Run­der Tisch mit der Politik

Die Mitglieder der Herstellervereinigung Eurocom trafen sich Mitte Juni zur Mitgliederversammlung in Nürnberg und forderten dort mehr Dialog mit der Bundespolitik, um die Zukunft der Hilfsmittelversorgung auf dem derzeitigen Niveau langfristig zu sichern.

„Bis­lang ist Deutsch­land die Wie­ge der Kon­ser­va­ti­ven The­ra­pie. Es gilt, den Hilfs­mit­tel­stand­ort Deutsch­land lang­fris­tig zu sichern. Hilf­reich wäre ein Run­der Tisch, der dem Leit­ge­dan­ken folgt, dass Hilfs­mit­tel­po­li­tik eine Schnitt­men­ge aus Gesundheits‑, For­schungs- und Wirt­schafts­po­li­tik ist. Damit wir gemein­sam zu Ende den­ken, was es braucht, um die Ver­füg­bar­keit hoch­wer­ti­ger und inno­va­ti­ver Hilfs­mit­tel ‚made in Ger­ma­ny‘ zu erhal­ten“, erklär­te Euro­com-Vor­sit­zen­der Jür­gen Gold.

In der Mit­glie­der­be­fra­gung hat­ten 2024 vie­le Betrie­be über Stand­ort- und Markt­ri­si­ken geklagt, die vor allem durch die Gesetz­ge­bung ange­gan­gen wer­den kön­nen. Ein Bei­spiel dafür ist, dass Inno­va­tio­nen noch zu lan­ge auf die Auf­nah­me in das Hilfs­mit­tel­ver­zeich­nis war­ten müs­sen und bis dahin ein Kampf um die Not­wen­dig­keit der Ver­sor­gung auf dem Rücken der Patient:innen aus­ge­tra­gen wird. „Wir brau­chen Ver­bind­lich­keit und Klar­heit. Das betrifft vor allem die Nach­weis­pflich­ten zur Auf­nah­me eines neu­ar­ti­gen Pro­duk­tes ins Hilfs­mit­tel­ver­zeich­nis. Es ist nicht nach­voll­zieh­bar, war­um wir mit exakt der­sel­ben Stu­die beim GKV-Spit­zen­ver­band schei­tern, mit der wir bereits im Rah­men des auf­wen­di­gen Pro­zes­ses der MDR-Kon­for­mi­tät die kli­ni­sche Bewer­tung eines neu­ar­ti­gen Hilfs­mit­tels erfolg­reich durch­lau­fen haben. Die Fol­ge: Ver­wal­tungs­pro­zes­se zie­hen sich unnö­tig in die Län­ge, ohne dem Pati­en­ten zu nüt­zen. Daher ist es uner­läss­lich, dass der GKV-Spit­zen­ver­band klar begrün­det, war­um er ein Mehr an Nach­wei­sen for­dert“, so Gold.

Die Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Mar­ti­na Stamm-Fibich, Bericht­erstat­te­rin der SPD-Frak­ti­on, u. a. für Heil- und Hilfs­mit­tel, war als Gast zur Ver­samm­lung gela­den und bestä­tig­te den Ein­druck der Euro­com-Mit­glie­der: „Es kann nicht sein, dass Inno­va­tio­nen im Hilfs­mit­tel­be­reich Jah­re brau­chen, um Ein­gang ins Hilfs­mit­tel­ver­zeich­nis zu erhal­ten. Es bedarf eines Run­den Tisches, an den wir auch den GKV-Spit­zen­ver­band holen, um ein bes­se­res Ver­ständ­nis zu errei­chen und Inno­va­tio­nen schnel­ler ins Hilfs­mit­tel­ver­zeich­nis zu brin­gen – im Sin­ne des Pati­en­ten­an­spruchs auf eine gute Versorgung.“

Auch feh­len­de per­so­nel­le Res­sour­cen im Bereich Sani­täts­fach­han­del und Ortho­pä­die-Tech­nik sind ein The­ma, das alle Betrie­be drin­gend an die Poli­tik adres­siert wis­sen wol­len. Stamm-Fibich ord­ne­te das The­ma aus ihrer Sicht ein: „Wir müs­sen den Gesund­heits­sek­tor als Wirt­schafts­sek­tor begrei­fen. Deut­lich wird das beson­ders beim Fach­kräf­te­man­gel in den Leis­tungs­er­brin­ger-Beru­fen. Es braucht aus­kömm­li­che Gehäl­ter. Sonst wer­den die­se Beru­fe nicht attrak­ti­ver. Es bedarf also einer geziel­ten Wirt­schafts­för­de­rung. Gesund­heits­po­li­tik kann das nicht leisten.“

Berthan folgt auf Ullrich

Auf der Tages­ord­nung der dies­jäh­ri­gen Euro­com-Mit­glie­der­ver­samm­lung stand auch die Nach­wahl eines stell­ver­tre­ten­den Vor­sit­zen­den. Rai­ner Berthan, Vor­sit­zen­der des Vor­stan­des der Bau­er­feind AG, wur­de ein­stim­mig in den Vor­stand gewählt. Sein Amts­vor­gän­ger Micha­el Ull­rich ver­ab­schie­de­te sich Ende 2023 in den Ruhe­stand und gab damit auch den stell­ver­tre­ten­den Vor­sitz bei der Euro­com auf. Ull­rich nahm die­ses Amt von 2019 bis 2023 wahr. Die Neu­wahl des gesam­ten Vor­stands fin­det im Rah­men der Mit­glie­der­ver­samm­lung 2025 statt.

 

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