Während die Türen nach Ladenschluss am 23. Januar um 17 Uhr zugingen, öffneten sich wenig später die digitalen Pforten zu Kajamed. Rund 100 Zuschauerinnen begrüßte das Team an den Bildschirmen und bot zwei Stunden lang einen Mix aus Patientengesprächen, Rundgängen und Expertenvorträgen über das Erkrankungsbild, die Versorgungs- und Therapiemöglichkeiten und lieferte Tipps aus und für den Alltag mit Lipödem. Bis auf einige Videoeinspieler, die zum Beispiel Einblick in die Hausbesuche der Außendienstlerinnen gaben, war das Programm live. Während Dr. med. Christiana Fischer, Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten sowie Komplementärmedizinerin und Coach, unter dem Titel „Dann ess ich einfach gar nichts mehr“ einen ganzheitlichen Blick auf die Ernährung warf, berichtete Sarah Groschopp von ihren eigenen Erfahrungen aus dem Leben mit Lipödem im Gespräch mit Julia Müller. Die Moderatorin und Kompressionsexpertin ist ebenfalls betroffen und informierte die Zuschauerinnen gemeinsam mit den beiden Geschäftsführern Jan und Kai Fiedler über das Unternehmen sowie über deren Leistungen, wie Kompressionsversorgungen, gerätebasierte Lymphdrainage und Einlagen. Dass Müller und viele andere Außendienstlerinnen „ihr Leid zum Beruf gemacht haben“, erwies sich bei der Planung der Themen und der Durchführung der Veranstaltung als großer Vorteil. „Sie wissen, welche Themen interessieren und wichtig sind. Und: Es wird ihnen aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen auch abgenommen“, berichtet IT-Projektmanager David Pintscher. Kajamed versteht sich nicht nur als Versorger, sondern möchte ein ganzheitliches Konzept anbieten. Auch aus diesem Grund war es dem Team ein Anliegen, die Themen breit aufzustellen und über den Tellerrand der eigentlichen Versorgung hinauszublicken. Unter den Teilnehmenden waren zahlreiche Bestandskundinnen, aber auch potenzielle Neukundinnen schalteten sich zu. „Wenn die Betroffenen einmal jemanden gefunden haben, bei dem sie sich gut aufgehoben fühlen, bleiben sie meist treu“, beschreibt Pintscher die Bedeutung langfristiger Kundenbindung bei dieser sensiblen Thematik. Bereits im Rahmen der sachsenweiten „Woche der offenen Unternehmen“ sammelte Kajamed Erfahrungen mit digitalen Live-Formaten. Mit verhältnismäßig wenig Aufwand wurden so um die 20 Schüler:innen erreicht. Weitere Vorteile gegenüber einer Veranstaltung in Präsenz: Die Zielgruppe konnte von überall aus teilnehmen und die Frauen hatten die Möglichkeit – wie im Vorfeld mehrfach angefragt – anonym zu bleiben. Im Vergleich zu einer Veranstaltung vor Ort war dieser Tag zudem mit weniger Aufwand und deutlich geringeren Kosten verbunden. Mit rund drei Monaten Vorlaufzeit ging das Team in die Planungen. Werbung wurde über die Social-Media-Kanäle sowie mit Flyern gemacht, die überall dort auslagen, wo sich die Zielgruppe verstärkt aufhält. Dazu zählten unter anderem Fitnessstudios, Physiotherapie- und gynäkologische Praxen. Technische Unterstützung gab es vom Hilfsmittelhersteller Bauerfeind. Einige Probeläufe später stand Tag X dann vor der Tür. Und das Feedback fiel durchweg positiv aus. „Die Frauen haben sich alle wohl und abgeholt gefühlt“, berichtet Dotzauer.
Im Nachgang erhielten sie den Link zur aufgezeichneten Veranstaltung, inklusive eines Gutscheins für eine kostenfreie Behandlung. Ein Angebot, um den Erstkontakt zu vereinfachen. Nicht nur bei den Teilnehmer:innen selbst kam der digitale Patiententag gut an, auch Dotzauer und Pintscher sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis. „Es war ein super Zusammenspiel vor und hinter der Kamera“, sind sie sich einig. Im Einsatz waren insgesamt 14 Personen. Feilen möchte das Kajamed-Team bis
zur nächsten Auflage aber noch an der Tonqualität. Nicht immer waren die Redner:innen deutlich zu verstehen. Aufbauend auf diesen Erfahrungen soll künftig rund
um das Thema Kinderorthopädie – neben der Kompressionsversorgung das Steckenpferd des Betriebs – ein weiterer digitaler Patiententag auf die Beine gestellt werden. „Der Informationsdrang ist bei diesem Thema mindestens genauso hoch“, sagt Pintscher. „Die Diagnose stößt Eltern erst einmal vor den Kopf. Sie sind sehr dankbar, wenn man mit ihnen in Ruhe die nächsten Schritte bespricht.“ Was gibt es für Erkrankungen? Wie kann man damit umgehen? Wo gibt es Ansprechpartner:innen? Und inwiefern kann Kajamed bei der Versorgung unterstützen? Auf diese und weitere Fragen soll der nächste Patiententag Antworten geben.
Pia Engelbrecht