Welche Erwartungen die Confairmed GmbH als Organisator des Kongresses und der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik (BIV-OT) als dessen ideeller Träger an die neue Doppelspitze haben, und wie sich unter anderem das die Branche weiterhin bestimmende Thema MDR vom 12. bis zum 15. Mai auf der OTWorld widerspiegeln wird, berichtet Georg Blome, Geschäftsführer des BIV-OT und der Confairmed GmbH, zusammen mit Antje Feldmann, OTWorld-Projektverantwortliche seitens der Confairmed, im Gespräch mit der OT.
OT: Herr Blome, bevor wir auf die OTWorld 2020 zu sprechen kommen – was ist Ihnen auch gut eineinhalb Jahre nach der letzten Ausgabe von Weltkongress und Leitmesse noch nachhaltig aus 2018 in Erinnerung geblieben?
Georg Blome: Neben der wieder von vielen Seiten gelobten Qualität der Symposien und der beeindruckenden Keynote-Präsentationen denke ich immer wieder gerne an die überaus positive Stimmung in Messe und Kongress zurück. Es hat sich auch in 2018 gezeigt, dass auf der OTWorld die weltweite Branche zuhause ist, hier Experten aus aller Welt zusammenkommen und die zukunftsorientierte Patientenversorgung im Mittelpunkt steht.
OT: Frau Feldmann, das Feedback auf 2018 fiel auf Seiten der Referenten, Aussteller und Fachpublikum durchweg positiv aus – gab es dennoch Bereiche, wo Sie sagen: „Hier können wir noch besser werden“?
Antje Feldmann: Wir freuen uns natürlich, dass wir 2018 eine erfolgreiche Veranstaltung hingelegt haben und die Zufriedenheit bei allen Beteiligten hoch war. Aber als Veranstalter gehen wir auch mit offenen Augen und Ohren über die OTWorld. Wir schauen, ob und wie Neues angenommen wird, wo vielleicht auch Fallstricke aufgetreten sind, die man im Vorfeld nicht im Blick hatte. Mit ein wenig Abstand zur Veranstaltung – wenn alle Eindrücke gesackt sind – beginnt dann auch die Zeit des Rückblicks und der kritischen Bewertung. Dies machen wir zusammen mit den Kollegen der Leipziger Messe. Wir werten gemeinsam Zahlen und Rückmeldungen aus den Gremien, von Besuchern und Ausstellern aus. Das mündet dann beispielsweise in ganz praktische Umsetzungen wie technische Aufrüstungen oder die Idee, neue Kongressformate einzuführen, um die Attraktivität für Kongressbesucher weiter zu steigern.
OT: Kurz vor Weihnachten ist das Programm für 2020 erschienen – skizzieren Sie bitte den Weg bis zur Veröffentlichung.
Feldmann: Wir beginnen tatsächlich schon im Sommer nach der Vorveranstaltung mit der Planung der nächsten OTWorld. Dann treffen wir uns mit den Kongresspräsidenten zu einem ersten intensiven Austausch und für die ersten inhaltlichen Absprachen zur Ausrichtung des Weltkongresses. Im folgenden Herbst wird es dann konkret mit der inhaltlichen Ausgestaltung. Das Programmkomitee nimmt seine Arbeit mit der ersten Sitzung auf und diskutiert Struktur, Formate, Themen und Referentenvorschläge für die OTWorld. In Dortmund laufen alle Fäden zusammen. Aus den Ergebnissen der Absprachen und Anfragen entwickelt sich dann eine Programmstruktur. Anschließend beginnt die heiße Phase: Abstracts gehen ein, vorstrukturierte Symposien werden vervollständigt und im Oktober vor der OTWorld wird das Programm in der abschließenden Sitzung des Programmkomitees finalisiert. Wie Sie bereits sagten, konnten wir kurz vor Weihnachten das Veranstaltungsprogramm auf der Website online stellen. Das ist immer ein Meilenstein, der uns ganz deutlich sagt: wir gehen mit Riesenschritten auf die OTWorld zu!
Digitalisierung formatübergreifend im Fokus
OT: Wie spiegelt sich die Digitalisierung der Technischen Orthopädie im Kongressprogramm wider?
Feldmann: Das Thema Digitalisierung greifen wir an allen Tagen über alle Veranstaltungsformate auf. In mehreren Symposien geht es schwerpunktmäßig um Digitalisierung mit Themen wie „Digitales Design in der Orthopädie-Technik & Orthopädie-Schuhtechnik“ oder „Digitale Konzepte aus der Praxis für die Praxis“. Die praxisorientierten Kurse widmen sich unter anderem der digitalen Formerfassung oder digitalen Werksstattprozessen. Auch im neuen Format Spezialisten-Workshop geht es nicht nur um innovative moderne Werkstoffe, sondern auch um deren Verarbeitung in der additiven Fertigung. In mehreren freien Themenblöcken gehen dann gezielt die Beiträge auch auf die Entwicklungen im 3D-Druck ein. Und nicht zuletzt wird auch das Thema Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen eine Rolle spielen.
OT: Mit den beiden Präsidenten Prof. Dr. Christoph Josten und Michael Schäfer gibt es erstmals ein Duo aus Ärzteschaft und Handwerk in der Kongressleitung. Wie kam es zu dieser Doppelstrategie und was erwarten Sie sich von der inhaltlichen Partnerschaft?
