Per­spek­ti­ven für Pra­xis und Forschung

Mehr als 230 Teilnehmer folgten der Einladung nach Erfurt, wo das 5. Thüringer Lymphsymposium unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. Barbara Netopil stattfand.

Das Leit­the­ma lau­te­te: „Was ist gesi­chert, was bringt die Zukunft?“ Einen pra­xis­na­hen Auf­takt bil­de­ten Live-Demons­tra­tio­nen zu Manu­el­ler Lymph­drai­na­ge, fach­ge­rech­ten Anla­ge von Kom­pres­si­ons­ban­da­gen, Ban­da­gie­rungs­tech­ni­ken und Medi­zi­ni­schen adap­ti­ven Kom­pres­si­ons­sys­te­men (MAKs).

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S3-Leit­li­nie Lymph­ödem im Blick

Dr. René Häger­ling ver­wies in sei­nem Vor­trag auf die Bedeu­tung der Grund­la­gen­for­schung – ins­be­son­de­re bei pri­mä­ren Lymph­öde­men. Ao. Univ.-Prof. Erich Bren­ner beleuch­te­te die alters­be­ding­te Ein­schrän­kung des Lymph­sys­tems und emp­fahl zur Unter­stüt­zung eine Kom­bi­na­ti­on aus gesun­der Lebens­wei­se und geziel­ter phy­si­ka­li­scher Therapie.

Ein wich­ti­ger Aus­blick kam von Em. Prim. Dr. Wal­ter Döl­ler: Die neue S3-Leit­li­nie zum Lymph­ödem soll 2026 ver­öf­fent­licht wer­den und legt den Fokus auf standar­disierte Dia­gnos­tik und evi­denz­ba­sier­te Ver­sor­gung. Zur Lipö­dem­the­ra­pie berich­te­te Giw Mos­to­fiz­adeh über ers­te Erkennt­nis­se aus der G‑BA-Stu­die, die ope­ra­ti­ve Ver­fah­ren mit kon­ser­va­ti­ver KPE ver­gleicht – fina­le Ergeb­nis­se wer­den noch in die­sem Jahr erwartet.

Mit Blick auf die Dia­gnos­tik stell­te Prof. Claus Pie­per moder­ne Bild­ge­bungs­ver­fah­ren vor. Beson­ders die MRT-Bild­ge­bung hel­fe, auch kli­nisch unauf­fäl­li­ge Öde­me in der Tie­fe sicht­bar zu machen. Dr. Bar­ba­ra Neto­pil erin­ner­te ergän­zend an die Rele­vanz klas­si­scher Unter­suchungsmethoden: Ohne struk­tu­rier­te Ana­mne­se, Inspek­ti­on und Pal­pa­ti­on las­se sich die Art eines Ödems kaum ver­läss­lich bestimmen.

Kon­ser­va­ti­ve und chir­ur­gi­sche Ansätze

Kom­pres­si­on bleibt ein zen­tra­ler Bau­stein der konser­vativen Ver­sor­gung. Ban­da­gis­ten­meis­te­rin Chris­ti­ne Hem­mann-Moll zeig­te auf, wie moder­ne Sys­te­me nicht nur Schmer­zen lin­dern, son­dern auch Abläu­fe im Ver­sor­gungs­all­tag erleich­tern kön­nen. PD Dr. Anett Reiß­hau­er beton­te den the­ra­peu­ti­schen Nut­zen körper­licher Akti­vi­tät – Myo­ki­ne, die bei Bewe­gung ausge­schüttet wer­den, wir­ken ent­zün­dungs­hem­mend und stoff­wech­sel­ak­ti­vie­rend. Sie emp­fahl min­des­tens 300 Minu­ten Bewe­gung pro Woche gemäß WHO-Richt­li­nie. Ergän­zen­de Bei­trä­ge gab es zur Haut­pfle­ge sowie zur Bedeu­tung einer aus­ge­wo­ge­nen Ernäh­rung bei Adipo­sitas und Lymphödem.

Chir­ur­gi­sche Ver­fah­ren beim Lymph- und Lipö­dem bil­de­ten einen wei­te­ren Schwer­punkt. Dr. Axel Baum­gart­ner stell­te in sei­nem Vor­trag ver­schie­de­ne For­men der Lipo­suk­ti­on beim Lipö­dem vor und beton­te die Not­wen­dig­keit einer sorg­fäl­ti­gen Indi­ka­ti­ons­stel­lung. Dr. Alpe­ren Bing­öl zeig­te ope­ra­ti­ve Optio­nen beim Lymph­ödem auf – mit Fokus auf Lymph­kno­ten­trans­plan­ta­tio­nen und lym­pho­ve­nö­se Anas­to­mo­sen. Dr. Michae­la Knes­te­le prä­sen­tier­te Fall­bei­spie­le zu Haut­in­fek­tio­nen, wäh­rend Prof. Björn Behr auf die hohe Prä­va­lenz post­trau­ma­ti­scher Lymph­öde­me hin­wies. PD Dr. Nor­man Best lenk­te den Blick schließ­lich auf die Rol­le fas­zia­ler Struk­tu­ren – ein Aspekt, der bis­lang wenig Beach­tung fin­det, aber the­ra­peu­ti­sches Poten­zi­al berge.

Ins­ge­samt bot das Sym­po­si­um einen umfas­sen­den Über­blick über aktu­el­le Ent­wick­lun­gen und künf­ti­ge Her­aus­for­de­run­gen in der Lym­pho­lo­gie. Dabei wur­de deut­lich: Fort­schrit­te in For­schung, Dia­gnos­tik und The­ra­pie las­sen sich nur durch eine inter­dis­zi­pli­nä­re Zusam­men­ar­beit in eine ver­bes­ser­te Ver­sor­gung überführen.

 

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