BIV-OT mit Herz und Hand: Im Ein­satz für die Ortho­pä­die-Tech­nik-Hel­den in Paris

Wenn alle vier Jahre zu den Paralympics tausende Athletinnen und Athleten aus aller Welt sich dem Wettbewerb stellen, sind alle Scheinwerfer auf die Sportler und ihre Leistungen gerichtet. Zu Recht!

Damit die Ath­le­ten glän­zen kön­nen, wer­den sie auf ihren sport­li­chen Wegen von Ortho­pä­die­tech­ni­kern beglei­tet. Sie sor­gen in der Vor­be­rei­tung der Spie­le, in den Werk­stät­ten der Para­lym­pics vor Ort und am Spiel­feld­rand für die best­mög­li­che Hilfs­mit­tel­ver­sor­gung in All­tag und Sport.

„Es ist unse­re Auf­ga­be als Spit­zen­ver­ban­des des Hand­werks die Leis­tun­gen und Lei­den­schaft des Berufs­bil­des einer brei­ten Öffent­lich­keit sicht­ba­rer zu machen“, erklärt Alf Reu­ter, Prä­si­dent des Bun­des­in­nungs­ver­ban­des für Ortho­pä­die-Tech­nik (BIV-OT). „Ohne die Ortho­pä­die­tech­ni­ker im Zusam­men­spiel mit Ärz­ten und Phy­sio­the­ra­peu­ten kön­nen Men­schen mit Ein­schrän­kun­gen die Hür­den des All­tags und Sports nicht bewältigen.“

Dia­log für Inklu­si­on: BIV-OT im Aus­tausch bei den Para­lym­pics in Paris

Der Prä­si­dent des BIV-OT reis­te gemein­sam mit Kirs­ten Abel, Spre­che­rin des Prä­si­di­ums, zu den Para­lym­pi­schen Spie­len nach Paris, um die Inter­es­sen der Mit­glie­der auf der größ­ten Sport­büh­ne der Welt zu ver­tre­ten. Neben der Teil­nah­me an der fei­er­li­chen Eröff­nung nutz­ten sie die Gele­gen­heit für inten­si­ve Gesprä­che mit Insti­tu­tio­nen, die – genau wie der BIV-OT – lei­den­schaft­lich für die best­mög­li­che Sport­ver­sor­gung sowohl im Spit­zen- als auch im Brei­ten­sport kämpfen.

Beson­ders ein­drück­lich waren die Tref­fen mit Ver­tre­tern des Deut­schen Behin­der­ten­sport­ver­ban­des (DBS), die Tag für Tag dafür sor­gen, dass Sport­ler mit Behin­de­rung die Chan­ce bekom­men, ihren Sport aus­zu­üben – egal ob im Leis­tungs­sport oder in der Frei­zeit. Reu­ter und Abel tra­fen zudem Ver­tre­ter des Sozi­al­ver­ban­des VdK, die immer wie­der dar­auf hin­wei­sen, dass in Deutsch­land zu vie­le not­wen­di­ge Hilfs­mit­tel unbe­rech­tigt abge­lehnt wer­den, was vie­le Men­schen von der Teil­ha­be am Sport aus­schließt. In einem wei­te­ren wich­ti­gen Gespräch mit der Deut­schen Gesetz­li­chen Unfall­ver­si­che­rung (DGUV) wur­de betont, wie eng Sport, Teil­ha­be und beruf­li­che Reha­bi­li­ta­ti­on mit­ein­an­der ver­bun­den sind – ein Bewusst­sein, das bei den gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­run­gen lei­der noch fehlt.

