„Desas­ter­kon­fe­renz“: Ein­rei­chungs­frist naht

Aus Fehlern lernt man – davon ist die Confairmed als Kongressveranstalter der OTWorld überzeugt und hat für 2026 ein neues Format konzipiert: Im Mittelpunkt der „Desasterkonferenz“ stehen Versorgungsfälle, die einen unerwarteten Verlauf genommen haben und genau deshalb wertvolle Erkenntnisse für die Versorgungspraxis bieten sollen. Vorschläge können noch bis zum 15. Dezember 2025 eingereicht werden.

Kon­gress­prä­si­den­tin ­Dr. Doris Mai­er (BG Unfall­kli­nik Mur­nau) ist an der Orga­ni­sa­ti­on des For­mats betei­ligt und ver­rät im Gespräch mit der OT-Redak­ti­on, was eines ihrer größ­ten Desas­ter war und auch, was sie dar­aus gelernt hat.

Anzei­ge

Best-Prac­ti­ce-Bei­spie­le sind ein belieb­tes For­mat, wenn es dar­um geht, Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen an erfolg­rei­chen Ver­sor­gun­gen teil­ha­ben zu las­sen. War­um ist es eben­so wich­tig, auf die Fäl­le zu schau­en, die nicht nach Plan verliefen?

Doris Mai­er: Natür­lich ist „Best Prac­ti­ce“, wie wir sie aus den Leit­li­ni­en ken­nen, die Basis einer qua­li­ta­tiv hoch­ste­hen­den Behand­lung in der Medi­zin, wozu auch die ortho­pä­die­tech­ni­sche Ver­sor­gung gehört. Durch die Ana­ly­se von Fäl­len, in denen eine Ver­sor­gung nicht erfolg­reich war oder sogar rich­tig schief­ge­lau­fen ist, ergibt sich jedoch eine gro­ße Chan­ce für das inter­dis­zi­pli­nä­re Team, Feh­ler­quel­len oder feh­ler­haf­te Ansät­ze zu erken­nen und ähn­li­che Ver­läu­fe künf­tig zu ver­mei­den. Wie etwas rich­tig ist, ist immer leicht dar­ge­stellt, der Weg zum rich­ti­gen Ergeb­nis jedoch häu­fig durch die unter­schied­li­chen Pati­en­ten­kon­stel­la­tio­nen gar nicht so ein­fach. Typi­sche Feh­ler­quel­len oder aber auch sel­te­ne Kon­stel­la­tio­nen, die zu Feh­lern füh­ren, wer­den in den Leit­li­ni­en sel­ten auf­ge­führt und dis­ku­tiert. Der inter­dis­zi­pli­nä­re Aus­tausch über Feh­ler birgt unglaub­liche Chan­cen, um zu ler­nen, Feh­ler­quel­len auf­zu­de­cken und damit nicht nur die Ver­sor­gungs­qua­li­tät, son­dern auch die Patienten­sicherheit zu ver­bes­sern. Bei der Desas­ter­kon­fe­renz geht es also nicht um Kri­tik, son­dern um die inter­dis­zi­pli­nä­re Dis­kus­si­on über Feh­ler­mög­lich­kei­ten, die den Erfah­rungs­schatz aller an der Ver­sor­gung und Behand­lung von Pati­en­ten Betei­lig­ten mas­siv verbessert.

Über uner­war­te­te oder heraus­fordernde Fäl­le offen zu spre­chen, erfor­dert mit­un­ter Mut. Wel­chen Tipp möch­ten Sie poten­zi­el­len Ein­rei­chern mit auf den Weg geben?

Nie­mand ist ohne Feh­ler, und jeder Arzt, Tech­ni­ker und The­ra­peut wird sich selbst ein­ge­ste­hen, dass er aus sei­nen Feh­lern am bes­ten gelernt hat. Das, was ein­mal schief­ge­lau­fen ist, bleibt einem meist tief in Erin­ne­rung. Je mehr Erfah­rung jemand hat, auf umso mehr Ver­sor­gungs­ver­sa­ger und deren Lösun­gen wird die­ser zurück­bli­cken kön­nen. Das macht Exper­ti­se aus. Wie ich bereits sag­te, geht es nicht um Kri­tik, son­dern um die Ana­ly­se und Dis­kus­si­on von Feh­ler­quel­len und das Auf­zei­gen von Lösungs­an­sät­zen. Ich kom­me aus der Chir­ur­gie und erin­ne­re mich viel posi­ti­ver und nach­drück­li­cher an die Leh­re­rin­nen und Leh­rer, die mir sag­ten, „wenn du das jetzt so ent­schei­dest, kann dir genau das pas­sie­ren, was mir ein­mal pas­siert ist, näm­lich …“ Die­se gemein­sa­me Arbeit an Feh­lern schafft Ver­trau­en und bleibt einem tief ver­haf­tet. Die Ein­rei­cher sind also kei­ne Ver­sa­ger, son­dern nach­hal­ti­ge Leh­re­rin­nen und Leh­rer, denen man größ­ten Respekt entgegenbringt.

Gibt es ein „Desas­ter“ aus Ihrer beruf­li­chen Lauf­bahn, das Ihnen beson­ders in Erin­ne­rung geblie­ben ist und aus dem Sie viel gelernt haben?

Ja, natür­lich. Ich erin­ne­re mich an eines ganz beson­ders. Das war die Ent­fer­nung eines Fer­sen­sporns bei einer Pati­en­tin mit einer Häu­fung von schwie­ri­gen Kon­stel­la­tio­nen. Ich war damals eine ganz jun­ge „Anfän­ge­rin“ und hat­te gro­ße Pro­ble­me bei die­ser Ope­ra­ti­on. Eigent­lich war ich den gan­zen Ver­lauf über nicht sicher, ob ich den Sporn rich­tig detek­tiert und letzt­end­lich dann auch ent­fernt hat­te. Im OP-Ver­lauf kam alles Mög­li­che zusam­men, was letzt­end­lich zum schlech­ten Aus­gang führ­te. Die post­ope­ra­ti­ve kon­ven­tio­nel­le Rönt­gen­auf­nah­me zeig­te dann: Der Sporn war nach mei­nem Ein­griff immer noch da! Für mich eine Kata­stro­phe, ein Desas­ter. Ich hat­te damals einen wirk­lich tol­len Chef, der beim Anblick des Rönt­gen­bil­des sag­te: „Gut war das jetzt nicht, aber ist mir auch schon pas­siert, und ich zei­ge Ihnen jetzt, wie es hät­te bes­ser lau­fen kön­nen!“ Ich wer­de die­sen Fall, der nun schon 30 Jah­re zurück­liegt, nie ver­ges­sen, habe das schon so oft immer wie­der erzählt und ganz viel dar­aus gelernt, auch, was einen guten Leh­rer und Chef ausmacht!

Die Fra­gen stell­te Pia Engelbrecht.

Mit­ma­chen
Vor­schlä­ge für die Desaster­konferenz aus den Berei­chen Tech­nik, Medi­zin und The­ra­pie nimmt das Pro­gramm­ko­mi­tee noch bis zum 15. Dezem­ber 2025 unter congress@ot-world.com entgegen. 

 

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