Auf welche Fördermöglichkeiten Inhaber:innen zurückgreifen können, darüber informiert eine neue Seminarreihe der Confairmed GmbH. Am Mittwoch, 6. November, startet das erste von drei Seminaren unter dem Titel „Gefördert zum Wissensvorsprung: So können Betriebe Fördermittel für effektives Wissensmanagement nutzen“. Später folgen mit „E‑Verordnung“ sowie„3D-Druck- und Scantechnik“ weitere Schwerpunkte. Für die OT erläutert Referentin Dipl.-Kffr. Kerstin Meyer-Leive, was Wissensmanagement bedeutet, und welche Relevanz die Implementierung eines Systems für Betriebe haben kann.
OT: In Deutschland gibt es zahlreiche staatliche Fördergelder und Zuschüsse von Bund und Ländern, die Unternehmen in Anspruch nehmen können. Auswahl ist gut, die Fülle versperrt aber mitunter den Blick auf das Wesentliche. Wie gelingt es Betrieben, hier den Überblick zu behalten?
Kerstin Meyer-Leive: Es gibt beispielsweise die Förderdatenbank (foerderdatenbank.info Anm. d. Red), in der alle gängigen Programme hinterlegt sind. Allerdings muss man sich schon einigermaßen gut damit auskennen, um zu erkennen, welche Fördermöglichkeiten für das eigene Unternehmen relevant sind. Ich sage immer: Wir sprechen die Fördersprache. Das bedeutet, dass wir uns intensiv mit den verschiedenen Programmen auseinandersetzen und Betriebe dabei unterstützen, die passenden Förderungen zu identifizieren und zu beantragen.
OT: Wie schätzen Sie die Lage ein: Wie gut sind Sanitätshäuser über die verfügbaren Fördermöglichkeiten informiert?
Meyer-Leive: Einige Sanitätshäuser sind schon ganz gut informiert, der überwiegende Teil aber leider gar nicht. Viele verpassen dadurch wichtige finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten, die ihnen helfen könnten, ihr Unternehmen weiterzuentwickeln und ihre Mitarbeiter zu entlasten.
OT: Woran liegt es, dass der Großteil nicht informiert es?
Meyer-Leive: Die Förderlandschaft ist sehr unübersichtlich. Wer sich nie damit beschäftigt hat, gibt oft schnell entnervt auf. Es gibt sehr unterschiedliche Programme, sowohl regionale als auch bundesweite, die häufig vollkommen unterschiedlich in der Beantragung, Auslegung und Abrechnung sind. Dafür haben die wenigsten Betriebsinhaber Kapazitäten und Nerven.
OT: Anfang November erfolgt zum Schwerpunkt „Wissensmanagement“ der Auftakt der Seminarreihe. Was genau versteht man unter Wissensmanagement?
Meyer-Leive: Wissensmanagement bezeichnet die Art und Weise, wie ein Unternehmen Wissen und Informationen erstellt, verteilt, verwendet und verwaltet – und vor allem, wie es das Wissen für alle Mitarbeiter zugänglich macht. Ein effektives Wissensmanagement stellt sicher, dass wichtige Informationen nicht verloren gehen und jederzeit verfügbar sind.
OT: Wie wird Wissen aktuell in Betrieben gesammelt und miteinander geteilt?
Meyer-Leive: Das wird sehr unterschiedlich gehandhabt. Häufig werden Informationen in physischen Ordnern aufbewahrt, die nur in der „Chefetage“ zugänglich sind, oder in digitalen Ordnern, die nicht für alle Mitarbeiter zugänglich und von überall abrufbar sind. Wissen wird zum Teil auch in Qualitätsmanagement-Handbüchern festgehalten, oder es existiert nur in den Köpfen der Mitarbeiter. Dadurch wird das Wissen nicht systematisch erfasst und geteilt.
OT: Inwiefern können Sanitätshäuser von der Implementierung eines Wissensmanagement-Systems profitieren?
Meyer-Leive: Zunächst einmal spart es Zeit, da alle relevanten Informationen für alle Mitarbeiter von überall aus abrufbar sind. Wir empfehlen beispielsweise, Wissen in Form von kurzen Videos – etwa 20 Sekunden bis 3 Minuten – zu konservieren. Diese Videos werden dann verschlagwortet und in einem entsprechenden System hochgeladen. Durch die Vergabe von Rollen und Rechten können alle Mitarbeiter sehr niederschwellig auf diese sogenannten Lernnuggets zugreifen, ohne lange nach Informationen im Unternehmen suchen oder danach fragen zu müssen. Ältere Kollegen, die das Unternehmen verlassen, können ihr Wissen auf diese Weise einfach weitergeben, und neue Mitarbeiter können unkompliziert angelernt werden. Angedacht ist auch, allgemeine Informationen zu beispielsweise Branchensoftware, 3D-Drucker und ‑Scanner und Werkzeugen übergreifend für mehrere Unternehmen zur Verfügung zu stellen, sodass man untereinander vom Experten-Wissen profitieren kann.
Die Fragen stellte Pia Engelbrecht.
Zur Person
Kerstin Meyer-Leive ist Geschäftsführerin der Unternehmens- und Fördermittelberatung „Projektplan Venture Consult GmbH“ mit Sitz in Osnabrück. Ihr Team berät kleine und mittelständische Unternehmen zu Themen wie Digitalisierung und Prozessoptimierung, Nachfolge, Personal- und Organisationsentwicklung sowie zu Förderprogrammen. Meyer-Leive hat Betriebswirtschaftslehre an der Universität Münster studiert und war sowohl in Konzernen, wie AEG oder Contitech, als auch in mittelständischen Unternehmen tätig.
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