Die Unternehmen der Hilfsmittelversorgung kämpfen auch 2025 mit einer überbordenden Bürokratie, wie eine aktuelle Umfrage des Bündnisses „Wir versorgen Deutschland“ (WvD) unter seinen Mitgliedsbetrieben ergeben hat. Demnach wenden unter anderem 73 Prozent der Betriebe inzwischen mehr als 30 Prozent ihrer Betriebszeit für Verwaltungsaufgaben auf – eine nochmalige Steigerung gegenüber den 69 Prozent im Vorjahr.
Die beiden WvD-Generalsekretäre Kirsten Abel und Patrick Grunau sehen daher unmittelbaren Handlungsbedarf seitens der künftigen Bundesregierung und der designierten Gesundheitsministerin Nina Warken: „Der politische Handlungsdruck bei den Themen Bürokratieabbau und Fachkräftemangel bleibt unverändert hoch. Umso wichtiger ist es, dass den Ankündigungen aus den Koalitionsgesprächen zur Vereinfachung bürokratischer Prozesse im Gesundheitsbereich zügig spürbare Verbesserungen für die Betriebe folgen.“
Besonders belastend empfinden die rund 320 an der Umfrage teilgenommenen Firmen die Vielzahl unterschiedlicher Verträge mit Krankenkassen (89 Prozent) und die umfangreichen Dokumentationspflichten gegenüber Kostenträgern (85 Prozent). An eine Entlastung glauben die wenigsten: 88 Prozent erwarten, dass der Aufwand künftig weiter steigen wird.
Wirtschaftliche Lage bleibt angespannt
Trotz kleiner Lichtblicke bleibt die wirtschaftliche Stimmung in der Branche eingetrübt. Zwar schätzen inzwischen 24 Prozent der Unternehmen ihre Lage als „sehr gut“ oder „gut“ ein – ein leichter Anstieg gegenüber den 21 Prozent im Jahr 2024. Gleichfalls sehen sich rund zwei Drittel der Betriebe weiterhin im wirtschaftlichen Mittelfeld. Während 54 Prozent von einer stabilen Lage im Vergleich zum Vorjahr sprechen, berichten 30 Prozent von einer Verschlechterung.
Fachkräftemangel bedroht die Versorgung
Der Fachkräftemangel bleibt ein stetes Problem in der Hilfsmittelversorgung. Knapp die Hälfte der Unternehmen (48 Prozent) gibt an, stark oder sehr stark betroffen zu sein. Besonders dramatisch ist die Situation offenbar in der direkten Versorgung: 91 Prozent der Betriebe berichten hier von massiven Schwierigkeiten, Fachpersonal in diesem Bereich zu finden. Darüber hinaus erwarten 86 Prozent der Unternehmen eine weitere Verschärfung der Lage – ein Anstieg um fünf Prozentpunkte gegenüber 2024. „Bürokratische Entlastung bedeutet Entlastung für die Fachkräfte und damit mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten. Angesichts der Vorhaben einer stärkeren Ambulantisierung, besseren Versorgung in Stadt und auf dem Land und wirksameren Vermeidung von hohen Folgekosten brauchen wir gut ausgebildete Fachkräfte und effiziente GKV-Prozesse für die Regelversorgung“, kommentieren Abel und Grunau das aktuelle Stimmungsbild aus den Unternehmen.
Digitalisierung: Fortschritte mit Baustellen
Aber es gibt auch Lichtblicke. Im Kontext der Digitalisierung zum Beispiel bewegt sich die Branche langsam voran. Rund 40 Prozent der Unternehmen erkennen inzwischen hohe oder sehr hohe Potenziale für die Optimierung ihrer Abrechnungsprozesse – ein leichter Zuwachs gegenüber dem Vorjahr. Allerdings bewerten weiterhin 51 Prozent den aktuellen Stand der Digitalisierung als mittelmäßig, 42 Prozent sogar als schlecht. Besonders gefragt sind mit 64 Prozent Verbesserungen bei einer einheitlichen und offenen Schnittstelle des elektronischen Kostenvoranschlags (EKV), einer durchgängigen Nutzung elektronischer Signaturen (45 Prozent) sowie bei der Einbindung der Hilfsmittelleistungserbringer in das E‑Rezept, das sich inzwischen 41 Prozent der Unternehmen wünschen – mehr als doppelt so viele wie noch 2024. Darin sieht WvD einen klaren Auftrag an die Politik: „Unsere Branche ist schon lange bereit für die Digitalisierung der GKV-Prozesse, nun kommt es auf die Politik an, gerade beim Thema E‑Rezept und Telematikinfrastruktur endlich Tempo zu machen und die Hilfsmittelleistungserbringer nicht wieder zu vertrösten.“
Nachhaltigkeit: Engagement vorhanden, Wertschätzung fehlt
Zu guter Letzt bleibt das Thema Nachhaltigkeit konstant relevant in der Branche: 62 Prozent der Unternehmen geben laut der Umfrageergebnisse an, bereits Maßnahmen umzusetzen oder entsprechende Projekte zu planen – ein nahezu unveränderter Wert gegenüber dem Vorjahr. Allein die Kostenträger würden dieses Engagement bis dato kaum honorieren. Kaum 81 Prozent der Betriebe kritisieren, dass Aufwendungen für Nachhaltigkeit bei der Erstattung nicht angemessen berücksichtigt werden.
- 73 Prozent der Unternehmen verbringen mehr als 30 Prozent ihrer Arbeitszeit mit Verwaltung. 88 Prozent erwarten eine weitere Zunahme der Bürokratiebelastung.
- Trotz leichter Verbesserungen schätzt die Mehrheit der Unternehmen ihre wirtschaftliche Situation weiterhin als mittelmäßig ein; 30 Prozent berichten von einer Verschlechterung gegenüber dem Vorjahr.
- 48 Prozent der Unternehmen sind stark vom Fachkräftemangel betroffen, besonders in der direkten Versorgung (91 Prozent). 86 Prozent erwarten eine weitere Verschärfung.
- 40 Prozent sehen hohe Potenziale in der Digitalisierung, doch fast die Hälfte bewertet den aktuellen Stand als schlecht. Zentrale Bedürfnisse sind u. a. eine einheitliche E‑KV-Schnittstelle und die Einbindung in das E‑Rezept.
- WvD fordert von der künftigen Bundesregierung zügige, spürbare Maßnahmen zum Bürokratieabbau und zur Fachkräftesicherung.
- Blick in die Zukunft der Phlebologie — 29. April 2025
- OT-Leserumfrage: Ihre Meinung zahlt sich aus! — 29. April 2025
- Drei Jahrzehnte im Dienst der Patienten — 29. April 2025