Der ­Nut­zen ortho­pä­di­scher Hilfs­mit­tel im Leistungssport

Langstreckenläufer Hendrik Pfeiffer über die Bedeutung von Kompression im Profisport, seinen Weg aus der Verletzungskrise und die Rolle orthopädischer Hilfsmittel für Leistung und Regeneration.

Eine Dach­ge­schoss­woh­nung im Süd­os­ten von Düs­sel­dorf. Hen­drik Pfeif­fer sitzt zur Mit­tags­zeit im Wohn­zim­mer des unlängst zusam­men mit sei­ner Frau Esther frisch bezo­ge­nen neu­en Zuhau­ses. Bei einer Scha­le Por­ridge erzählt er sicht­lich ent­spannt, war­um er schon als Jugend­li­cher zum „Kilo­me­ter­samm­ler“ wur­de, wie ihn ein Ortho­pä­die-Schuh­ma­cher vor dem frü­hen Kar­rie­re­en­de bewahrt hat und wel­chen Mehr­wert die Kom­pres­si­ons­ver­sor­gung im Pro­fi-Lauf­sport mit sich bringt.

Anzei­ge

Dass Pfeif­fer wäh­rend des gesam­ten Gesprächs einen sehr ruhi­gen Ein­druck macht, liegt vor allem dar­an, dass er weni­ge Tage zuvor den Hous­ton-Mara­thon gelau­fen ist und sich noch in der Erho­lungs­wo­che befin­det. Ansons­ten heißt es für ihn als Pro­fi­sport­ler, über wei­te Stre­cken des Jah­res min­des­tens zwei hoch­wer­ti­ge Trai­nings­ein­hei­ten im Tages­plan unter­zu­brin­gen. Die­se Mischung aus Talent, Fleiß und Dis­zi­plin führ­te ihn u. a. ins Mara­thon­feld der Olym­pi­schen Spie­le in Tokio und zu EM-Bron­ze im ver­gan­ge­nen Jahr in Rom mit der deut­schen Hal­b­­ma­ra­thon-Staf­fel. Dabei ver­lief die Anfangs­zeit im Leis­tungs­sport für den 31-Jäh­ri­gen zunächst nicht frei von Schmer­zen und Enttäuschungen.

Im Gespräch mit der OT-Redaktion berichtet der Kader-Athlet (r.) vom stets sorgsamen Umgang mit seinem Körper. Foto: BIV-OT/Blatt
Im Gespräch mit der OT-Redak­ti­on berich­tet der Kader-Ath­let (r.) vom stets sorg­sa­men Umgang mit sei­nem Kör­per. Foto: BIV-OT/­Blatt

Kar­rie­re in Gefahr

Im April 2016 debü­tiert Hen­drik Pfeif­fer in sei­ner Hei­mat­stadt Düs­sel­dorf über die Mara­thon-Distanz und erfüllt dort sogleich die Qua­li­fi­ka­ti­ons-Norm für die Olym­pi­schen Spie­le in Rio de Janei­ro. So schnell der Auf­stieg, so hart kurz dar­auf der Fall. Eine Hag­lund Exosto­se, ein knö­cher­ner Ansatz am obe­ren hin­te­ren Bereich des Fer­sen­beins, führt zu aku­ten Achil­les­seh­nen­be­schwer­den. „Der Pro­zess ist schlei­chend und ich bin zunächst eine lan­ge Zeit damit zurecht­ge­kom­men“, erin­nert sich Pfeif­fer. Mit der Zeit reift in ihm aber die bit­te­re Erkennt­nis, dass eine OP und das Aus für Rio unver­meid­lich sind. Als zwei Jah­re spä­ter die glei­chen Beschwer­den vor der EM 2018, die er eben­so ver­pas­sen wird, erneut zuneh­men, ist es frag­lich, ob Pfeif­fer sei­ne Lauf­kar­rie­re noch wird fort­set­zen kön­nen. Er wird ein wei­te­res Mal erfolg­reich von Prof. Dr. med. Hajo Ther­mann in Hei­del­berg ope­riert und bekommt dann einen ent­schei­den­den Tipp.

