CEO Frank Hepper eröffnete die Veranstaltung mit einem klaren Appell: Sensomotorik ist strategisch relevant – für Versorgungserfolg, Systemeffizienz und Patientenwohl. Angesichts wachsender Versorgungszahlen sprach er von einer steigenden Nachfrage nach individualisierter, funktioneller Versorgung, die strukturelle Anerkennung benötige.
Sensomotorik ist unser „inneres Navigationssystem“, betonte die Gesundheitsaktivistin und Podcasterin Vreni Frost. Wer sie bewusst wahrnimmt und fördert, könne nicht nur körperliche Stabilität zurückgewinnen, sondern auch emotionale Balance und Lebensqualität. Ihr Appell an das Fachpublikum: „Kopf aus – Körper an“.
Wie kann der Weg sensomotorischer Einlagen in die Regelversorgung gelingen? Darüber wurde auf dem Podium kontrovers und lösungsorientiert diskutiert. Ein ärztliches Umdenken forderte Orthopädin Dr. Uta Janenz. Sensomotorische Einlagen seien „das einzige Konzept, das dem kindlichen System gerecht wird“ – funktionell, nicht passiv. Sportwissenschaftler Dr. Stephan Becker widersprach der Behauptung fehlender Evidenz. Sein Fazit: „Der Wunsch nach Evidenz ist nachvollziehbar, aber die bereits bestehende Evidenz sollte nicht ignoriert werden.“ Auf die rechtlich gesicherte Möglichkeit höherwertiger Versorgung (§ 33 Abs. 5 SGB V) verwies Rechtsanwalt Roland Weber. Seine Mahnung: „Entscheidend seien saubere Dokumentation, korrekte Formulierungen und ein klarer Hinweis auf „sensomotorische Fertigung“ im Kostenvoranschlag oder Rezept.“ Oda Hagemeier, Geschäftsführerin Eurocom e. V., hob die Rolle der Industrie als Strukturpartner – und die Notwendigkeit, innovative Versorgungskonzepte politisch sichtbar zu machen. Alf Reuter, Präsident des Bundesinnungsverbandes für Orthopädie-Technik (BIV-OT), betonte: „Die Versorgung verdient Anerkennung – dafür brauchen wir klare Strukturen und eine laute gemeinsame Stimme.“ Dass sensomotorische Versorgung nicht auf Einzelfallkompetenz beruhen darf, unterstrich Thomas Ehrle (Spitzenverband Orthopädie-Schuhtechnik). OSM Stefan Woltring sprach sich für eine Versorgung aus, die mehr als Technik bietet: Sensomotorische Einlagen müssten funktionelle Veränderungen auslösen, im Muskeltonus, in der Haltung, im Gangbild – und im Lebensgefühl. Standardisierte Dokumentationsprotokolle und verständliche Bilder seien essenziell.
In drei Workshops wurden verschiedene Aspekte der sensomotorischen Versorgung vertieft: Stefan Woltring (Motioncheck) und Heiko Schreiter (Springer Aktiv) zeigten anhand von Patientenvideos, wie sich funktionelle Veränderungen nach SMFO-Versorgung objektiv belegen lassen. Dabei wurden standardisierte Protokolle und transparente Nachsorgeprozesse als zentrale Werkzeuge zur Versorgungsqualität diskutiert.
Dr. Stefan Becker, Steven Simon (RPTU Kaiserslautern-Landau) und Boris Hermsen (Springer Aktiv) präsentierten aktuelle Forschungsergebnisse von SMFO zu Effekten auf Schmerz, Muskelaktivierung, Gangparameter und Stabilität sowie Vergleichsdaten zu biomechanischen Einlagen. Derzeit laufen weitere Studien, u. a. zum Zehenspitzengang, Muskelaktivitätsveränderungen unter Belastung, Achillodynie und posturaler Kontrolle.
Anschließend stellten Dr. Oliver Ludwig (RPTU Kaiserslautern-Landau), Jeannette Arend und Pascal Adolf (Springer Aktiv) „Proprio Reha“ vor – ein systematischer Ansatz zur Integration sensomotorischer Versorgung in Rehabilitationsprozesse. Aus dem Sportkonzept „Fisch im Schuh“ hervorgegangen, soll „Proprio Reha“ Testung, digitale Dokumentation und passgenaue sensomotorische Einlagenversorgung in einem Prozess verbinden.
Marius Hirschmann, Kommunikationsstratege und Geschäftsführer Agentur Zentralsüden, gab zum Abschluss einen strategischen Impuls: Sensomotorik wirke – aber sie werde zu wenig gesehen. In seinem Vortrag stellte er die Frage, warum gute Versorgung nicht automatisch Aufmerksamkeit erzeugt, und rief die Branche dazu auf, ihre Wirkung sichtbar zu machen – fachlich, emotional und mediengerecht.
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