„Sport ist für Kör­per und See­le von unschätz­ba­rem Wert, egal ob mit oder ohne Behin­de­rung“, beton­te Alf Reu­ter. „Er stei­gert die Lebens­qua­li­tät, stärkt die Teil­ha­be und redu­ziert lang­fris­tig die Gesund­heits­kos­ten. Es ist an der Zeit, dass die Kos­ten­über­nah­me von Hilfs­mit­teln für den Brei­ten­sport auch im Erwach­se­nen­al­ter in Deutsch­land selbst­ver­ständ­lich wird.“

Der Maschi­nen­raum der Ath­le­ten: Not­fall­ver­sor­gung mit Herz und Hand

Wie genau sieht die Hilfs­mit­tel­ver­sor­gung wäh­rend der Para­lym­pics aus? Sie muss vor allem schnell erfol­gen. Kann der Sport­ler nicht pünkt­lich beim Wett­be­werb mit einem geeig­ne­ten Hilfs­mit­tel antre­ten, ist die Arbeit von Jah­ren zunich­te­ge­macht. Dar­über infor­mier­te sich Alf Reu­ter unter ande­rem in zwei Werk­stät­ten in Paris – die eine für Orthe­sen, die ande­re für Pro­the­sen – des fran­zö­si­schen Ver­sor­gers Pro­te­or. Wäh­rend sei­nes Besuchs am Tag der Eröff­nung arbei­te­te die fran­zö­si­schen Kol­le­gen an der Fer­tig­stel­lung eines Covers für die pro­the­thi­sche Kur­zeit­ver­sor­gung für einen Teil­neh­mer der Para­lym­pi­schen Spie­le. “Ohne mei­nen Ortho­pä­die­tech­ni­ker wird mein Leben schnell zur Höl­le…” — Mit die­ser von Alf Reu­ter sehr geschätz­ten Kam­pa­gne macht das fran­zö­si­sche Unter­neh­men auf die Bedeu­tung des Hand­werks für die Ver­sor­gung von Men­schen mit Ein­schrän­kung in All­tag und Sport aufmerksam.

Weni­ge Tage spä­ter über­zeug­ten sich Alf Reu­ter, Kirs­ten Abel und Ant­je Voigt­mann gemein­sam mit Fried­helm Juli­us Beu­cher von den Leis­tun­gen der 130 Ortho­pä­die­tech­ni­ker aus 42 Län­dern. Mit Herz­blut ver­sorg­ten sie die Ath­le­tin­nen und Ath­le­ten in der zen­tra­len Werk­statt im para­lym­pi­schen Dorf. Unter der Lei­tung des Hilfs­mit­tel­hel­lers Otto­bock nah­men sie rund 2.700 Repa­ra­tu­ren an Hilfs­mit­teln vor und stell­ten den tech­ni­schen Ser­vice im Vor­feld, im Ver­lauf und im Nach­gang der Spie­le sicher. Auch hier ging es um schnel­le Hil­fe für Ath­le­ten. Einer thai­län­di­schen Sport­le­rin konn­te mit dem Aus­wech­seln eines neu­en Knie­ge­lenks schnell gehol­fen wer­den. Für einen deut­schen Roll­stuhl-Rug­by-Spie­ler fan­den die Ortho­pä­die­tech­ni­ker in der Werk­statt eine krea­ti­ve Lösung. Sie ver­sa­hen die Pro­the­se mit einem schnell zu öff­nen­den Ver­schluss und wech­sel­ba­rem Grip­ma­te­ri­al aus brei­ten Fahr­rad­rei­fen. Damit konn­te der Spie­ler sei­nen Roll­stuhl antrei­ben und pro­blem­los am para­lym­pi­schen Wett­be­werb teil­neh­men. Beson­ders kniff­lig war etwa die Repa­ra­tur einer dop­pel­sei­ti­gen Orthe­se für einen Ath­le­ten aus dem Kon­go. Sie konn­te aller­dings erst nach zwei Tagen inten­si­ver Arbeit wie­der nutz­bar gemacht werden.

