Schutz vor Cyber­an­grif­fen im Gesundheitswesen

EU stärkt Cybersicherheit im Gesundheitswesen: Neuer Aktionsplan soll Krankenhäuser vor Cyberangriffen schützen. Ein Zentrum bei der ENISA, Frühwarnsysteme und Krisenreaktionsdienste sind geplant.

Die Euro­päi­sche Kom­mis­si­on will die Cyber­sicherheit im Gesund­heits­we­sen ver­bes­sern. Mit einem neu­en Akti­ons­plan sol­len Kran­ken­häu­ser und Gesund­heits­dienst­leis­ter bes­ser auf Bedro­hun­gen vor­be­rei­tet und ihre Reak­ti­ons­fä­hig­keit gestärkt wer­den. So soll ein siche­re­res Umfeld für Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten sowie Beschäf­tig­te im Gesund­heits­we­sen geschaf­fen werden.

Hen­na Virk­k­u­nen, als Exe­ku­tiv-Vize­prä­si­den­tin der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on zustän­dig für tech­no­lo­gi­sche Sou­ve­rä­ni­tät, Sicher­heit und Demo­kra­tie, sagt: „Das Gesund­heits­we­sen hat durch die digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on unglaub­li­che Fort­schrit­te gemacht, und die Men­schen pro­fi­tie­ren so von einer bes­se­ren Gesund­heits­ver­sor­gung. Lei­der sind Gesund­heits­sys­te­me aber auch Cyber­si­cher­heits­vor­fäl­len und ‑bedro­hun­gen aus­ge­setzt. Aus die­sem Grund star­ten wir einen Akti­ons­plan, um sicher­zu­stel­len, dass Gesund­heits­sys­te­me, Insti­tu­tio­nen und ver­netz­te Medi­zin­pro­duk­te wider­stands­fä­hig sind.“

Bei­spiel­lo­se Möglichkeiten

Oli­ver Vár­he­lyi, EU-Kom­mis­sar für Gesund­heit und Tier­wohl, fügt hin­zu: „Digi­ta­le Tech­no­lo­gien und daten­ge­steu­er­te Lösun­gen haben bei­spiel­lo­se Mög­lich­kei­ten im Gesund­heits­we­sen eröff­net. Sie ermög­li­chen Prä­zi­si­ons­me­di­zin, Pati­en­ten­über­wa­chung in Echt­zeit und eine naht­lo­se Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen Gesund­heits­dienst­leis­tern über Gren­zen hin­weg. Doch die Digi­ta­li­sie­rung ist nur so stark wie das Ver­trau­en, das sie bei Cyber­an­grif­fen weckt und wider­stands­fä­hig macht. Pati­en­ten müs­sen sich dar­auf ver­las­sen kön­nen, dass ihre sen­si­bels­ten Infor­ma­tio­nen sicher sind. Ange­hö­ri­ge der Gesund­heits­be­ru­fe müs­sen Ver­trau­en in die Sys­te­me haben, die sie täg­lich nut­zen, um Leben zu ret­ten. Der heu­ti­ge Akti­ons­plan ist ein wich­ti­ger Schritt zur Siche­rung die­ses Ver­trau­ens und zur Siche­rung eines wider­stands­fä­hi­ge­ren Gesund­heits­öko­sys­tems für die Zukunft.“

EU-Kommissar Oliver ­Várhelyi fordert: Patienten müssen sich auf die Sicherheit ihrer Daten verlassen können. Foto: Europäische Union/Hoyaux
EU-Kom­mis­sar Oli­ver ­Vár­he­lyi for­dert: Pati­en­ten müs­sen sich auf die Sicher­heit ihrer Daten ver­las­sen kön­nen. Foto: Euro­päi­sche Union/Hoyaux

Die digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on hat die Gesund­heits­ver­sor­gung ver­bes­sert, macht sie aber auch anfäl­li­ger für Cyber­an­grif­fe. Laut EU-Kom­mis­si­on wur­den 2023 ins­ge­samt 309 schwer­wie­gen­de Cyber­si­cher­heits­vor­fäl­le gemel­det, von denen der Gesund­heits­sek­tor beson­ders betrof­fen war. Angrif­fe auf Kran­ken­häu­ser kön­nen medi­zi­ni­sche Behand­lun­gen ver­zö­gern und lebens­wich­ti­ge Diens­te beeinträchtigen.