Blome: Der BIV-OT und die Confairmed stehen für einen interdisziplinären Ansatz in der Patientenversorgung. Nur wenn die Stärken aus Medizin und Handwerk zusammenkommen, kann der Patient optimal profitieren. Konsequenterweise verfolgen wir diesen Ansatz auch in der Präsidentschaft unseres Kongresses. Medizin und Handwerk auf Augenhöhe stellt damit als Signal auch die Weichen für neue Impulse in der Programmgestaltung. So präsentieren wir in 2020 weltweit anerkannte Leuchtturmprojekte, die sich durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zum Wohle der Patienten auszeichnen.
OT: Die OTWorld fällt 2020 mit der Deadline zur verbindlichen Anwendung der EU-Medizinprodukte-Verordnung (MDR) zusammen. In welchem Maße wird sich das Thema im Programm wiederfinden?
Blome: Die MDR berührt Hersteller von Serienprodukten, Händler und Hersteller von Sonderanfertigungen gleichermaßen. Die Deutsche Gesellschaft für interprofessionelle Hilfsmittelversorgung e. V. (DGIHV) beschäftigt sich in einereigenen Arbeitsgruppe seit einiger Zeit mit den Anforderungen und gibt Umsetzungshilfen für die Branche. Im Mai 2020 werden viele Fragen formal geklärt sein, dennoch werden weiterhin praktische Fragen auf Seiten der Akteure bestehen. Daher werden wir an jedem Veranstaltungstag im Forum Sanitätshaus die unterschiedlichen Aspekte der Verordnung und deren Umsetzung in Vorträgen beleuchten. Eine Podiumsdiskussion wird die MDR aus Sicht der beteiligten Akteure aus Politik, Industrie und Leistungserbringer unter Beteiligung europäischer Verbandssicht aufgreifen. Aber nicht nur auf der OTWorld bleibt das Themaim Fokus. Die Confairmed bietet auch in 2020 wieder spezielle Seminare zur MDR, Qualitätsmanagement und ISO 13485 an.
OT: Die Titel „Weltkongress“ und „Internationale Leitmesse“ wollen berechtigt sein. In welchen Bereichen dokumentiert sich die globale Präsenz der Hilfsmittelversorgung während der Zeit der OTWorld?
Feldmann: Die OTWorld hat durchaus beeindruckende Zahlen und Inhalte zu bieten. In ihrer Kombination aus Weltleitmesse und Weltkongress ist sie in unserer Branche einzigartigund die international führende Veranstaltung. Alle nationalen und internationalen Marktführer werden im Mai anwesend sein, wir rechnen wieder weltweit mit der höchsten Anzahl an Produktpremieren und Neuheiten, die von den Ausstellern präsentiert werden. Nicht zuletzt ist die OTWorld die von der Fachwelt am besten besuchte Messe. All das sind eindrucksvolle Belege für den Titel.
OT: Erstmals ist die TAR-Konferenz als Satellitenveranstaltung in das Geschehen der OTWorld eingebettet. Wer verbirgt sich hinter der Abkürzung und in welcher Form profitieren die Veranstaltungen voneinander?
Feldmann: TAR steht für „Technically Assisted Rehabilitation“ und versteht sich als europäische Plattform für den Transfer von Forschung in die Praxis im Bereich der assistiven Technologien in der Rehabilitation. Die Veranstaltung hat bislang alle zwei Jahre in Berlin stattgefunden. Wir freuen uns sehr, dass die Tagung nun am 14. und 15. Mai parallel zur OTWorld in Leipzig stattfinden wird. Mit ihrer wissenschaftlichen Ausrichtung wird sie eine gelungene Ergänzung zu den anwendungsorientierten Themen im Weltkongress sein. Die Kombination aus OTWorld und TAR in Kongress und Ausstellung wird für Besucher, Aussteller und Kongressteilnehmer ganz sicher neue Eindrücke und einen spannenden Erfahrungsaustausch bieten.
OT: Das Kongress- und Messegeschehen erstreckt sich über vier Veranstaltungstage. Wie bereiten Sie sich auf das erfolgreiche Absolvieren dieses „Fach-Marathons“ vor?
Feldmann: Die praktischen Vorbereitungen gehen tatsächlich bis zum letzten Arbeitstag in Dortmund, an dem wir noch alles Notwendige packen, was wir vor Ort in Leipzig benötigen. Dank der Digitalisierung nimmt dies aber von Veranstaltung zu Veranstaltung ab. Die Zeit, sich mental tatsächlich auf vier Tage OTWorld einzustellen, ist eigentlich kaum vorhanden. Man ist bis zuletzt noch sehr im „Woran-muss-ich-noch-alles-denken-Modus“.
Blome: Da ist es natürlich von Vorteil, dass wir zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen der Leipziger Messe ein eingespieltes Team sind und auf eine Menge Erfahrungswissen zurückgreifen können. Umso mehr freut man sich auf all das, was kommt und ich versuche auch im eigenen Kalender Platz für Programm-Highlights zu finden, die ich unbedingt live erleben möchte. Nach diesen vier Tagen OTWorld-Marathon ist man durchaus erschöpft, so dass dann eher die mentale und körperliche Nachbereitung im Vordergrund steht.
Die Fragen stellte Michael Blatt.
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