Der Qualitätsverbund Hilfsmittel e. V. (QVH) hatte in seinem Onlineformat unter dem Titel „Ergebnisqualität neu denken – Startschuss für mehr Mut – Qualitätsverbesserung der Hilfsmittelversorgung durch versorgungsnahe Daten der Versicherten“ unter verschiedenen Blickwinkeln mit Expert:innen beleuchtet, welche Möglichkeiten es gibt, die Ergebnisqualität aus Patientensicht stärker in den Fokus zu nehmen. „Die Vortragenden zeigten deutlich auf, dass die Selbstbewertung durch die Patienten – Experten der eigenen Gesundheit – eine wertvolle Ergänzung zu bestehenden Qualitätsindikatoren ist. Mit der Implementierung von digitalen Lösungen, die von Patienten gemeldete Ergebnisse standardisiert erfassen, werden die innovativen Messlatten für Versorgungsqualität von morgen gesetzt“, lautete das Fazit der Veranstalter.
MdB Stefan Schwartze (SPD), Patientenbeauftragter der Bundesregierung, hob einen weiteren Vorteil des Perspektivwechsels hervor: Die praktische Datennutzung ermögliche die Unterstützung einer selbstbestimmten Entscheidung in der Versorgung. Er bestärkte den QVH, weiter an seinen patientenorientierten Zielen zu arbeiten, um die Versorgung fortlaufend zu verbessern.
Viktoria Steinbeck, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachgebiet Management im Gesundheitswesen der TU Berlin, skizzierte die Herausforderungen der Patient-Reported Outcome Measures (PROMs) – international und national: die (noch) fehlende Patientenzentrierung bei Fragebögen im Versorgungskontext, die geringe Wertschätzung von PROMs, die technischen Barrieren bei der Datenerfassung und ‑analyse, die fehlenden Orientierungshilfen für die Implementierung von PROMs und die fehlende politische Unterstützung. In Deutschland gebe es noch erheblichen Nachholbedarf in puncto der Erfolgsfaktoren für die Umsetzung von PROMs.
Praktisches Instrument auf drei Ebenen
Joel Lehmann, Geschäftsführer der Equam Stiftung Bern, berichtete von einem durch neue schweizerische Gesetzgebung zu Qualitätsanforderungen im Gesundheitswesen getriggertes Projekt, das von der Stiftung durchgeführt wurde: PROMs in der schweizerischen Grundversorgung. Zwei ambulante Hausarztpraxen nutzten die Wartezeit im Wartezimmer, um Patient:innen mittels eines validierten Fragebogens zur Lebensqualität zu befragen. Es zeigte sich dabei auch, dass die PROMs auf drei unterschiedlichen Ebenen als praktisches Instrument verwendet werden können: Verbesserung der Kommunikation (z. B. zwischen Ärzt:innen und Patient:innen), als Informationsplattform für die Beziehung und den Austausch zwischen verschiedenen an der Versorgung beteiligten Akteuren oder zur Verbesserung der integrierten Dienstleistungserbringung (Datennutzung durch weitere Akteure). „Last but not least kann dieses letztendlich zu Verbesserungen des Gesundheitssystems führen.“
Für MdB Maximilian Funke-Kaiser, stellvertretendes Mitglied im Gesundheitsausschuss und Digitalpolitischer Sprecher der FDP, dienen Gesundheitsdaten – vor dem Hintergrund der Effizienzsteigerung und Kostenersparnis – der modernen Gesundheitsversorgung. Er verwies auch in Bezug auf die Sekundärnutzung dieser Daten im Sinne der Forschung auf das geplante Forschungsdatenökosystem, das sowohl in Deutschland als auch in Europa – Stichwort: Europäischer Raum für Gesundheitsdaten (EHDS) – verwendet werden wird.
Fundierte Datenlage und Evidenz von Versorgungskonzepten
Dr. Urs Schneider, Abteilungsleiter im Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA), erläuterte am Beispiel des Exoprothesenregisters, warum Registerdaten für die Forschung und für die individuelle Versorgung so wichtig sind. Register würden große Datenmengen liefern, die evidenzbasierte Entscheidungen in der Patientenversorgung stärken und sichern können. Dies gelte auch für neue innovative Behandlungen. Zielsetzung des Registers sei es, eine fundierte Datenlage und Evidenz von Versorgungskonzepten und deren Einfluss auf die Patientenklientel zu liefern.
Lukas Mempel, Leiter des Bereichs Datenschutz und Datensicherheit der Sana Kliniken AG, lieferte einen Diskurs zu der These „Der Datenschutz ist sicher nicht die Lokomotive – jedoch der Weichensteller für die Digitalisierung“. Nun sei es geboten, den gesetzlichen Rahmen auf eine sichere Plattform zu stellen – „diesen Prozess müssen wir jetzt alle aktiv begleiten!“.
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