Was Doris Maier von den kommenden zwei Jahren erwartet und warum ihr Präsidentschaftskollege ein „echter Glücksfall“ ist, verrät sie im Gespräch mit der OT-Redaktion. (Hier lesen Sie das Interview mit dem neuen Kongresspräsidenten Thomas Münch)
OT: Welche Gedanken gingen Ihnen durch den Kopf, als Sie von der Wahl zur Kongresspräsidentin erfuhren?
Doris Maier: Zunächst fühlte ich mich nahezu erschlagen, schließlich handelt es sich um eine Weltveranstaltung, die von einer enormen Anzahl an Menschen beobachtet wird. Diese internationale Aufmerksamkeit und das hohe Niveau der OTWorld erzeugen zunächst schon Respekt. Gleichzeitig erfüllt es mich jedoch mit großem Stolz, dass mir diese ehrenvolle Aufgabe anvertraut wurde. Besonders dankbar bin ich für die Unterstützung meiner Arbeitsumgebung im BG Klinikum Murnau und im gesamten Konzern der BG Kliniken. Die positive Resonanz und die aktive Begleitung durch mein Team und die Führungsebene geben mir zusätzliche Motivation und Zuversicht. Es ist wirklich erfreulich zu sehen, wie viel Vertrauen mir entgegengebracht wird. Das hilft mir sehr, diese anspruchsvolle Aufgabe gemeinsam mit Thomas Münch mit dem nötigen Engagement und Enthusiasmus anzugehen.
OT: Welche Schwerpunktthemen wollen Sie bei der OTWorld 2026 setzen?
Maier: Ich habe das Vergnügen, das Programm mit Thomas Münch und einem engagierten, interdisziplinär besetzten Programm- und Workshopkomitee zu gestalten. Die Unterstützung und der wertvolle Input der Fachgesellschaften sind dabei ebenfalls von unschätzbarem Wert. Gemeinsam und mit großem Einsatz werden wir die Schwerpunkte für 2026 setzen.
OT: Als Kongresspräsidentin werden Sie auch Mitglied des Programm- und Workshopkomitees sein. Hier trifft die Kompetenz von Techniker:innen und Mediziner:innen zusammen. Was erhoffen Sie sich vom Austausch für Ihren Arbeitsalltag in der BGU?
Maier: In der täglichen Arbeit im BG Klinikum Murnau oder in meinen ehrenamtlichen Aktivitäten bei der Deutschen Gesellschaft für interprofessionelle Hilfsmittelversorgung (DGIHV) sowie der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) ist die enge Zusammenarbeit von Ärzteschaft und Orthopädietechnikern gelebte Tradition. Ich freue mich darauf, mein Netzwerk weiter auszubauen und dabei insbesondere auf internationaler Ebene neue, wertvolle Verbindungen zu knüpfen.
OT: Was erhoffen Sie sich von der Zusammenarbeit mit Thomas Münch?
Maier: Mit ihm habe ich einen Partner aus der Orthopädie-Technik, der die Patienten der Schwesterklink des BG Klinikums Murnau in Duisburg versorgt. Er kennt und lebt die Versorgungsansprüche, die wir für unsere Patienten an Leistungserbringer stellen. Für mich ein echter Glücksfall!
OT: Sie sind Chefärztin des Zentrums für Rückenmarkverletzte in der BG Unfallklinik Murnau. Mit welchen orthopädischen Hilfsmitteln haben Sie dort täglich zu tun und welche Entwicklung bzw. Innovationen würden Sie sich in den kommenden Jahren in diesem Bereich wünschen?
Maier: In unserem Zentrum für Rückenmarkverletzte in der Unfallklinik Murnau nutzen wir täglich die gesamte Palette der orthopädietechnischen und rehatechnischen Versorgung. Um unseren Patienten gerecht zu werden, ist es unerlässlich, dass die Hilfsmittel an sie maximal individuell angepasst werden. Dieser Anspruch auf Individualität in der Hilfsmittelversorgung wird in der Politik noch zu wenig berücksichtigt und wird häufig unterschätzt. Es ist wichtig, dass neben dem Fachbereich der Orthopädie und Unfallchirurgie auch die Orthopädie-Technik als Grundlage der Versorgung anerkannt wird. Persönlich bin ich ein großer Fan der Reha-Robotik und freue mich sehr auf die zukünftigen Entwicklungen in diesem Bereich, da sie das Potenzial haben, die Rehabilitation und Lebensqualität unserer Patienten erheblich zu verbessern.
OT: Sie sind seit 2023 Mitglied der Krankenhausbetriebsleitung der BGU Murnau. Diese setzt sich für die hohe Versorgungsqualität der medizinischen Fachbereiche und die Weiterentwicklung ein. Wie steht es aktuell um die Versorgungsqualität in Deutschland? Wo sehen Sie Nachholbedarf?
Maier: Aktuell steht es um die Versorgungsqualität in Deutschland noch ganz gut, jedoch gibt es Nachholbedarf in der Akzeptanz und Umsetzung integrativer Versorgungsmodelle. Es ist zwingend erforderlich, dass wir diese Modelle nicht nur anerkennen, sondern auch aktiv leben. Die Versorgung mit Hilfsmitteln und Reha-Technik sollte bereits zu Beginn der Behandlung erfolgen und nicht erst, wenn alles im Krankenhaus erledigt ist und der Patient allein gelassen zu Hause sitzt. Die Versorgung durch Medizin und Orthopädie-Technik muss Hand in Hand gehen, um wirklich effektiv zu sein. Während die integrative Versorgung im Rahmen des SGB VII bereits Anspruch ist, sehe ich großen Bedarf, diese auch in das SGB V zu integrieren. Nur so können wir sicherstellen, dass alle Patienten die bestmögliche, ganzheitliche Versorgung erhalten, die von Anfang an optimal auf ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmt ist. (Das siebte Buch des Sozialgesetzbuches regelt die gesetzliche Unfallversicherung. Im fünften Buch des Sozialgesetzbuches sind die Bestimmungen für die gesetzliche Krankenversicherung enthalten, Anm. d. Red.)
OT: Nach der OTWorld ist vor der OTWorld – was erwarten Sie von den kommenden zwei Jahren?
Maier: Dass wir eine spannende, arbeitsintensive, aber auch kreative Zeit haben werden! Gleichzeitig erwarte ich viele inspirierende und fruchtbare Begegnungen mit den verschiedenen Menschen, die an der Gestaltung des Kongresses beteiligt sind. Gemeinsam wollen wir ein Programm erarbeiten, das hoffentlich von allen positiv aufgenommen wird.
Die Fragen stellte Pia Engelbrecht.
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