Werde die Erkrankung zu spät erkannt, so die DDG, bleibe oft nur die Amputation. Daher empfiehlt die Gesellschaft eine Beratung durch Experten für Diabetisches Fußsyndrom, durchaus auch per Telemedizin, um die rechtzeitige Diagnose und Behandlung einzuleiten und so drastische Schritte wie Amputationen zu vermeiden. Dieses Ziel verfolgt die Firma Orthopädie-Technik aktiv (OT aktiv) mit Stammsitz in Greifswald bereits seit April 2017.
Mit der Idee des geschäftsführenden Gesellschafter Frank Starkowski und unter der Leitung von Dipl.-Ing. Christian Eschenburg, Bereichsleiter Forschung und Entwicklung und Mitgesellschafter bei OT aktiv, startete vor zweieinhalb Jahren das mit Mitteln der EU aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) bezuschusste Forschungsprojekt „DFS-Frühwarnsystem“ mit den Partnern Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP Greifswald) und dem Institut für Diabetes „Gerhard Katsch“ Karlsburg (IDK). Nach zweieinhalb Jahren steht der Prototyp des Forschungsprojektes, der aus zwei Teilen besteht: einer intelligenten Einlegesohle (SSI – Smart Shoe Insole) und einer App. Der Rohling einer handelsüblichen, druckentlastenden Weichbetteinlegesohle wird nach Unternehmensangaben mit einer Sensorschicht überzogen. Darin enthalten sind Sensoren, die über die gesamte Fußsohlenfläche die Temperatur des Trägers messen. Diese „intelligente“ Einlegesohleüberträgt die gesammelten Temperaturdaten per Bluetooth an eine App, in der die Daten online visualisiert werden. Über die App kann der Träger sich jederzeit über den Temperaturstatus informieren.
„Zeigt die App eine komplett grüne Sohle an, ist alles in Ordnung“, erläutert Christian Eschenburg. „Taucht ein roter Punkt auf der grünen Fläche auf, empfiehlt sich der Gang zum Arzt.“ Erhöht sich die Temperatur um zwei oder gar drei Grad Celsius verschickt das System automatisch eine Meldung an das Smartphone des Trägers mit der Bitte, den Rat eines Arztes einzuholen. „Mithilfe des kontinuierlichen, hochaufgelösten Monitorings der Fußsohlentemperatur können Entzündungsherde frühzeitig erkannt und entsprechende Präventionsmaßnahmen entgegen einer Wundentstehung am Diabetischen Fuß rechtzeitig eingeleitet werden“, erklärt der Bereichsleiter.
„Was so einfach klingt, ist in Wirklichkeit sehr kompliziert. Nur, wenn es uns gelingt, ein präzises Warnsystem zu entwickeln, werden die Träger die Warnungen ernst nehmen, kann das System also seine präventive Wirkung entfalten.“ Um die Algorithmen passgenau zu entwickeln, benötigt das Team möglichst viele Temperaturprofile. „Bei unseren Partner, dem Kompetenzzentrum Diabetes Karlsburg (KDK), lassen wir bis zu 60 Patienten über unsere Spezialsohlen laufen, um ausreichend Daten für den letzten Schliff des Projektes und eine klinische Studie zu erhalten.
Im Frühjahr 2020 können wir dann hoffentlich mit einem serienreifen Produkt auf die Partnersuche für Produktion und Vertrieb gehen.“
Im Übrigen können die gesammelten Temperatur- und Bewegungsdaten zusätzlich in ein Diabetes-Management-Programm eingespeist werden und zur Optimierung der Stoffwechsel- und Medikamenteneinstellungen führen, wie Eschenburg betont. Telemedizin-Tool in Planung Bereits jetzt sei die Weitergabe der Warnmeldung an den behandelnden Arzt als Bestandteil des telemedizinischen Tools angelegt. Parallel arbeite sein Team gemeinsam mit dem IDK daran, dieses telemedizinische Tool im Laufe des Jahres 2020 deutlich auszubauen. „Gerade in einem so großen Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern spielt die Telemedizin eine wichtige Rolle in der Versorgung der Bevölkerung“, erklärt Diplom-Ingenieur Eschenburg. „Daher begrüßen wir die jüngste Empfehlung der DDG, eine Beratung durch Experten für Diabetisches Fußsyndrom – durchaus auch per Telemedizin – einzuholen.“
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