Pati­en­ten­sicht stär­ker in den Fokus rücken

Der Perspektivwechsel für die Versorgung und den Einsatz von Hilfsmitteln im Alltag der Nutzer:innen stand im Mittelpunkt des 11. QVH-Qualitätsforums am 10. November 2022.

Der Qua­li­täts­ver­bund Hilfs­mit­tel e. V. (QVH) hat­te in sei­nem Online­for­mat unter dem Titel „Ergeb­nis­qua­li­tät neu den­ken – Start­schuss für mehr Mut – Qua­li­täts­ver­bes­se­rung der Hilfs­mit­tel­ver­sor­gung durch ver­sor­gungs­na­he Daten der Ver­si­cher­ten“ unter ver­schie­de­nen Blick­win­keln mit Expert:innen beleuch­tet, wel­che Mög­lich­kei­ten es gibt, die Ergeb­nis­qua­li­tät aus Pati­en­ten­sicht stär­ker in den Fokus zu neh­men. „Die Vor­tra­gen­den zeig­ten deut­lich auf, dass die Selbst­be­wer­tung durch die Pati­en­ten – Exper­ten der eige­nen Gesund­heit – eine wert­vol­le Ergän­zung zu bestehen­den Qua­li­täts­in­di­ka­to­ren ist. Mit der Imple­men­tie­rung von digi­ta­len Lösun­gen, die von Pati­en­ten gemel­de­te Ergeb­nis­se stan­dar­di­siert erfas­sen, wer­den die inno­va­ti­ven Mess­lat­ten für Ver­sor­gungs­qua­li­tät von mor­gen gesetzt“, lau­te­te das Fazit der Veranstalter.

Anzei­ge

MdB Ste­fan Schwart­ze (SPD), Pati­en­ten­be­auf­trag­ter der Bun­des­re­gie­rung, hob einen wei­te­ren Vor­teil des Per­spek­tiv­wech­sels her­vor: Die prak­ti­sche Daten­nut­zung ermög­li­che die Unter­stüt­zung einer selbst­be­stimm­ten Ent­schei­dung in der Ver­sor­gung. Er bestärk­te den QVH, wei­ter an sei­nen pati­en­ten­ori­en­tier­ten Zie­len zu arbei­ten, um die Ver­sor­gung fort­lau­fend zu verbessern.

Vik­to­ria Stein­beck, Wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­te­rin im Fach­ge­biet Manage­ment im Gesund­heits­we­sen der TU Ber­lin, skiz­zier­te die Her­aus­for­de­run­gen der Pati­ent-Repor­ted Out­co­me Mea­su­res (PROMs) – inter­na­tio­nal und natio­nal: die (noch) feh­len­de Pati­en­ten­zen­trie­rung bei Fra­ge­bö­gen im Ver­sor­gungs­kon­text, die gerin­ge Wert­schät­zung von PROMs, die tech­ni­schen Bar­rie­ren bei der Daten­er­fas­sung und ‑ana­ly­se, die feh­len­den Ori­en­tie­rungs­hil­fen für die Imple­men­tie­rung von PROMs und die feh­len­de poli­ti­sche Unter­stüt­zung. In Deutsch­land gebe es noch erheb­li­chen Nach­hol­be­darf in punc­to der Erfolgs­fak­to­ren für die Umset­zung von PROMs.

Prak­ti­sches Instru­ment auf drei Ebenen

Joel Leh­mann, Geschäfts­füh­rer der Equam Stif­tung Bern, berich­te­te von einem durch neue schwei­ze­ri­sche Gesetz­ge­bung zu Qua­li­täts­an­for­de­run­gen im Gesund­heits­we­sen getrig­ger­tes Pro­jekt, das von der Stif­tung durch­ge­führt wur­de: PROMs in der schwei­ze­ri­schen Grund­ver­sor­gung. Zwei ambu­lan­te Haus­arzt­pra­xen nutz­ten die War­te­zeit im War­te­zim­mer, um Patient:innen mit­tels eines vali­dier­ten Fra­ge­bo­gens zur Lebens­qua­li­tät zu befra­gen. Es zeig­te sich dabei auch, dass die PROMs auf drei unter­schied­li­chen Ebe­nen als prak­ti­sches Instru­ment ver­wen­det wer­den kön­nen: Ver­bes­se­rung der Kom­mu­ni­ka­ti­on (z. B. zwi­schen Ärzt:innen und Patient:innen), als Infor­ma­ti­ons­platt­form für die Bezie­hung und den Aus­tausch zwi­schen ver­schie­de­nen an der Ver­sor­gung betei­lig­ten Akteu­ren oder zur Ver­bes­se­rung der inte­grier­ten Dienst­leis­tungs­er­brin­gung (Daten­nut­zung durch wei­te­re Akteu­re). „Last but not least kann die­ses letzt­end­lich zu Ver­bes­se­run­gen des Gesund­heits­sys­tems führen.“

Für MdB Maxi­mi­li­an Fun­ke-Kai­ser, stell­ver­tre­ten­des Mit­glied im Gesund­heits­aus­schuss und Digi­tal­po­li­ti­scher Spre­cher der FDP, die­nen Gesund­heits­da­ten – vor dem Hin­ter­grund der Effi­zi­enz­stei­ge­rung und Kos­ten­er­spar­nis – der moder­nen Gesund­heits­ver­sor­gung. Er ver­wies auch in Bezug auf die Sekun­där­nut­zung die­ser Daten im Sin­ne der For­schung auf das geplan­te For­schungs­da­ten­öko­sys­tem, das sowohl in Deutsch­land als auch in Euro­pa – Stich­wort: Euro­päi­scher Raum für Gesund­heits­da­ten (EHDS) – ver­wen­det wer­den wird.

Fun­dier­te Daten­la­ge und Evi­denz von Versorgungskonzepten

Dr. Urs Schnei­der, Abtei­lungs­lei­ter im Fraun­ho­fer-Insti­tut für Pro­duk­ti­ons­tech­nik und Auto­ma­ti­sie­rung (IPA), erläu­ter­te am Bei­spiel des Exo­pro­the­sen­re­gis­ters, war­um Regis­ter­da­ten für die For­schung und für die indi­vi­du­el­le Ver­sor­gung so wich­tig sind. Regis­ter wür­den gro­ße Daten­men­gen lie­fern, die evi­denz­ba­sier­te Ent­schei­dun­gen in der Pati­en­ten­ver­sor­gung stär­ken und sichern kön­nen. Dies gel­te auch für neue inno­va­ti­ve Behand­lun­gen. Ziel­set­zung des Regis­ters sei es, eine fun­dier­te Daten­la­ge und Evi­denz von Ver­sor­gungs­kon­zep­ten und deren Ein­fluss auf die Pati­en­ten­kli­en­tel zu liefern.

Lukas Mem­pel, Lei­ter des Bereichs Daten­schutz und Daten­si­cher­heit der Sana Kli­ni­ken AG, lie­fer­te einen Dis­kurs zu der The­se „Der Daten­schutz ist sicher nicht die Loko­mo­ti­ve – jedoch der Wei­chen­stel­ler für die Digi­ta­li­sie­rung“. Nun sei es gebo­ten, den gesetz­li­chen Rah­men auf eine siche­re Platt­form zu stel­len – „die­sen Pro­zess müs­sen wir jetzt alle aktiv begleiten!“.

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