schen aus­ge­hen sollte.

Auch bei der inno­va­ti­ven Osseo­in­te­gra­ti­on – der Anbin­dung einer Pro­the­se per Implan­tat – reicht der Blick auf das Hilfs­mit­tel und die dazu­ge­hö­ri­ge Ope­ra­ti­on nicht aus, um dem Pati­en­ten Teil­ha­be zu ermög­li­chen. Ein ganz­heit­li­ches Kon­zept für die Reha­bi­li­ta­ti­on ist für den Erfolg not­wen­dig, wie Olaf Gaw­ron, Ortho­pä­die­tech­nik-Meis­ter und stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der der DGIHV, in sei­nem Vor­trag zei­gen wird. Wel­che Rol­le spielt die Hilfs­mit­tel­ver­ord­nung bei der pati­en­ten­zen­trier­ten Hilfs­mit­tel­ver­sor­gung heu­te? Wie könn­te eine Hilfs­mit­tel­ver­ord­nung zukünf­tig aus­se­hen? Dr. med. Mat­thi­as Schmidt-Ohle­mann, Vor­sit­zen­der der „Deutsche(n) Ver­ei­ni­gung für Reha­bi­li­ta­ti­on e. V.“ (DVfR), Fach­arzt für Ortho­pä­die, Rheu­ma­to­lo­gie, Fach­arzt für phy­si­ka­li­sche und reha­bi­li­ta­ti­ve Medi­zin, Bad Kreuz­nach, gibt in Göt­tin­gen Ein­bli­cke in neue Ent­wick­lun­gen und Ansät­ze zur Ver­bes­se­rung der Hilfsmittelverordnung.

Gemein­sam für die Patienten

„Die inter­dis­zi­pli­nä­re Zusam­men­ar­beit ist in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten deut­lich vor­an­ge­schrit­ten“, erklärt Univ.-Prof. Dr. med. habil. Wolf­ram Mit­tel­mei­er, 1. Vor­sit­zen­der der DGIHV, Kli­nik­di­rek­tor der ortho­pä­di­schen Kli­nik und Poli­kli­nik in Ros­tock. „Den­noch kommt es immer wie­der zu soge­nann­ten Dreh­tür­ef­fek­ten oder Ver­sor­gungs­lü­cken. Das ist vor allem für Kin­der mit Ent­wick­lungs­stö­run­gen fatal. Der gemein­sam von allen Beru­fen in Abstim­mung mit Pati­en­ten und Ange­hö­ri­gen beschlos­se­ne fach­kun­di­ge und dif­fe­ren­zier­te Ein­satz von Hilfs­mit­teln ist Vor­aus­set­zung für eine nach­hal­ti­ge Selbst­stän­dig­keit und für chan­cen­rei­che Aus­sich­ten in Schu­le, Sport und Beruf bis ins hohe Alter. Daher müs­sen wir wei­ter an der bes­se­ren Zusam­men­ar­beit des Ver­sor­gungs­teams arbeiten.“

Wann Dreh­tür­ef­fek­te und Ver­sor­gungs­lü­cken nach Ampu­ta­tio­nen dro­hen, beschreibt Dr. phil. Chris­toph Egen, Kli­nik­ma­na­ger und wis­sen­schaft­li­cher Mit­ar­bei­ter in der Kli­nik für Reha­bi­li­ta­ti­ons­me­di­zin der Medi­zi­ni­schen Hoch­schu­le Han­no­ver sowie Lehr­be­auf­trag­ter des Insti­tuts für Son­der­päd­ago­gik der Leib­niz Uni­ver­si­tät Han­no­ver. Kön­nen die­se Effek­te unter ande­rem mit­hil­fe einer bes­se­ren Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen Arzt und Vertreter:innen von Gesund­heits­be­ru­fen ver­mie­den wer­den? Defi­ni­tiv, meint Prof. Dr. med. oec. Bernd Grei­temann, Ärzt­li­cher Direk­tor der Kli­nik Müns­ter­land am Reha­kli­ni­kum Bad Rothen­fel­de. Wie das kon­kret aus­se­hen soll, erläu­tert er in sei­nem Bei­trag in Göt­tin­gen. Unbe­strit­ten ist, dass Gesund­heits­be­ru­fe von Jahr zu Jahr unter grö­ße­ren Belas­tun­gen lei­den. Kön­nen sie sich gegen­sei­tig ent­las­ten und damit die Hilfs­mit­tel­ver­sor­gung stär­ken? Die­se Fra­ge steht eben­so auf dem Vor­trags­pro­gramm der Tagung wie die Fra­ge nach dem Abbau von Bar­rie­ren, in die­sem Fall von Bar­rie­ren zwi­schen den ver­schie­de­nen Sek­to­ren der Pfle­ge: ambu­lant, im Kran­ken­haus, in Ein­rich­tun­gen der Reha­bi­li­ta­ti­on oder im häus­li­chen Umfeld.

Mehr High-Tech – weni­ger Barrieren?

Wer­den tech­ni­sche inte­gra­ti­ve Ent­wick­lun­gen der Künst­li­chen Intel­li­genz wei­te­re Lösun­gen hin­sicht­lich bes­se­rer Inklu­si­on und Selbst­stän­dig­keit bie­ten? Davon ist Univ.-Prof. Dr. med. habil. Wolf­ram Mit­tel­mei­er über­zeugt. Ganz so weit ist die Ent­wick­lung aller­dings noch nicht. Wie sehr aber schon jetzt tech­ni­sche Inno­va­tio­nen kör­per­li­che Defi­zi­te tech­no­lo­gisch aus­glei­chen oder gar über­win­den kön­nen, erläu­tert Prof. Dr.-Ing. Mal­te Bell­mann, Pro­fes­sor für Ortho­pä­die-Tech­nik und Bio­me­cha­nik an der PFH Göt­tin­gen. Zum Abschluss der Fach­ta­gung lädt Univ.-Prof. Dr. med. habil. Wolf­ram Mit­tel­mei­er aus­ge­wähl­te Expert:innen aus Medi­zin, Ortho­pä­die-Tech­nik und Poli­tik zur Podi­ums­dis­kus­si­on unter der Über­schrift „Wie bau­en wir Bar­rie­ren ab?“ ein.

Das Pro­gramm liegt hier ab. Anmel­dun­gen sind per E‑Mail info@dgihv.org möglich.

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