Damit endet ein rund vierwöchiger finaler Countdown für den Weltmarktführer aus Duderstadt. Mitte September hatte das niedersächsische Unternehmen verkündet, dass aus den Plänen des Börsengangs nun konkrete Absichten geworden sind. Bereits vor mehr als fünf Jahren war über einen möglichen Ottobock-Börsengang spekuliert worden, die Absichtsbekundungen waren da, doch auf Grund der durch die Pandemie veränderten und der angespannten geopolitischen Situation in der Welt entschied man sich zunächst von den Plänen Abstand zu nehmen. Stattdessen wurde eine Wachstumsstrategie ausrufen, die unter anderem Investitionen in das eigene Patientcare-Netzwerk bedeuteten. So wurden in Skandinavien, Großbritannien, aber auch in Deutschland Sanitätshäuser und OT-Werkstätten gebaut und übernommen.
Der Erfolg in Form einer stetigen Umsatzsteigerung gab der Strategie recht. Im März 2024 kaufte die Eigentümerfamilie Näder die 2017 zuvor an die Private-Equity-Gesellschaft EQT veräußerten 20 Prozent Firmenanteile zurück. Damals sagte Professor Hans Georg Näder, Eigentümer und Vorsitzender des Verwaltungsrats der Ottobock SE & Co. KGaA: „Durch die Partnerschaft mit EQT haben wir Ottobock in den vergangenen Jahren weiter professionalisiert und bis zur IPO-Readiness entwickelt.“ IPO-Readiness beschreibt den umfassenden Prozess, ein Unternehmen darauf vorzubereiten, die Anforderungen eines Börsengangs zu erfüllen. Damit war bereits zu diesem Zeitpunkt klar, dass der Gründerenkel und Lenker des Unternehmens das Ziel Börsengang nicht aus den Augen verloren hatte.
Hohe Nachfrage
Die Entwicklung führt Ottobock nun auf das Frankfurter Börsenparkett. Auf Grund der hohen Nachfrage nach den Aktien wird der Angebotspreis auf 66 Euro je Aktie festgelegt. Das ist die obere Grenze des zuvor verkündeten anvisierten Preises. Auf Basis des endgültigen Angebotspreises ergibt sich ein Platzierungsvolumen in Höhe von 807.587.418,00 Euro bei vollständiger Ausübung der Greenshoe-Option – das bedeutet, dass die Emissionsbanken laut Vereinbarung die Erlaubnis haben, bei dem Börsengang (IPO) bis zu 15 % mehr Aktien zu verkaufen als ursprünglich geplant, um die Nachfrage zu bedienen. Die Marktkapitalisierung der Gesellschaft wird sich damit voraussichtlich auf rund 4,2 Milliarden Euro belaufen. Der Streubesitz – was also nicht Großaktionären oder den Eigentümern vorbehalten ist – wird bei vollständiger Ausübung der Greenshoe-Option voraussichtlich 19,12 % betragen. Die gegenwärtigen Aktionäre der Gesellschaft werden voraussichtlich Anteile im Umfang von mindestens 80,88 % des Grundkapitals behalten. Privatanlegern, die bei Konsortialbanken Aktien gezeichnet hatten, wurden ca. 4,7 % des gesamten Platzierungsvolumens zugeteilt, was insgesamt 574.145 Aktien entspricht.
Oliver Jakobi, CEO von Ottobock, sagte anlässlich des bevorstehenden Börsengangs: „Der Börsengang markiert einen wichtigen Meilenstein für Ottobock. Seit mehr als 100 Jahren steht das Unternehmen für Innovation und Verantwortung gegenüber den Menschen, die wir versorgen. Mit dem Börsengang schaffen wir die Grundlage, um diese Tradition in die Zukunft zu tragen – mit Investitionen in Spitzentechnologien, nachhaltigem Wachstum und dem klaren Anspruch, Maßstäbe in Human Bionics zu setzen.“