Grundstein der orthopädischen Industrie
Zu Beginn prägten die Leiden und Bedürfnisse infolge des Ersten Weltkriegs die Arbeit des Unternehmens sehr stark. 1919 hatte Otto Bock in Berlin die Orthopädische Industrie GmbH gegründet. Die Firma widmete sich in erster Linie der Versorgung der unzähligen Amputierten, die jedoch auf konventionellem Weg nicht zu bewältigen war. Die Idee des Gründers, Bauteile für Prothesen industriell herzustellen, revolutionierte die Prothesenfertigung. Dadurch steigerten sich Herstellungs- und Versorgungsgeschwindigkeit erheblich. Der Grundstein der orthopädischen Industrie war gelegt.
Wenig später fand der Umzug nach Königsee in Thüringen statt, wo das Unternehmen stetig wuchs und zu einem Beschäftigungsmotor wurde. Durch immer neue Fortschritte in der Materialtechnik trieb das Haus Otto Bock die Entwicklung von Prothesen voran.
Neuanfang und Expansion
Nach dem Zweiten Weltkrieg dann der Tiefschlag – die Enteignung in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone. 1946/47 folgte der Neuanfang in Duderstadt durch Dr. Max Näder und die Gründung der Otto Bock Orthopädische Industrie KG. Unter Näders Leitung expandierte die Firma schon früh ins internationale Geschäft, eröffnete Niederlassungen in den USA.
Zu den wichtigsten Innovationen gehörte Ende der 1960er-Jahre die Erfindung der Modular-Beinprothese, die das Unternehmen zum Marktführer machte – bis heute. Den nachhaltigen Umbruch in der Armprothesenversorgung brachte das 1971 zugelassene myoelektrische System für die Armprothetik.
Meilensteine, mit denen Max Näder die Technische Orthopädie in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts entscheidend antrieb – und einen globalen Player in der Prothesenversorgung schuf.
Vision weitergetragen
1990 übernahm Prof. Hans Georg Näder mit 28 Jahren das Ruder. Max Näders Sohn ist ein Visionär, der in jeder Sekunde an Weiterentwicklung denkt. Er positionierte Ottobock als den Weltmarktführer der orthopädischen Industrie – mit mehr als 8.000 Mitarbeitern rund um den Globus.
Keinen Stillstand gab es auch bei der technologischen Schöpferkraft. Das beweisen unter anderem elektronische Prothesensysteme wie C‑Leg, Genium oder Kenevo, Armsysteme und Hände wie Michelangelo, die modernen Orthesen-Systeme wie C‑Brace oder genauso die Rollstühle.
Bei allem Einsatz für das Neue wurden bei Ottobock die Wurzeln nicht aus den Augen verloren. So wurde Königsee zurückerworben und wieder als Säule des Unternehmens implementiert. In Berlin hat HG Näder moderne Räume für die Präsentation der Orthopädie-Technik aufgebaut. Mit aktuellen Projekten arbeitet er unaufhörlich an der Gestaltung der Zukunft – und an der Bewegung, die daraus entsteht.
Enge Verbindung zum Handwerk
Seit der Gründung 1919 haben alle Führungspersonen bei Ottobock die enge Verbindung zum Handwerk und zur Orthopädie-Technik gepflegt sowie mit ihren Produkten anhaltend geprägt. Der besonderen Verantwortung jederzeit bewusst, wurden und werden das Handwerk und unser Fachgebiet stets unterstützt. Mit viel Engagement in Ausbildung, Schulung und Unternehmensförderung stand und steht das Traditionshaus der Branche und ihren Verbänden zur Seite.
Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle zuerst vor Max Näder verneigen – mit Dankbarkeit für seinen Einsatz im Namen der Orthopädie-Technik. Dies hat das gesamte Fach gefördert. Wie kein Zweiter hat er klassisches Unternehmertum gelebt und in die Welt getragen.
Immer wieder aufs Neue beeindruckt mich ebenfalls der innovative, schier unbändige Vorwärtsdrang Hans Georg Näders, dem ich freundschaftlich verbunden bin.
„Moving People“
Manchmal scheint es, als würde er nie schlafen, nie ruhen. Er ist ständig unterwegs, steht an der Spitze eines Vorzeigeunternehmens sowie Weltmarktführers – und nimmt sich trotzdem die Zeit, sich intensiv mit der Orthopädie-Technik in Deutschland zu beschäftigen und diese voranzubringen. Ich habe bei ihm allzeit ein offenes Ohr gefunden, um die Belange unserer Branche zu diskutieren und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Dafür zolle ich HG Näder größte Anerkennung. Er führte das Unternehmen mit seinen Kunden und Mitarbeitern in ein neues Jahrhundert. Ich bin sicher, dass seine größte Motivation „Moving People“ Ottobock im Zeitalter der Digitalisierung und den damit verbundenen
Herausforderungen fortwährend zu höheren Zielen tragen wird – entsprechend dem Grundsatz „Quality for life“.
Klaus-Jürgen Lotz, Präsident Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik
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