Pfeif­fer berich­tet: „Ich bin mit Ortho­pä­die­schuh­ma­cher Micha­el Möl­ler in Müns­ter in Kon­takt gekom­men und zusam­men haben wir zunächst iden­ti­fi­ziert, dass die gan­zen Pro­ble­me von zu har­ten Fer­sen­kap­pen in den Lauf­schu­hen gekom­men sind. Dazu hat er über Mes­sun­gen erkannt, dass die Abroll­be­we­gung nicht ide­al in der Ach­se war und eben­so eine höhe­re Belas­tung für die Achilles­sehne dar­stell­te.“ Ortho­pä­di­sche Ein­la­gen und eine spe­zi­el­le Ein­ker­bung am Schuh im Fer­sen­be­reich sor­gen im Anschluss dafür, dass Hen­drik es seit der Zusammen­arbeit mit OSM Möl­ler nicht mehr mit dem tücki­schen Ver­let­zungs­bild zu tun bekom­men hat. Der ver­trau­ens­vol­le Kon­takt der bei­den ist bis heu­te nicht abgerissen.

Zur Per­son
Gebo­ren 1993 in Düs­sel­dorf, schloss sich Hen­drik ­Pfeif­fer als Jugend­li­cher der Leicht­ath­le­tik-Abtei­lung des LAZ Rhe­de am Nie­der­rhein an. Spä­ter folg­te ein Wech­sel zum TV Wat­ten­scheid in Bochum. In sei­ner Geburts­stadt ­debü­tier­te er 2016 auf der Mara­thon-Distanz und unter­bot sogleich die Qua­li­fi­ka­ti­ons­norm für die Olym­pi­schen ­Spie­le in Rio. Ver­let­zungs­be­dingt erfüll­te sich der Traum von Olym­pia für Pfeif­fer aller­dings erst 2021 in Tokio. Zu sei­nen gro­ßen inter­na­tio­na­len Erfol­gen gehö­ren für den ­Deut­schen Mara­thon-Meis­ter von 2022 ein 3. Platz in Hous­ton, ein 7. Platz beim World Mara­thon ­Major in ­Lon­don, Platz 12 in New York und Platz 16 in Bos­ton. Ein Kurio­sum: 2022 muss­te Pfeif­fer in New York aus dem ­Ama­teur-Start­block los­lau­fen und beleg­te in die­ser unge­woll­ten Kate­go­rie Platz 1. Der lang­jäh­ri­ge Kader­ath­let ist als Sport­sol­dat bei der Bun­des­wehr beschäf­tigt und stu­diert zudem Jour­na­lis­mus an der TU Dort­mund. Ende 2024 zog Pfeif­fer mit sei­ner Frau Esther aus Han­no­ver nach Düs­sel­dorf, wo das schnells­te Mara­thon-Paar Deutsch­lands dem Club Düs­sel­dorf Ath­le­tics bei­getre­ten ist. 

 

Kom­pres­si­on als Erholungsfaktor

Dass der Rhein­län­der sei­ne Mara­thon-Best­zeit, die aktu­ell bei 2:07:14 h liegt, über die Jah­re ste­tig ver­bes­sert hat, ist zum einen auf inten­si­ve und opti­mier­te Trainingsein­heiten zurück­zu­füh­ren, hat zum ande­ren aber auch viel mit einem bewuss­ten Umgang mit dem eige­nen Kör­per zu tun. Dazu zäh­len ins­be­son­de­re aus­ge­präg­te Schlaf- und Ruhe­pha­sen, gesun­de Ernäh­rung und wei­te­re Regenera­tionsmaßnahmen. An die­ser Stel­le kommt die Kompres­sion ins Spiel.

