Die Diagnose Brustkrebs ist für die Betroffenen ein Schock. Im Rahmen der Behandlung können zudem weitere Erkrankungen auftreten: Das Armlymphödem stand im Mittelpunkt des 7. Schweizer Lymphsymposiums in Zürich. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. Stephan Wagner und Dr. Denise Luchsinger bot die Veranstaltung eine Plattform für Austausch, Vernetzung und Weiterbildung. Wagner eröffnete das Symposium mit einem Überblick über die aktuelle Versorgungslage. Trotz moderner Operationsmethoden liegt das Risiko für ein Armlymphödem nach Brustkrebsbehandlungen mit axillärer Lymphknotenentnahme bei rund 20 Prozent. Da die Erkrankung auch Jahre später auftreten kann, sei es entscheidend, Symptome frühzeitig zu therapieren.
Angiologin Dr. Anne Stirnimann schilderte eindrücklich, wie viele Fragen und Unsicherheiten in der Praxis bestehen – insbesondere bei der Diagnose und Therapieverschreibung. Ihre Impulse bildeten den Ausgangspunkt für einen intensiven fachlichen Austausch.
Früherkennung von großer Bedeutung
PD Dr. Epameinondas Gousopoulos präsentierte aktuelle Forschungsergebnisse zu den Pathomechanismen der Lymphödem-Entstehung. Inflammatorische Prozesse nach Schädigung des Lymphsystems könnten die Funktion des Abflusssystems erheblich beeinträchtigen – ein Ansatzpunkt für zukünftige therapeutische Strategien. PD Dr. Anett Reißhauer betonte die Bedeutung der Früherkennung und forderte eine bessere Aufklärung der Betroffenen über mögliche Symptome. Auch Wagner appellierte an die Teilnehmer, bei der Untersuchung gezielt an das Lymphödem zu denken – eine gründliche Anamnese, Inspektion und Palpation seien meist ausreichend. Dr. Silvia Gretener ergänzte, dass bildgebende Verfahren bei unklaren Fällen hilfreich seien, etwa zur Differenzierung von Ödemen bei Frühformen oder Mischödemen. Sie wies jedoch darauf hin, dass es teils an verfügbarer Technik oder Know-how fehle. Ein weiterer Diskussionspunkt war die Frage, ob Manuelle Lymphdrainage (MLD) Tumorzellen im Körper verteilen könne. Ao. Univ.-Prof. Erich Brenner verneinte dies – MLD würde, auch palliativ, die Lebensqualität verbessern. Vorburger erläuterte, wie sich die Brustkrebschirurgie in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt hat. Ziel sei es heute, möglichst viele Lymphknoten zu erhalten und die Brust mithilfe onkoplastischer Verfahren ästhetisch zu rekonstruieren – ohne Kompromisse bei der Tumorentfernung.
Bandagisten-Meisterin Christine Hemmann-Moll betonte die Bedeutung individueller Kompressionsversorgung – Materialkenntnis und Passform seien entscheidend, um Patientinnen und Patienten in Bewegung zu bringen. Sportphysiotherapeut Jonas Maurer stellte klar: Krafttraining ist bei Armlymphödemen sicher und wirksam. Die Trainingsprogramme sollten individuell angepasst werden.
Prof. Dr. Elisabeth A. Kappos sprach sich für eine interdisziplinäre Betreuung aus. Studien zeigten, dass die Körperidentität eine zentrale Rolle für die Lebensqualität spiele. Um den Nutzen mikrochirurgischer Eingriffe besser bewerten zu können, habe sie den „Lymph Trail“ initiiert – eine internationale Studie, die weltweit die Lebensqualität anhand von Patient-reported Outcome Measures (PROMs) erfassen wird.
Dr. Christina Casanova lenkte den Blick zum Ende des Symposiums auf die psychischen Belastungen, die mit einem brustkrebsassoziierten Lymphödem einhergehen können. Einfühlungsvermögen und offene Gespräche seien hier essenziell, um Betroffene wirksam zu unterstützen.
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