Konservative orthopädische Therapie mit Hilfsmitteln und Physiotherapie könnten helfen, Kosten zu senken und die Versorgung zu stärken. Die Deutsche Gesellschaft für interprofessionelle Hilfsmittelversorgung (DGIHV) widmet sich daher im Rahmen ihrer Fachtagung am 31. Januar 2025, 10 bis 16 Uhr, in Hannover unter dem Titel „Konservativ first?!“ der Frage, wo die konservative Orthopädie in Deutschland steht und welche Impulse sie für Behandlung, Versorgung, Rehabilitation und Teilhabe setzen kann.
Zu den Schwerpunkten „Krankenbehandlung in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV)“ und „Teilhabe“ sind Vertreter:innen führender Verbände und Institutionen des deutschen Gesundheitssystems sowie des Bundesministeriums für Gesundheit angefragt, um Lösungen für eine bessere Versorgung und nachhaltigen Behandlungserfolg zu diskutieren.
„Wir haben in Deutschland ein enormes Potenzial, durch konservative Methoden Operationen zu vermeiden und Patienten eine schnellere Rückkehr in den Alltag zu ermöglichen. Nun gilt es, dieses Potenzial im Sinne der Patienten auch zu heben und damit gleichzeitig einen Beitrag zur Stabilisierung der Gesundheitskosten zu leisten“, betont Prof. Dr. Wolfram Mittelmeier, Vorstandsvorsitzender der DGIHV. „Die Fachtagung unterstreicht die Bedeutung interprofessioneller Zusammenarbeit: Nur wenn alle Akteure im Gesundheitswesen – Ärzte, Orthopädietechniker, Physiotherapeuten, Vertreter von Krankenkassen, Verbänden und Ministerien – an einem Strang ziehen, können wir den Behandlungserfolg sichern und gleichzeitig die Kosten im Blick behalten“, so Mittelmeier.
Erste Einblicke in die Versorgungsituation gibt Albin Mayer, Vizepräsident des Bundesinnungsverbandes für Orthopädie-Technik (BIV-OT), in seinem Vortrag „Konservative Versorgung – in Deutschland unterfinanziert, überreguliert und schlecht geschult?“.
Versorgung unter Druck
Wo steht die konservativ orthopädische Therapie in Deutschland? Wie groß ist hier der Unterschied zwischen Wunsch und Wirklichkeit? Welche Impulse können von ihr für Behandlung, Versorgung und Rehabilitation ausgehen? Diesen Fragen sollen die angefragten Expertenvorträge vor allem im ersten Teil der Fachtagung nachgehen. Über die „Wohnortnahe Versorgung – Gesundheitspolitischer Wunsch und reales Zerrbild“ soll die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) einen Überblick geben. Vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G‑BA) wurde ein Redebeitrag unter dem Titel „Hilfsmittelversorgung im G‑BA – Die Selbstverwaltung: Klare Verantwortlichkeiten oder Verschiebebahnhof?“ angefragt. Die Gematik soll nach dem Willen der Bundespolitik bald die Nationale Agentur für Digitale Gesundheit sein und weitreichende Kompetenzen erlangen. Durch den Bruch der Ampelkoalition wird sich die Gesetzgebung dazu zumindest verzögern. In Hannover soll das aber kein Hindernis sein, wenn über die Frage „Konsistente Kommunikation oder neue Datenfriedhöfe. Was kann die TI für eine wohnortnahe Versorgung leisten?“ gesprochen wird. Eine internationale Perspektive soll die World Health Organization (WHO) mit dem Thema „Konservative Hilfsmittelversorgung im Kontext der Rehabilitation. Am Anfang steht die Diagnose und ggf. die OP – aber dann? Wie wird der OP-Erfolg gesichert?“ einbringen.
Teilhabe: Barrieren überwinden, Chancen schaffen
Die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) verpflichtet Deutschland seit ihrem Inkrafttreten vor 15 Jahren dazu, gleichberechtigte Teilhabe für Menschen mit Behinderungen zu gewährleisten – in allen Bereichen. Wörtlich heißt es in Artikel 3 der UN-BRK: „Die Grundsätze dieses Übereinkommens sind c) die volle und wirksame Teilhabe an der Gesellschaft und Einbeziehung in die Gesellschaft.“ Auch hier klafft eine Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Die angefragten Fachleute beleuchten im zweiten Teil der Fachtagung, vor welchen aktuellen Herausforderungen die Hilfsmittelversorgung steht und wie eine effizientere Versorgung mit Hilfsmitteln neue Chancen für Menschen mit Behinderungen schaffen kann. In Paris bei den Paralympics zeigten die Athlet:innen des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) zuletzt Weltklasseleistungen. Doch auch der Breitensport ist Aufgabe des Dachverbandes und deshalb soll in Hannover das wichtige Thema „Prävention und Gesundheitsförderung – Für Menschen mit Behinderung nicht zugänglich“ besprochen werden. Der Sozialverband VdK Deutschland e. V. beleuchtet das Thema Teilhabe von einer anderen Seite: „Zerrieben zwischen Bürokratie und Ablehnungsbescheiden: Erreicht die notwendige Hilfsmittel-Versorgung noch die Menschen? Was tun?“. Das Bundesministerium für Gesundheit wird dagegen über die „Hilfsmittelversorgung im Aktionsplan Behinderung“ berichten. In einer abschließenden Diskussionsrunde sollen Impulse für eine reibungsarme, kostengerechte und zielsichere Versorgung erarbeitet werden.
Interessierte können sich ab sofort per E‑Mail an info@dgihv.org für die Veranstaltung im Nife Hannover anmelden.
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