Nach einer Einleitung zu den Aktivitäten des Vorstands und einer Ortsbegehung der Berufsschule folgte noch vor der Mittagspause der erste Impulsbeitrag.
Hannah Bischoff von der FH Münster stellte den Anwesenden gleich zwei Projekte vor. Zunächst warb sie um Unterstützung für das Entwicklungsprojekt „Lifegate“ in der Nähe von Bethlehem im Westjordanland. Orthopädie-Techniker Jonas Weinholz sucht für die medizinisch-therapeutische Arbeit regelmäßig Freiwillige, die ihn bei der Versorgung temporär vor Ort unterstützen. Aufgrund der aktuellen Krisensituation in der Region ist das Projekt allerdings bis auf Weiteres zur Sicherheit der ausländischen Hilfskräfte ausgesetzt, soll aber bei einer Deeskalation der Lage wieder aufgenommen werden.
In ihrem zweiten Vortrag warb Hannah Bischoff um Unterstützung der Berufsschulen bei ihrer Master-Arbeit. In dieser widmet sich die Studierende der wichtigen Frage, welche Faktoren ausschlagend dafür sind, dass Auszubildende im Anschluss an einen erfolgreichen Abschluss die Betriebe oder sogar das Handwerk verlassen. Antworten soll eine deutschlandweite Umfrage unter den Abschlussklassen liefern. Ein möglicher Karriereweg könnte ein Studium der Technischen Orthopädie an der FH Münster sein. Wie dieses inhaltlich strukturiert ist und welche Zulassungsvoraussetzungen bestehen, berichteten Lucas Wiedenbruch und Svenja Heimstädt im Rahmen der Allof-Tagung. Darüber hinaus gaben sie Einblicke in aktuelle Forschungsprojekte am Studienstandort in Steinfurt.
Welche Bedürfnisse, Interessen und Kritik an ihrer Ausbildung die Berufsschüler:innen in der Orthopädie-Technik derzeit haben, hat im Sommer dieses Jahres der Verlag Orthopädie-Technik im Pilotprojekt „Azubi-Barometer“ am MBBK abgefragt. Die Ergebnisse stellte Programmleiter Michael Blatt in seiner Präsentation der Allof vor und diskutierte mit den Lehrer:innen eine mögliche Ausweitung der Befragung auf weitere Schulen.
Im Workshop-Format stellte Sascha Walner, Mitarbeiter des Hilfsmittelherstellers Tigges-Zours, zu Beginn des zweiten Veranstaltungstags die hauseigenen Produktneuheiten für orthetische Rumpf- und Kniegelenkversorgungen dar. Als Besonderheit stach der modulare Aufbau hervor, sodass die Hilfsmittel je nach Indikation in den Größen individuell anpassbar seien und im Verlauf des Genesungsprozesses schrittweise abgerüstet werden können. Ein weiterer Workshop befasste sich mit dem Thema Digitale Messtechnik. Unter Leitung von Lena Betting und Dr. Andreas Buttgereit konnten die Allof-Lehrer:innen an drei Stationen eine Fußsohlendruckmessung mit Druckmesssohlen, eine Ganganalyse mit Initialsensorsystemen an den unteren Extremitäten und eine berührungslose Kopfabformung mit einem 3D-Scanner selbstständig durchführen. Das Vormittagsprogramm beschloss eine Übersicht von Prof. Dr. Burkhard Drerup zur praxisorientierten Schriftenreihe der Bundesfachschule für Orthopädie-Technik (Bufa). Aktuell ist die Hälfte der auf zwölf Ausgaben geplanten Nachschlagewerke zu den orthopädietechnischen Versorgungsbereichen fertiggestellt.
Der letzte Fortbildungstag fand schließlich im Gemeindesaal von Nottuln-Appelhülsen statt. Bufa-Lehrer Ludger Lambrecht hielt einen aufschlussreichen Vortrag mit dem Titel „Neues und Altbewährtes zur Einlagenversorgung“, der sich kritisch mit dem Thema „sensomotorische Einlagen“ auseinanderesetzt und die Wirkweisen dieser in verständlichen Darstellungen den biomechanischen Wirkweisen zuschreibt. Lambrecht schlug vor, für die Mehrheit der sensomotorischen Einlagen eine neue Bezeichnung zu vergeben.
Die Fortbildungsveranstaltung beendete Karsten Schulz mit einem beeindruckenden Update zu seinem humanitären Projekt „Pro Uganda“. Hier konnten seit der Entstehung vor zehn Jahren bereits über 2.000 Menschen mit körperlichen Behinderungen mit orthopädischen Hilfsmitteln versorgt werden. Schulz hofft, dass in Zukunft in einem geplanten Ausbildungszentrum vor Ort Workshops von Expert:innen aus der DACH-Region den Wissensaustausch noch intensiver fördern werden. Die Allof hat beschlossen, Pro Uganda erneut mit einer Spende über 500 Euro zu unterstützen.
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