10. Home­ca­re-Kon­gress des BVMed

Ende September trafen sich Branchenexpert:innen auf dem zehnten Homecare-Management-Kongress der BVMed-Akademie in Berlin zum fachlichen Austausch über die Zukunft der ambulanten Pflege.

Die dis­ku­tier­te Kran­ken­haus­re­form las­se nach wie vor die Fra­ge offen, wie ambu­lan­te Struk­tu­ren künf­tig bes­ser ein­ge­bun­den wer­den kön­nen. „Klar ist: Die Welt der ambu­lan­ten Ver­sor­gung wird sich dra­ma­tisch ändern“, sag­te der BVMed-Vor­stands­vor­sit­zen­de Dr. Mein­rad Lugan in sei­ner Eröffnungsrede.

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„Wir haben viel zu bie­ten, aber uns sind die Hän­de gebun­den. Wir brau­chen eine kos­ten­de­cken­de Finan­zie­rung und müs­sen alle Betei­lig­ten aus der Ver­sor­gung an einen Tisch holen, um effi­zi­en­te Struk­tu­ren zu schaf­fen“, sag­te Danie­la Pios­sek von der Hart­mann-Grup­pe in der Auf­takt­run­de des zwei­tä­gi­gen Kon­gres­ses. Sie for­der­te im wei­te­ren Ver­lauf auch, dass vor­han­de­ne Struk­tu­ren bes­ser genutzt wer­den soll­ten, und plä­dier­te dafür, dass regio­na­le Lösun­gen geschaf­fen wer­den. „Aber die­je­ni­gen, die hier hel­fen kön­nen, also die Hilfs­mit­tel-Leis­tungs­er­brin­ger und Home­ca­re-Ver­sor­ger, wer­den gar nicht beach­tet und ein­be­zo­gen“, so Pios­sek. Außer­dem sol­le das SGB V vom Ver­wal­tungs- und Bezahl­ge­setz zum pati­en­ten­zen­trier­ten Ver­sor­gungs­ge­setz umge­baut werden.

Das Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­um ent­sen­de­te ­Micha­el Wel­ler, Abtei­lungs­lei­ter Gesund­heits­ver­sor­gung und Kran­ken­ver­si­che­rung, um über die aktu­el­len Geset­zes­vor­ha­ben rund um die ambu­lan­te Pfle­ge zu berich­ten. Mit der anste­hen­den Kli­nik­re­form ver­fol­ge das Ministe­rium laut Wel­ler drei Zie­le. Ers­tens soll die Daseins­für­sor­ge bes­ser abge­bil­det, zwei­tens der „Hams­ter­rad-Effekt“ eli­mi­niert und drit­tens die Ent­bü­ro­kra­ti­sie­rung durch weni­ger sys­tem­im­ma­nen­te Ein­zel­fall­prü­fun­gen ermög­licht wer­den. „Unse­re Kran­ken­haus­ver­sor­gung in Deutsch­land ist teu­er, ohne dass wir eine bes­se­re Ver­sor­gung mit län­ge­rer Lebens­er­war­tung als ande­re euro­päi­sche Ver­gleichs­län­der haben“, argu­men­tier­te Wel­ler. Die Fra­ge nach der Ver­gü­tung von Home­ca­re-Leis­tun­gen „neh­me ich mit, das ist aber im Ver­sor­gungs­ge­setz I noch nicht vor­ge­se­hen“, so Wel­ler abschließend.

Ates Gür­pi­nar von der Lin­ken-Bun­des­tags­frak­ti­on kri­ti­sier­te, dass die Kran­ken­haus­re­form kei­ne Lösun­gen zur zukunfts­si­che­ren Stär­kung der ambu­lan­ten Ver­sor­gung bie­te. Er befürch­tet einen Kahl­schlag in der sta­tio­nä­ren Ver­sor­gung, die Kran­ken­haus­land­schaft wer­de „ein Stück weit weg­ster­ben“. Die Fra­ge sei, wie regio­na­le ambu­lan­te Gesund­heits­zen­tren finan­ziert wer­den soll­ten. Er plä­dier­te für eine Abkehr von Pau­scha­len. Grund­la­ge müs­se eine kom­mu­na­le Ver­sor­gung in kom­mu­na­ler Hand sein – „basie­rend auf dem Kostendeckungsprinzip“.

Nina Benz von der Lan­des­pfle­ge­kam­mer Rhein­land-Pfalz bemän­gel­te, dass die ambu­lan­te Pfle­ge zwar gese­hen und wahr­ge­nom­men, aber nicht ent­spre­chend ein­ge­bun­den wer­de. „Gute ambu­lan­te Pfle­ge darf nicht län­ger ein Minus­ge­schäft sein. Wir müs­sen die Pfle­ge aus­kömm­lich finan­zie­ren.“ Sie plä­dier­te dafür, dass die Poli­tik die Fach­ex­per­ti­se der an der Ver­sor­gung vor Ort Betei­lig­ten bes­ser ein­bin­det. Auch für Jan Hanisch, Hilfs­mit­tel­ex­per­te der AOK Sach­sen-Anhalt, muss der Fokus auf der ambu­lan­ten Ver­sor­gung lie­gen, „denn sie ist immer die bes­se­re Lösung als die sta­tio­nä­re Ver­sor­gung“. Die Leu­te sei­en zu Hau­se und müss­ten dort ver­sorgt wer­den. „Wir müs­sen regio­nal pas­sen­de Kon­zep­te fin­den, je nach­dem, wie die Struk­tu­ren vor Ort sind“, so der Kassenexperte.

Chris­ti­ne Vog­ler, Prä­si­den­tin des Deut­schen Pfle­ge­rats (DPR), plä­dier­te für eine Umstruk­tu­rie­rung des Finan­zie­rungs­sys­tems. Statt Kran­ken- und Pflegever­sicherung zu tren­nen, soll­te ihrer Mei­nung nach bes­ser eine Zusam­men­füh­rung statt­fin­den. „Der Fokus muss weg von den ärzt­lichen Struk­tu­ren und den Selbst­ver­wal­tun­gen und hin zum Men­schen, zum Pati­en­ten im Mit­tel­punkt. Wir brau­chen end­lich leis­tungs­ge­rech­te Ver­gü­tungs­struk­tu­ren und mehr Hand­lungs­au­to­no­mie für Pflegende.“

Die Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Kor­du­la Schulz-Asche ­(Grü­ne) for­der­te zudem einen Per­spek­tiv­wech­sel in Bezug auf die Digi­ta­li­sie­rung im Bereich Home­ca­re. Der Fokus sol­le gelöst wer­den von Ver­ord­nungs- und Abrech­nungs-Pro­zes­sen. Viel­mehr müs­se auch die Ver­sor­gung stär­ker ­digi­tal gedacht wer­den. Als Bei­spiel nann­te sie die Unter­stüt­zung durch Künst­li­che Intelligenz.

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