All­of-Tagung: Im Zei­chen von Forschungsprojekten

Wie ist die aktuelle Situation an den deutschen Berufsschulen in der Orthopädie-Technik-Ausbildung? Auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft der Lehrerinnen und Lehrer der Orthopädie-Technik und Förderer (Allof) trafen sich vom 16. bis 18. November die Teilnehmer:innen der Jahrestagung im Recklinghäuser Max-Born-Berufskolleg (MBBK) zum Fachaustausch.

Nach einer Ein­lei­tung zu den Akti­vi­tä­ten des Vor­stands und einer Orts­be­ge­hung der Berufs­schu­le folg­te noch vor der Mit­tags­pau­se der ers­te Impulsbeitrag.

Han­nah Bisch­off von der FH Müns­ter stell­te den Anwe­sen­den gleich zwei Pro­jek­te vor. Zunächst warb sie um Unter­stüt­zung für das Ent­wick­lungs­pro­jekt „Life­ga­te“ in der Nähe von Beth­le­hem im West­jor­dan­land. Ortho­pä­die-Tech­ni­ker Jonas Wein­holz sucht für die medi­zi­nisch-the­ra­peu­ti­sche Arbeit regel­mä­ßig Frei­wil­li­ge, die ihn bei der Ver­sor­gung tem­po­rär vor Ort unter­stüt­zen. Auf­grund der aktu­el­len Kri­sen­si­tua­ti­on in der Regi­on ist das Pro­jekt aller­dings bis auf Wei­te­res zur Sicher­heit der aus­län­di­schen Hilfs­kräf­te aus­ge­setzt, soll aber bei einer Dees­ka­la­ti­on der Lage wie­der auf­ge­nom­men werden.

In ihrem zwei­ten Vor­trag warb Han­nah Bisch­off um Unter­stüt­zung der Berufs­schu­len bei ihrer Mas­ter-Arbeit. In die­ser wid­met sich die Stu­die­ren­de der wich­ti­gen Fra­ge, wel­che Fak­to­ren aus­schla­gend dafür sind, dass Aus­zu­bil­den­de im Anschluss an einen erfolg­rei­chen Abschluss die Betrie­be oder sogar das Hand­werk ver­las­sen. Ant­wor­ten soll eine deutsch­land­wei­te Umfra­ge unter den Abschluss­klas­sen lie­fern. Ein mög­li­cher Kar­rie­re­weg könn­te ein Stu­di­um der Tech­ni­schen Ortho­pä­die an der FH Müns­ter sein. Wie die­ses inhalt­lich struk­tu­riert ist und wel­che Zulas­sungs­vor­aus­set­zun­gen bestehen, berich­te­ten Lucas Wie­den­bruch und Sven­ja Heim­städt im Rah­men der All­of-Tagung. Dar­über hin­aus gaben sie Ein­bli­cke in aktu­el­le For­schungs­pro­jek­te am Stu­di­en­stand­ort in Steinfurt.

Wel­che Bedürf­nis­se, Inter­es­sen und Kri­tik an ihrer Aus­bil­dung die Berufsschüler:innen in der Ortho­pä­die-Tech­nik der­zeit haben, hat im Som­mer die­ses Jah­res der Ver­lag Ortho­pä­die-Tech­nik im Pilot­pro­jekt „Azu­bi-Baro­me­ter“ am MBBK abge­fragt. Die Ergeb­nis­se stell­te Pro­gramm­lei­ter Micha­el Blatt in sei­ner Prä­sen­ta­ti­on der All­of vor und dis­ku­tier­te mit den Lehrer:innen eine mög­li­che Aus­wei­tung der Befra­gung auf wei­te­re Schulen.

Im Work­shop-For­mat stell­te Sascha Wal­ner, Mit­ar­bei­ter des Hilfs­mit­tel­her­stel­lers Tig­ges-Zours, zu Beginn des zwei­ten Ver­an­stal­tungs­tags die haus­ei­ge­nen Pro­dukt­neu­hei­ten für orthe­ti­sche Rumpf- und Knie­ge­lenk­ver­sor­gun­gen dar. Als Beson­der­heit stach der modu­la­re Auf­bau her­vor, sodass die Hilfs­mit­tel je nach Indi­ka­ti­on in den Grö­ßen indi­vi­du­ell anpass­bar sei­en und im Ver­lauf des Gene­sungs­pro­zes­ses schritt­wei­se abge­rüs­tet wer­den kön­nen. Ein wei­te­rer Work­shop befass­te sich mit dem The­ma Digi­ta­le Mess­tech­nik. Unter Lei­tung von Lena Bet­ting und Dr. Andre­as Butt­ge­reit konn­ten die Allof-Lehrer:innen an drei Sta­tio­nen eine Fuß­soh­len­druck­mes­sung mit Druck­mess­soh­len, eine Gang­ana­ly­se mit Initi­al­sen­sor­sys­te­men an den unte­ren Extre­mi­tä­ten und eine berüh­rungs­lo­se Kopf­ab­for­mung mit einem 3D-Scan­ner selbst­stän­dig durch­füh­ren. Das Vor­mit­tags­pro­gramm beschloss eine Über­sicht von Prof. Dr. Burk­hard Drer­up zur pra­xis­ori­en­tier­ten Schrif­ten­rei­he der Bun­des­fach­schu­le für Ortho­pä­die-Tech­nik (Bufa). Aktu­ell ist die Hälf­te der auf zwölf Aus­ga­ben geplan­ten Nach­schla­ge­wer­ke zu den ortho­pä­die­tech­ni­schen Ver­sor­gungs­be­rei­chen fertiggestellt.

Der letz­te Fort­bil­dungs­tag fand schließ­lich im Gemein­de­saal von Not­tuln-Appel­hül­sen statt. Bufa-Leh­rer Lud­ger Lam­brecht hielt einen auf­schluss­rei­chen Vor­trag mit dem Titel „Neu­es und Alt­be­währ­tes zur Ein­la­gen­ver­sor­gung“, der sich kri­tisch mit dem The­ma „sen­so­mo­to­ri­sche Ein­la­gen“ aus­ein­an­de­re­setzt und die Wirk­wei­sen die­ser in ver­ständ­li­chen Dar­stel­lun­gen den bio­me­cha­ni­schen Wirk­wei­sen zuschreibt. Lam­brecht schlug vor, für die Mehr­heit der sen­so­mo­to­ri­schen Ein­la­gen eine neue Bezeich­nung zu vergeben.

Die Fort­bil­dungs­ver­an­stal­tung been­de­te Kars­ten Schulz mit einem beein­dru­cken­den Update zu sei­nem huma­ni­tä­ren Pro­jekt „Pro Ugan­da“. Hier konn­ten seit der Ent­ste­hung vor zehn Jah­ren bereits über 2.000 Men­schen mit kör­per­li­chen Behin­de­run­gen mit ortho­pä­di­schen Hilfs­mit­teln ver­sorgt wer­den. Schulz hofft, dass in Zukunft in einem geplan­ten Aus­bil­dungs­zen­trum vor Ort Work­shops von Expert:innen aus der DACH-Regi­on den Wis­sens­aus­tausch noch inten­si­ver för­dern wer­den. Die All­of hat beschlos­sen, Pro Ugan­da erneut mit einer Spen­de über 500 Euro zu unterstützen.

 

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