Wir verlieren einen authentischen Gestalter
Authentisches Engagement zeigt sich nicht in Worten, sondern in Taten. Professor Hans B. Bauerfeind war ein Mann der Tat. Wir haben ihn immer als einen Menschen erlebt, der wirklich etwas bewirken wollte – und bewirkt hat. Sei es im eigenen Unternehmen, in seiner geliebten Heimatstadt Zeulenroda-Triebes oder eben als langjähriger Vorsitzender unserer Herstellervereinigung. Er setzte Zeichen, war mutig und weitsichtig zugleich, hatte Ecken und Kanten. Das zeichnete ihn aus und brachte ihm weitreichende Anerkennung. Genau so haben wir ihn gekannt und es sehr geschätzt, mit ihm zusammen gemeinsame Ziele zu verfolgen, Dinge zu bewegen.
Von Beginn an und mehr als 20 Jahre lang machte Hans B. Bauerfeind unser aller Interessen leidenschaftlich zu seinen eigenen, war unsere verbindende Kraft, gab uns eine gemeinsame Stimme. Und es ist auch sein Verdienst, dass es die Eurocom überhaupt gibt. Er war es, der dafür gesorgt hat, dass die Eurocom als eigenständiger Verband zusammen mit Dr. Michael Weihermüller und Uwe Schettler gegründet wurde und seitdem alle wesentlichen europäischen Hersteller für Kompressionstherapie und orthopädische Hilfsmittel vereinigt. Nicht von ungefähr ging die herausragende Unternehmerpersönlichkeit Hans B. Bauerfeind aus unserer konstituierenden Versammlung am 29. Juni 1998 als Vorsitzender hervor.
Seine Bedeutung als einer der maßgeblichen Impulsgeber der Eurocom kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Denn damals lagen die Nerven gewissermaßen blank: Mit den Gesundheitsreformen der 1990er-Jahre schwebte das Damoklesschwert über uns. Die Hilfsmittelvergütung drohte in Teilen zusammenzubrechen – und damit das Sachleistungsprinzip für eine wirkungsvolle Patientenversorgung. Es war also so naheliegend wie dringlich, eine zielgenaue und schlagkräftige Interessenvertretung zu gründen, denn in den heterogenen Gebilden breit aufgestellter Verbände, denen wir bis dahin verschiedentlich angehörten, drohten unsere politischen Anliegen unterzugehen. Hans B. Bauerfeind ist es in zahlreichen Gesprächen zu verdanken, dass das Damoklesschwert gemeinsam mit seinen Mitstreitern abgewendet werden konnte und wir Hilfsmittelhersteller von der Politik überhaupt erst als Akteure im Gesundheitswesen wahrgenommen wurden.
So überzeugt Hans B. Bauerfeind von den Möglichkeiten war, die unsere Entwicklungen in der Therapie von Volkskrankheiten und für die bessere Teilhabe oft chronisch kranker Menschen eröffnen, so sehr lag es ihm am Herzen, dafür ein Bewusstsein in der Politik zu schaffen. Entsprechend entschieden, bisweilen vehement und stets sehr gut vorbereitet trat er auf, wenn wir in Anhörungen auf dem bundespolitischen Parkett Gelegenheit erhielten, unsere Argumente für hilfsmittelgerechte(re) Rahmenbedingungen einzubringen.
Markante Persönlichkeiten wie Hans B. Bauerfeind, überzeugt von und hart in der Sache, hemdsärmelig und vorausschauend zugleich – und stets auf der Seite des guten Arguments, sind in Zeiten dominierender Oberfläche äußerst selten geworden. Und wären doch so bereichernd, nicht nur für unsere Hilfsmittelbranche. Die Welt ist ärmer geworden. Der „starke Typ“ Hans B. Bauerfeind fehlt.
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