Die diskutierte Krankenhausreform lasse nach wie vor die Frage offen, wie ambulante Strukturen künftig besser eingebunden werden können. „Klar ist: Die Welt der ambulanten Versorgung wird sich dramatisch ändern“, sagte der BVMed-Vorstandsvorsitzende Dr. Meinrad Lugan in seiner Eröffnungsrede.
„Wir haben viel zu bieten, aber uns sind die Hände gebunden. Wir brauchen eine kostendeckende Finanzierung und müssen alle Beteiligten aus der Versorgung an einen Tisch holen, um effiziente Strukturen zu schaffen“, sagte Daniela Piossek von der Hartmann-Gruppe in der Auftaktrunde des zweitägigen Kongresses. Sie forderte im weiteren Verlauf auch, dass vorhandene Strukturen besser genutzt werden sollten, und plädierte dafür, dass regionale Lösungen geschaffen werden. „Aber diejenigen, die hier helfen können, also die Hilfsmittel-Leistungserbringer und Homecare-Versorger, werden gar nicht beachtet und einbezogen“, so Piossek. Außerdem solle das SGB V vom Verwaltungs- und Bezahlgesetz zum patientenzentrierten Versorgungsgesetz umgebaut werden.
Das Bundesgesundheitsministerium entsendete Michael Weller, Abteilungsleiter Gesundheitsversorgung und Krankenversicherung, um über die aktuellen Gesetzesvorhaben rund um die ambulante Pflege zu berichten. Mit der anstehenden Klinikreform verfolge das Ministerium laut Weller drei Ziele. Erstens soll die Daseinsfürsorge besser abgebildet, zweitens der „Hamsterrad-Effekt“ eliminiert und drittens die Entbürokratisierung durch weniger systemimmanente Einzelfallprüfungen ermöglicht werden. „Unsere Krankenhausversorgung in Deutschland ist teuer, ohne dass wir eine bessere Versorgung mit längerer Lebenserwartung als andere europäische Vergleichsländer haben“, argumentierte Weller. Die Frage nach der Vergütung von Homecare-Leistungen „nehme ich mit, das ist aber im Versorgungsgesetz I noch nicht vorgesehen“, so Weller abschließend.
Ates Gürpinar von der Linken-Bundestagsfraktion kritisierte, dass die Krankenhausreform keine Lösungen zur zukunftssicheren Stärkung der ambulanten Versorgung biete. Er befürchtet einen Kahlschlag in der stationären Versorgung, die Krankenhauslandschaft werde „ein Stück weit wegsterben“. Die Frage sei, wie regionale ambulante Gesundheitszentren finanziert werden sollten. Er plädierte für eine Abkehr von Pauschalen. Grundlage müsse eine kommunale Versorgung in kommunaler Hand sein – „basierend auf dem Kostendeckungsprinzip“.
Nina Benz von der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz bemängelte, dass die ambulante Pflege zwar gesehen und wahrgenommen, aber nicht entsprechend eingebunden werde. „Gute ambulante Pflege darf nicht länger ein Minusgeschäft sein. Wir müssen die Pflege auskömmlich finanzieren.“ Sie plädierte dafür, dass die Politik die Fachexpertise der an der Versorgung vor Ort Beteiligten besser einbindet. Auch für Jan Hanisch, Hilfsmittelexperte der AOK Sachsen-Anhalt, muss der Fokus auf der ambulanten Versorgung liegen, „denn sie ist immer die bessere Lösung als die stationäre Versorgung“. Die Leute seien zu Hause und müssten dort versorgt werden. „Wir müssen regional passende Konzepte finden, je nachdem, wie die Strukturen vor Ort sind“, so der Kassenexperte.
Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats (DPR), plädierte für eine Umstrukturierung des Finanzierungssystems. Statt Kranken- und Pflegeversicherung zu trennen, sollte ihrer Meinung nach besser eine Zusammenführung stattfinden. „Der Fokus muss weg von den ärztlichen Strukturen und den Selbstverwaltungen und hin zum Menschen, zum Patienten im Mittelpunkt. Wir brauchen endlich leistungsgerechte Vergütungsstrukturen und mehr Handlungsautonomie für Pflegende.“
Die Bundestagsabgeordnete Kordula Schulz-Asche (Grüne) forderte zudem einen Perspektivwechsel in Bezug auf die Digitalisierung im Bereich Homecare. Der Fokus solle gelöst werden von Verordnungs- und Abrechnungs-Prozessen. Vielmehr müsse auch die Versorgung stärker digital gedacht werden. Als Beispiel nannte sie die Unterstützung durch Künstliche Intelligenz.
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