Über die Deut­sche Sport­hil­fe und deren Ser­vice-Part­ner Bau­er­feind erhält Hen­drik Pfeif­fer Zugriff auf eine Aus­wahl an ortho­pä­di­schen Hilfs­mit­teln. Das Inter­es­se ist noch wäh­rend sei­ner Zeit beim TV Wat­ten­scheid im Ruhr­ge­biet geweckt, und nach erfolg­ter Ver­mes­sung im Sani­täts­haus sam­melt der Top-Ath­let zunächst auf sei­nen zahl­rei­chen Rei­sen Erfah­run­gen mit Kom­pres­si­ons­so­cken. Die­se sind so posi­tiv, dass Pfeif­fer sich umfang­reich mit dem The­ma Kom­pres­si­on beschäf­tigt. „Ich woll­te auch in die­sem Bereich noch pro­fes­sio­nel­ler wer­den und habe erst die Arm­lin­ge und etwas spä­ter die Ober­schen­kel-Bein­­lin­ge für mich ent­deckt und ein­ge­setzt“, skiz­ziert er den Pro­zess, der zum Jah­res­wech­sel 2024/25 eine neue part­ner­schaft­li­che Qua­li­tät erreicht.

Seit fast einem Jahrzehnt gehört der Langstreckenspezialist zu den besten Marathon-Läufern in Deutschland. Foto: Bauerfeind
Seit fast einem Jahr­zehnt gehört der Lang­stre­cken­spe­zia­list zu den bes­ten Mara­thon-Läu­fern in Deutsch­land. Foto: Bauerfeind

Neben der Bereit­stel­lung von Pro­duk­ten für Trai­ning, Wett­kampf und Erho­lung wer­den sich die Betei­lig­ten zukünf­tig noch inten­si­ver zur Wei­ter­ent­wick­lung der ortho­pä­di­schen Hilfs­mit­tel aus­tau­schen. Sei­ne indi­vi­du­el­len Vor­tei­le bei der Anwen­dung kann Hen­drik Pfeif­fer klar benen­nen: „Das Tra­gen der Kom­pres­si­on ist nicht nur durch­blu­tungs­för­dernd, son­dern sorgt für mehr Kör­per­span­nung und – damit ver­bun­den – einen auf­rech­te­ren Lauf­stil. Ergän­zend kommt hin­zu, dass die ‚Slee­ves‘ an Armen und Bei­nen je nach Bedarf sowohl wär­mend als auch küh­lend sein kön­nen.“ Außer­dem habe das Tra­gen von Kom­pres­si­ons­so­cken auf Flü­gen zu einer star­ken Abnah­me von Was­ser­ein­la­ge­run­gen geführt, was den Pro­zess in Vor­be­rei­tung eines Wett­kampfs oder bis zum Wie­der­ein­stieg ins Trai­ning maß­geb­lich unter­stüt­ze. „Nach dem Mara­thon in Hous­ton kamen mir direkt neue Ideen in den Sinn, die wir aber noch nicht unter­ein­an­der bespro­chen haben.“

Bedürf­nis­se klar benennen

Pfeif­fer legt viel Wert auf Details, was sei­nem Hilfs­mit­tel­part­ner in Bezug auf die Pro­dukt­ent­wick­lung zugu­te­kommt, wie Tobi­as Scheer, Mar­ke­ting­ma­na­ger bei Bau­er­feind Sports, bestä­tigt: „Unse­re Pro­duk­te hel­fen grund­sätz­lich jedem Sport­ler, unab­hän­gig von der Leis­tungs­fä­hig­keit. Ein Pro­fi wie Hen­drik kann sei­ne kon­kre­ten Bedürf­nis­se ganz klar benen­nen und spürt die Unter­stüt­zung der Kom­pres­si­on noch ein­mal prä­zi­ser. Er tes­tet die Pro­duk­te unter Extrem­be­din­gun­gen und es ist natür­lich unser Anspruch, dass unse­re Pro­duk­te die­sen stand­hal­ten.“ Das Feed­back des Ath­le­ten kom­bi­niert Bau­er­feind dann mit wis­sen­schaft­li­chen Erkennt­nis­sen aus Stu­di­en­ergeb­nis­sen. So wür­den zum Bei­spiel die haus­ei­ge­nen Unter­schen­kel-Slee­ves den Mus­kel­auf­wand des Sport­lers mess­bar optimieren.