Zen­trum für Cyber­si­cher­heit bei der ENISA

Ein zen­tra­ler Bestand­teil des Akti­ons­plans ist die Ein­rich­tung eines euro­pa­wei­ten Zen­trums zur Unter­stüt­zung der Cyber­sicherheit bei der EU-Agen­tur für Cyber­si­cher­heit (ENISA). Das Zen­trum soll Kran­ken­häu­ser und Gesund­heits­dienst­leis­ter mit Leit­li­ni­en, Schu­lun­gen und Instru­men­ten unter­stüt­zen. Die Initia­ti­ve baut auf dem umfas­sen­de­ren EU-Rah­men zur Stär­kung der Cyber­si­cher­heit in kri­ti­schen Infra­struk­tu­ren auf und ist die ers­te sek­tor­spe­zi­fi­sche Initia­ti­ve, mit der das gesam­te Spek­trum der EU-Cyber­si­cher­heits­maß­nah­men umge­setzt wird.

Die EU legt den Fokus auf vier zen­tra­le Bereiche:

Ver­stärk­te Prä­ven­ti­on: Ent­wick­lung von Leit­li­ni­en zur Cyber­si­cher­heit, finan­zi­el­le Unter­stüt­zung für klei­ne und mit­tel­gro­ße Kran­ken­häu­ser sowie Schu­lungs­ma­te­ri­al für medi­zi­ni­sches Personal.

Erken­nung und Iden­ti­fi­zie­rung von Bedro­hun­gen: Ein EU-wei­tes Früh­warn­sys­tem für Kran­ken­häu­ser und Gesund­heits­dienst­leis­ter soll bis 2026 nahe­zu in Echt­zeit vor Cyber­an­grif­fen warnen.

Reak­ti­on auf Angrif­fe: Ein Kri­sen­re­ak­ti­ons­dienst soll im Rah­men der EU-Cyber­si­cher­heits­re­ser­ve unter­stüt­zen. Die Reser­ve wur­de im Cyber Soli­da­ri­ty Act ein­ge­rich­tet und bie­tet Inci­dent-Respon­se-Diens­te von ver­trau­ens­wür­di­gen pri­va­ten Dienst­leis­tern an. Zusätz­lich sol­len natio­na­le Cyber­si­cher­heits­übun­gen zusam­men mit der Ent­wick­lung von Play­books durch­ge­führt wer­den, um Gesund­heits­or­ga­ni­sa­tio­nen bei der Reak­ti­on auf bestimm­te Cyber­si­cher­heits­be­dro­hun­gen, ein­schließ­lich Ran­som­wa­re, zu unter­stüt­zen. Mit­glied­staa­ten wer­den auf­ge­for­dert, Ein­rich­tun­gen die Mel­dung von Löse­geld­zah­lun­gen abzu­ver­lan­gen, um ihnen die benö­tig­te Unter­stüt­zung bie­ten und Fol­ge­maß­nah­men durch die Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den ermög­li­chen zu können.

Abschre­ckung: Stär­ke­re diplo­ma­ti­sche Maß­nah­men sol­len Cyber­kri­mi­nel­le von Angrif­fen auf das Gesund­heits­we­sen abhalten.

Nächs­te Schritte

Die Umset­zung des Plans beginnt 2025 und wird bis 2026 schritt­wei­se erfol­gen. Um die Maß­nah­men wei­ter zu ver­fei­nern, plant die EU-Kom­mis­si­on eine öffent­li­che Kon­sul­ta­ti­on. Die Ergeb­nis­se der Kon­sul­ta­ti­on wer­den bis Ende des Jah­res in wei­te­re Emp­feh­lun­gen einfließen.

Auf den Punkt
  • Die EU-Kom­mis­si­on prä­sen­tiert einen Akti­ons­plan zur Verbes­serung der Cyber­si­cher­heit im Gesundheitswesen.
  • Die Initia­ti­ve umfasst Prä­ven­ti­on, Bedro­hungs­er­ken­nung, Krisen­reaktion und Abschreckung.
  • Ein Zen­trum bei der ENISA soll Kran­ken­häu­sern Leit­li­ni­en und Schu­lun­gen bieten.
  • Die Umset­zung erfolgt schritt­weise bis 2026. 

 

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