„Bislang ist Deutschland die Wiege der Konservativen Therapie. Es gilt, den Hilfsmittelstandort Deutschland langfristig zu sichern. Hilfreich wäre ein Runder Tisch, der dem Leitgedanken folgt, dass Hilfsmittelpolitik eine Schnittmenge aus Gesundheits‑, Forschungs- und Wirtschaftspolitik ist. Damit wir gemeinsam zu Ende denken, was es braucht, um die Verfügbarkeit hochwertiger und innovativer Hilfsmittel ‚made in Germany‘ zu erhalten“, erklärte Eurocom-Vorsitzender Jürgen Gold.
In der Mitgliederbefragung hatten 2024 viele Betriebe über Standort- und Marktrisiken geklagt, die vor allem durch die Gesetzgebung angegangen werden können. Ein Beispiel dafür ist, dass Innovationen noch zu lange auf die Aufnahme in das Hilfsmittelverzeichnis warten müssen und bis dahin ein Kampf um die Notwendigkeit der Versorgung auf dem Rücken der Patient:innen ausgetragen wird. „Wir brauchen Verbindlichkeit und Klarheit. Das betrifft vor allem die Nachweispflichten zur Aufnahme eines neuartigen Produktes ins Hilfsmittelverzeichnis. Es ist nicht nachvollziehbar, warum wir mit exakt derselben Studie beim GKV-Spitzenverband scheitern, mit der wir bereits im Rahmen des aufwendigen Prozesses der MDR-Konformität die klinische Bewertung eines neuartigen Hilfsmittels erfolgreich durchlaufen haben. Die Folge: Verwaltungsprozesse ziehen sich unnötig in die Länge, ohne dem Patienten zu nützen. Daher ist es unerlässlich, dass der GKV-Spitzenverband klar begründet, warum er ein Mehr an Nachweisen fordert“, so Gold.
Die Bundestagsabgeordnete Martina Stamm-Fibich, Berichterstatterin der SPD-Fraktion, u. a. für Heil- und Hilfsmittel, war als Gast zur Versammlung geladen und bestätigte den Eindruck der Eurocom-Mitglieder: „Es kann nicht sein, dass Innovationen im Hilfsmittelbereich Jahre brauchen, um Eingang ins Hilfsmittelverzeichnis zu erhalten. Es bedarf eines Runden Tisches, an den wir auch den GKV-Spitzenverband holen, um ein besseres Verständnis zu erreichen und Innovationen schneller ins Hilfsmittelverzeichnis zu bringen – im Sinne des Patientenanspruchs auf eine gute Versorgung.“
Auch fehlende personelle Ressourcen im Bereich Sanitätsfachhandel und Orthopädie-Technik sind ein Thema, das alle Betriebe dringend an die Politik adressiert wissen wollen. Stamm-Fibich ordnete das Thema aus ihrer Sicht ein: „Wir müssen den Gesundheitssektor als Wirtschaftssektor begreifen. Deutlich wird das besonders beim Fachkräftemangel in den Leistungserbringer-Berufen. Es braucht auskömmliche Gehälter. Sonst werden diese Berufe nicht attraktiver. Es bedarf also einer gezielten Wirtschaftsförderung. Gesundheitspolitik kann das nicht leisten.“
Berthan folgt auf Ullrich
Auf der Tagesordnung der diesjährigen Eurocom-Mitgliederversammlung stand auch die Nachwahl eines stellvertretenden Vorsitzenden. Rainer Berthan, Vorsitzender des Vorstandes der Bauerfeind AG, wurde einstimmig in den Vorstand gewählt. Sein Amtsvorgänger Michael Ullrich verabschiedete sich Ende 2023 in den Ruhestand und gab damit auch den stellvertretenden Vorsitz bei der Eurocom auf. Ullrich nahm dieses Amt von 2019 bis 2023 wahr. Die Neuwahl des gesamten Vorstands findet im Rahmen der Mitgliederversammlung 2025 statt.
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