Es handelt sich um die höchste Auszeichnung, die der Bundesinnungsverband verleiht. Laut Verleihungsrichtlinien dürfen immer nur höchstens 15 lebende Personen die goldene Medaille besitzen. Der Gesamtvorstand des BIV-OT muss mit Dreiviertelmehrheit in geheimer Abstimmung den Preisträger gewählt haben.
Zu den bis heute 28 Preisträgern gehören mit Max Näder und Hans Georg Näder zwei Personen, die das Unternehmen Ottobock in zweiter und dritter Generation als Weltmarktführer in der Hilfsmittelindustrie etabliert haben. Anlässlich des 100-jährigen Firmenjubiläums dokumentiert die OT ihr Lebenswerk in den folgenden Portraits.
Max Näder
Einer der ersten Preisträger der Heine-Hessing-Medaille ist Dr. Ing. E.h. Max Näder (1915–2009). Der gebürtige Thüringer erhielt diese Auszeichnung 1974 für seine außerordentlichen Verdienste um die Orthopädie-Technik.
Max Näder begann 1935 eine Ausbildung zum Kaufmann und Orthopädie-Mechaniker in der Firma „Orthopädische Industrie GmbH“, die 1919 vom Orthopädie-Mechaniker Otto Bock zur Versorgung Kriegsversehrter mit Prothesen und orthopädischen Hilfsmitteln in Berlin gegründet worden war. Bereits im Jahr 1920 kehrte die Firma Berlin den Rücken zu und zog in die Heimat Otto Bocks nach Königsee in Thüringen. Letzteres erwies sich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges als schwieriger Standort, denn Königsee lag in der Sowjetischen Besatzungszone. 1948 erfolgte die entschädigungslose Enteignung des privaten Besitzes der Familie und der Fabrik in Königssee durch die Sowjetische Militäradministration. Die Familie übersiedelte nach Duderstadt in die britische Besatzungszone.
Dass die Firmengeschichte mit der Enteignung nicht zu Ende ging, lag wesentlich an Otto Bocks Schwiegersohn Max Näder, der 1943 Maria Bock geheiratet hatte. Um die Kunden in den westlichen Besatzungszonen bedienen zu können, gründete Max Näder 1946 zunächst die “Zweigstelle Nord“ und 1947 als persönlich haftender Gesellschafter und Geschäftsführer die „Otto Bock Orthopädische Industrie KG“ im niedersächsischen Duderstadt. Bis zur Übergabe an seinen Sohn Professor Hans Georg Näder im Jahr 1990 leitete Max Näder die Firma.
Unter der Führung von Max Näder setzte Otto Bock international Maßstäbe und wandelte sich vom Hersteller einzelner Komponenten zum Anbieter kompletter Prothesensysteme. Als erste Firma nutzte Otto Bock Polyurethan-Kunststoffe für die Beinprothetik und gründete daher 1953 die Tochterfirma „Otto Bock Kunststoff“. In den 60er-Jahren folgten die patentierte Erfindung der Modular-Beinprothese und die Entwicklung der myoelektrischen Armprothese. Darüber hinaus wagte Max Näder 1958 mit der Gründung der ersten Auslandsgesellschaft in den USA den Sprung über den großen Teich und legte so die Grundlage für die heutige Position des Unternehmens als Weltmarktführer mit mehr als 6.800 Mitarbeitern in über 50 Ländern.
Hans Georg Näder
Seit 1990 zeichnet Professor Hans Georg Näder, 1961 in Duderstadt geboren, für die Erfolgsgeschichte des Familienunternehmens und Weltmarktführers in der Medizintechnik Ottobock hauptverantwortlich.
Im Alter von 28 Jahren übernahm er die Firmenleitung von seinem Vater Max Näder, der als Schwiegersohn des Unternehmensgründers Otto Bock von 1947 bis 1990 die Geschicke der Firma leitete. Anders als Vater und Großvater absolvierte Hans Georg Näder keine handwerkliche Ausbildung, sondern studierte an der Friedrich-Alexander-Universität, Erlangen-Nürnberg, Betriebswirtschaftslehre. Vor seinem Einstieg in das elterliche Unternehmen machte er sich bei diversen Auslandspraktika mit den wirtschaftlichen Verhältnissen in Australien, Frankreich und den USA vertraut. Erfahrungen, die er in den starken Ausbau der internationalen Geschäftsfelder von Otttobock einbringen konnte. Max Näder hatte die ersten Weichen für die Internationalisierung des Unternehmens bereits gestellt. Unter der Leitung von Hans Georg Näder nahm das Unternehmen volle Fahrt auf
Parallel engagiert sich Hans Georg Näder seit 1988 für die Paralympischen Spiele, deren Hauptsponsor der Weltmarktführer in der Technischen Orthopädie/Prothetik seither ist. Bei den ersten Paralympischen Spielen mit Unterstützung von Ottobock kamen 1988 vier Techniker für die rund 3.000 Paralympics-Teilnehmer aus 61 Nationen zum Einsatz. Inzwischen sind die Paralympics zur zweitgrößten Sportveranstaltung der Welt aufgestiegen. Entsprechend anspruchsvoll begleitet das Unternehmen mit einem internationalen Team von zuletzt rund 100 Technikern die etwa 5.000 Athleten zur Veranstaltung.
Gleichberechtigung und Teilhabe stehen auch im Mittelpunkt der 2015 gegründeten Ottobock Global Foundation. Hans Georg Näder bekleidet seit der Gründung den Posten des Vorsitzenden des Kuratoriums der Stiftung, die Kinder in Not mit Hilfsmitteln versorgt, um ihnen ein Stück Normalität und Lebensqualität zurückzugeben.
Außerdem setzt sich Hans Georg Näder auf vielfältige Weise für die Weiterentwicklung der Technischen Orthopädie am Standort Deutschland ein: zum Beispiel von 1990 bis 2017 als Mitglied des Vorstandes der Bundesfachschule für Orthopädie-Technik e. V. oder von 2009 bis 2014 als Aufsichtsratsmitglied der Leipziger Messe, die die internationale Fachmesse der OTWorld veranstaltet. Zudem engagiert sich Näder seit 1993 als Mitglied im Kuratorium der Initiative ’93 Technische Orthopädie, seit 2005 als Honorarprofessor an der Privaten Hochschule Göttingen und seit 2012 als Aufsichtsratsvorsitzender der Nationalen-Anti-Doping-Agentur (NADA).
Ebenso unterstützt er mit Rat und Tat auch Institutionen jenseits der Technischen Orthopädie: So ist er unter anderem Mitglied des Zentralen Beirats der Commerzbank AG, Frankfurt am Main seit 1990, Aufsichtsratsvorsitzender der Rohde AG, Nörten-Hardenberg seit 2001, Mitglied des Vorstands ASU/BJU Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer/Bundesverband Junger Unternehmer (Regionalkreis Südniedersachsen) und seit 2012 Mitglied im Kuratorium der ZNS – Hannelore-Kohl-Stiftung.
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