„In Paris traf ich Kol­le­gen wie Ingo Pfef­fer­korn oder Fran­ko Klahr, die zum wie­der­hol­ten Mal ehren­amt­lich in der Werk­statt Hand anleg­ten. Ihr Enga­ge­ment und ihre Lei­den­schaft soll­ten nicht unge­se­hen blei­ben“, erklärt Alf Reu­ter. „Ganz neben­bei tra­gen sie mit ihrer Teil­nah­me an der inter­na­tio­na­len Werk­statt auch dazu bei, die Exper­ti­se des deut­schen Hand­werks in die Welt zu tra­gen und zugleich von den Kol­le­gen aus den ande­ren Län­dern Inspi­ra­tio­nen für unse­re Ver­sor­gun­gen in Deutsch­land zu erhalten.“

Dia­log über natio­na­le Gren­zen hinweg 

Zum Schluss der Rei­se tra­fen Kirs­ten Abel und Ant­je Voigt­mann Edouard Archam­beaud, Chief Exe­cu­ti­ve Offi­cer (CEO) des 1914 in Dijon gegrün­de­ten Fami­li­en­un­ter­neh­mens Pro­te­or. Die Fir­ma betreibt in Frank­reich 63 ortho­pä­die­tech­ni­sche Ver­sor­gungs­zen­tren und ist einer der Hilfs­mit­tel­her­stel­ler, die alle zwei Jah­re ihre Neu­hei­ten zur OTWorld in Leip­zig vor­stel­len. Bei einem Rund­gang durch die For­schungs- und Ent­wick­lungs­ab­tei­lung sowie das Logis­tik­zen­trum in Seur­re bei Dijon spra­chen der CEO von Pro­te­or und die Ver­tre­te­rin­nen des BIV-OT und der Leip­zi­ger Mes­se vor allem über die unter­schied­li­chen Sys­te­me der Hilfs­mit­tel­ver­sor­gung in Deutsch­land und Frank­reich, trotz gemein­sa­mer EU-Regularien.

Eine Atmo­sphä­re vol­ler Lei­den­schaft und Teamgeist

Die Stim­mung bei den Para­lym­pi­schen Spie­len in Paris 2024 war von einer beson­de­ren Magie erfüllt. Über­all war die Kraft des Zusam­men­halts und die uner­schüt­ter­li­che Ent­schlos­sen­heit der Ath­le­tin­nen und Ath­le­ten, ihre Träu­me wahr wer­den zu las­sen, zu spü­ren. Inmit­ten des tosen­den Jubels und der bun­ten Viel­falt an Natio­na­li­tä­ten und Kul­tu­ren war die Atmo­sphä­re von einem tie­fen Respekt für die her­aus­ra­gen­den Leis­tun­gen der Sport­ler und ihrer Unter­stüt­zer geprägt. „Beson­ders ein­drucks­voll war die enge Zusam­men­ar­beit zwi­schen den Ath­le­ten und den Ortho­pä­die­tech­ni­kern, die mit Lei­den­schaft und Prä­zi­si­on dafür sorg­ten, dass jede Pro­the­se und jede Orthe­se per­fekt saß“, so Reu­ter. „Es waren Momen­te der stil­len Hel­den, die mit Hin­ga­be und Fach­wis­sen im Hin­ter­grund agier­ten und so einen wich­ti­gen Bei­trag zu den Erfol­gen auf dem Spiel­feld leis­te­ten.“ Einen Bei­trag, den der BIV-OT über Arti­kel im Deut­schen Hand­werks­blatt und der Deut­schen Hand­werks Zei­tung im Nach­gang der Para­lym­pics trans­pa­rent machen wird.

Paris zeig­te ein­drucks­voll, was mög­lich ist, wenn Men­schen mit einer gemein­sa­men Visi­on und uner­schüt­ter­li­chem Wil­len zusam­men­kom­men: sport­li­che Höchst­leis­tun­gen und mensch­li­che Erleb­nis­se, die weit über die Gren­zen des Sports hinausgehen.

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