„Unser Gesundheitswesen muss sich auf die Folgen des Klimawandels einstellen: Auf die Hitze, auf neue Krankheitsbilder – und im Extremfall auch auf neue Pandemien. Klimaschutz ist deshalb auch aktiver Gesundheitsschutz. Nur durch einen gemeinsamen Schulterschluss kann es uns gelingen, eine Verschärfung des Klimawandels zu verhindern und das System gleichzeitig auf neue Gesundheitsrisiken vorzubereiten. Mit unserer Erklärung geben wir heute dazu den Startschuss!“, betonte Bundesgesundheitsminister Lauterbach anlässlich der Unterzeichnung.
2015 hatte sich die Weltengemeinschaft in der französischen Hauptstadt Paris im Rahmen eines Klimapaktes darauf geeinigt, Maßnahmen verpflichtend zu ergreifen, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau – der Mittelwert der Jahre 1850 bis 1900 – zu begrenzen. 2021 wurde daher das deutsche Klimaschutzgesetz novelliert. Bis 2030 sollen mindestens 65 Prozent weniger Emissionen im Vergleich zum Jahr 1990 produziert werden. Bis 2045 soll das Land klimaneutral sein. Das nationale Gesundheitswesen ist für ungefähr fünf Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich.
„Damit sich unsere Versicherten auch in Zeiten des Klimawandels auf die bestmögliche Versorgung verlassen können, ist es für uns zentral, die gesetzliche Krankenversicherung und die soziale Pflegeversicherung ökologisch nachhaltig und klimaneutral weiterzuentwickeln. Der Schulterschluss der Akteure des Gesundheitswesens ist ein wichtiger und notwendiger Schritt auf diesem Weg“, erklärte Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes.
Aus Sicht des GKV-Spitzenverbandes ist eine gemeinsame Strategie der Verantwortlichen im Gesundheitswesen und der öffentlichen Hand unerlässlich, um die Herausforderung zu meistern, das Gesundheitswesen klimaneutral umzubauen und Gesundheitsgefahren durch den Klimawandel vorzubeugen. „Dafür brauchen wir nicht nur gemeinsame Anstrengungen aller Gesundheitsakteure, sondern auch effektive Maßnahmen in vielen anderen Politikbereichen wie Ernährung, Landwirtschaft, Städteplanung, Mobilität und Energie. Auch die finanzielle Verantwortung geht weit über das Gesundheitswesen hinaus“, so Pfeiffer weiter.
Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK) und Unterzeichner, forderte: „Wir müssen insbesondere vulnerable Gruppen wie ältere Menschen, Vorerkrankte und Kinder besser schützen. Zwingend erforderlich sind bauliche Maßnahmen zum Hitzeschutz in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Kitas und Schulen. Konkrete Hitzeschutzpläne müssen unter Beteiligung der Gesundheitsberufe noch vor dem nächsten Sommer in allen Kommunen entwickelt werden.“ Zudem verwies Reinhardt auf weitergehende Beschlüsse des Deutschen Ärztetags. So hatte sich der 125. Deutsche Ärztetag in Berlin für ein klimaneutrales Gesundheitswesen bis zum Jahr 2030 ausgesprochen. Die Ärzteschaft forderte darüber hinaus, Gesundheitseinrichtungen an das Frühwarnsystem des Deutschen Wetterdienstes anzuschließen und die Bevölkerung kontinuierlich über die Intensität klimabedingter Belastungsfaktoren zu informieren.
„In der gemeinsamen Unterzeichnung des Klimapaktes unter Beteiligung des Bundesministeriums für Gesundheit, des GKV-Spitzenverbandes und der kommunalen Spitzenorganisationen liegt eine große Chance“, so Reinhardt. Über das Engagement der im Gesundheitswesen Tätigen hinaus gelte es nun, die rechtlichen Rahmenbedingungen für einen klimaneutralen und nachhaltigen Umbau des Gesundheitswesens auszugestalten und die erforderlichen Finanzmittel zur Verfügung zu stellen.
Die 13 Unterzeichner des „Klimapaktes Gesundheit“ sind die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen, Bundesärztekammer, Bundeszahnärztekammer, Deutsche Krankenhausgesellschaft, der Deutsche Landkreistag, Deutsche Pflegerat, Deutsche Städte- und Gemeindebund, Deutsche Städtetag, GKV-Spitzenverband, Verband der Privaten Krankenversicherung, das Bundesministerium für Gesundheit, die Gesundheitsministerkonferenz der Länder und die Konferenz der Ministerinnen/Minister und Senatorinnen/Senatoren für Gesundheit der Länder.
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