Im Fokus der Vorträge und Falldiskussionen standen die Themenbereiche Patienten-Empowerment, Versorgungsstrukturen und Künstliche Intelligenz. Neben neuen Erkenntnissen aus der Medizin und Therapie griffen die Referenten auch solche aus der Orthopädie-Technik auf. Dr. Franz Landauer, Salzburg, zeigte in seinem Vortrag „Frühe orthetische Versorgung und Kostenübernahme der Hilfsmittel“ am Beispiel der Hüftdysplasie das Zeitfenster für eine erfolgversprechende konservative Hüftbehandlung auf. Die kartilaginäre Beckenarchitektur und die fortschreitende Ossifikation bilden laut dem OTM die Rahmenbedingungen. Anschließend beleuchtete er die Finanzierungsoptionen. An seinem Beispiel zeigte er auf, dass nur eine rechtzeitige orthetische Versorgung erfolgversprechend zu bewerkstelligen ist.
OTM Anna Biedermann, Salzburg, nahm die orthopädietechnische Versorgung und Kostenübernahme am Beispiel der Korsettversorgung bei neurogener Skoliose in den Fokus. Sie stellte heraus, dass sowohl die Früherkennung als auch die individuelle Versorgung wichtig sind, um die Progredienz zu verlangsamen. Sie betonte, dass die Korsetttherapie Haltung, Symmetrie und Atemfunktion verbessert, und machte darüber hinaus deutlich, dass für die Therapieakzeptanz und den Therapieerfolg die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Orthopädietechnikern, Ärzten, Therapeuten und Eltern ebenso notwendig ist wie eine regelmäßige Anpassung des Korsetts sowie eine Aufklärung und Unterstützung für Kinder und Familien.
Welche Rolle spielt die Orthopädie-Technik in der Entwicklungsförderung bei Schädelasymmetrie? Diese Frage ordneten Matthias Roller, Balingen, und Julia Ahorn, Sankt Valentin, mit Blick auf eine neue Studie zur Helmtherapie im Säuglingsalter ein. Das Ergebnis: Eine durchschnittliche Tragezeit von über zehn Stunden täglich zieht keine relevante Verbesserung lagebedingter Schädelfehlformen nach sich. Um die Tragezeitempfehlung langfristig anzupassen, bedarf es aber weiterer Forschung mit einer größeren Stichprobe.
Alexander Drehmann, Wien, resümierte in seinem Vortrag „Orthopädie-Technik für Schule und Inklusion und die Kostenübernahme“, dass die Kostenübernahme das interdisziplinäre Team bei der Unterstützung von Patienten mit neuromotorischen Grunderkrankungen stets vor große Herausforderungen stellt. Es gilt die Aktivität für die jeweilige Alltagssituation zu fördern und nur dann, wenn möglich, die Patienten zu fordern. Dafür brauche es das richtige Hilfsmittel für die richtige Situation.
Julia Heil, Weinheim, widmete sich dem Thema „Orthopädie-Technik bei Erwachsenen am Beispiel der Sitzversorgung mit schwerer Mehrfachbehinderung“. Sie betonte, dass Anamnese, Befundung und Zielsetzung im interprofessionellen Team stattfinden müssen. Vorrangige Versorgungsziele seien die Toleranz der Sitzposition und somit die Schmerztherapie und Lebensqualität. Symmetrische Positionierungen seien sekundär und Positionsveränderungen sollten so häufig wie möglich erfolgen.
Die Veranstalter zogen ein positives Fazit: Das Symposium habe eine Plattform für den Austausch von Wissen und Erfahrungen geboten, die interdisziplinäre Zusammenarbeit gefördert und die Bedürfnisse der Patienten in den Mittelpunkt der Diskussionen gestellt. Die Teilnehmer verließen die Veranstaltung mit neuen Erkenntnissen und einem gestärkten Netzwerk für zukünftige Kooperationen in der Neuroorthopädie und im Bereich der Bewegungsentwicklung.
2026 wird es ein Wiedersehen in Krems geben: Vom 16. bis 18. April geht das Internationale Symposium für Neuroorthopädie und Rehabilitation in die 16. Runde.
- Interdisziplinäre Zusammenkunft in Krems — 6. Februar 2025
- Fellowship TO – Bewerbungsfrist endet bald — 5. Februar 2025
- eVerordnung: HMV bedarf Überarbeitung — 4. Februar 2025