Im nächs­ten Schritt der Koope­ra­ti­on bringt Hen­drik Pfeif­fer ein wei­te­res Pro­dukt aus dem Hilfs­mit­tel-Port­fo­lio zur Anwen­dung: „Ich habe ganz frisch eine Rücken­ban­da­ge bekom­men, die ich beim Auto­fah­ren tra­gen möch­te, um damit für eine bes­se­re Sitz­po­si­ti­on zu sor­gen.“ Hier arbei­tet der Ath­let prä­zi­se bis ins kleins­te Detail an der ste­ten Ver­bes­se­rung sei­ner Leis­tungs­fä­hig­keit. Jeder Mosaik­stein ist von Bedeu­tung, um aktu­el­le Zie­le wie die Kader-Norm für 2026 oder die Teil­nah­me am Mara­thon bei den Leicht­ath­le­tik-Welt­meis­ter­schaf­ten im Sep­tem­ber in Tokio zu errei­chen. Und wie schaut es mit den Olym­pischen Spie­len 2028 in Los Ange­les aus? „Von der Zeit her habe ich mich seit 2016 immer für Olym­pia qua­li­fi­zie­ren kön­nen. Es ist unser gro­ßes Ziel, dass Esther und ich als Ehe­paar gemein­sam zu den Spie­len fahren.“

Im Anschluss an das aus­führ­li­che Gespräch in Hen­driks Wohn­zim­mer geht es nach Abstim­mung eines für Ath­let und Autor bei­der­seits prak­ti­ka­blen Durch­schnitts­tem­pos noch ins nahe gele­ge­ne Wald­ge­biet zu einer gemein­sa­men Lauf­run­de. Der Pro­fi ist in sei­ner Erho­lungs­wo­che bei der Geschwin­dig­keit „gnä­dig“ und nutzt die Gele­gen­heit umge­hend dafür, eine alter­na­ti­ve Län­ge sei­ner Arm­lin­ge zu tes­ten. Ers­ter Ein­druck? Passt! Bleibt final noch auf­zu­lö­sen, wie Hen­drik Pfeif­fer denn über­haupt zum Kilo­me­ter­samm­ler und schließ­lich Mara­thon­läu­fer gewor­den ist: „Als Jugend­li­cher muss­te ich nach dem Lauf­trai­ning teil­wei­se noch eine Stun­de auf den Bus war­ten. Um mir die Zeit zu ver­trei­ben, habe ich dann noch eine 10-km-Run­de gedreht. Mir war rela­tiv schnell klar, dass mein Talent auf den ganz lan­gen Stre­cken liegt.“

Micha­el Blatt

Part­ner­schaft
Bereits seit 2023 nutzt Hen­drik Pfeif­fer ortho­pä­di­sche Hilfs­mit­tel von Bau­er­feind. Anfang die­ses Jah­res haben die Akteu­re eine noch enge­re Part­ner­schaft bekannt gege­ben. Wäh­rend sei­ner Wett­kämp­fe setzt der ­Olym­pio­ni­ke ins­be­son­de­re Arm- und Upper Leg Slee­ves zur ­Sta­bi­li­tät der Kör­per­span­nung, Scho­nung der Mus­keln sowie zur Regu­lie­rung der Kör­per­tem­pe­ra­tur ein. Wäh­rend des Erho­lungs­pro­zes­ses kom­men z.  B. Kom­pres­si­ons­strümp­fe und eine ­Rücken­ban­da­ge zum Ein­satz. Bei der Wei­ter- und Neu­ent­wick­lung der Sport­pro­duk­te ist für die Zukunft ein enger Aus­tausch zwi­schen den Be­teiligten ­ver­ein­bart. ­Sowohl (teil)erstattungsfähige Pro­duk­te als auch das Sport­port­fo­lio von Bau­er­feind kön­nen vom Sanitäts­fachhandel ins eige­ne Sor­ti­ment auf­ge­nom­men werden. 

 

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