Neu im Amt, aber mit Sicherheit kein Unbekannter: Michael Schäfer wurde im März zum Landesinnungsmeister in Bayern gewählt. Der Traunsteiner hat in den vergangenen Jahren in verschiedenen Ehrenämtern an der Gegenwart und Zukunft der Orthopädie-Technik mitgearbeitet. 2020 war er zudem Kongresspräsident der OTWorld.
OT: Herr Schäfer, Sie waren 2020 bei der OTWorld.connect Kongresspräsident und haben dadurch einen guten Einblick in die Arbeit im Vorfeld einer OTWorld erhalten. Was macht den Kongress der OTWorld aus und wie bewerten Sie dessen Entwicklung in den vergangenen Jahren?
Michael Schäfer: Die OTWorld greift die aktuellen nationalen wie internationalen Themen unseres Faches in einer gelungenen Melange aus Medizin, Wissenschaft und Technik auf und stellt diese in den unterschiedlichen Formaten der OTWorld ansprechend dar. Besonders wichtig empfinde ich in diesem Zusammenhang auch die Einbindung der verschiedenen Fachgesellschaften in das Programm. Das hat sich absolut bewährt und über die vergangenen Jahre gefestigt. Besonders wertvoll sind aus meiner Sicht jene Veranstaltungen, in denen sich die wissenschaftliche Betrachtung und das praktische Versorgungswissen die Hand geben. Beide Teile sind für die Nachhaltigkeit unserer Arbeit enorm wichtig. Dies wird einerseits durch hochkarätige Symposien und Vortragsblöcke, andererseits durch ein vielfältiges Workshopangebot mit hohem Praxisbezug untermauert. Besonders schön finde ich dabei, dass die Programminhalte auch Auszubildende und junge Nachwuchskräfte mit Themen abholen. Dass man in diesem Jahr ein spezifisches Fortbildungsprogramm für Mitarbeiter des Sanitätshauses aufgesetzt hat, erachte ich vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Bestrebungen einer unfairen Markterweiterung auf andere Anbieter für essenziell und wichtig. Hier muss mehr denn je das Bewusstsein hin zur qualitätsorientierten Versorgung und Fachlichkeit gelenkt werden und vor allem einer ungleichen Behandlung der unterschiedlichen Akteure im Rahmen der Leistungserbringung Einhalt geboten werden.
OT: Sie haben es bereits erwähnt, es wird 2024 einen größeren Anteil an praktischen Inhalten im Kongress geben. Wie gefällt Ihnen dieser Ansatz, dass Mitarbeitende im Sanitätshaus die Möglichkeit haben für ihren Berufsalltag etwas mitzunehmen?
Schäfer: In Zeiten der Digitalisierung müssen wir sehr darauf achten, dass das Versorgungswissen, die Erfahrung und das nach wie vor benötigte handwerkliche Geschick nicht unter die Räder kommen, denn letztendlich steht für unsere Patienten ein adäquates und für ihren Körper gut angepasstes Versorgungsergebnis im Vordergrund. Daher erachte ich den Fokus auf die praktischen Inhalte und die Weitergabe von Versorgungserfahrung und Versorgungswissen als ungemein wichtig. Die Patienten interessiert in der Anwendung ihres Hilfsmittels nicht vordergründig, in welchem Workflow und dazugehörigen Versorgungsprozess sie zu ihrem Hilfsmittel gelangen, sondern vielmehr wie professionell sie betreut werden und wie gut sich die Versorger auf ihre Probleme und Gegebenheiten einstellen. Für diese Anforderungen benötigen wir auch in Zukunft sehr gut ausgebildete Fachkräfte, die dieses Versorgungswissen aufnehmen, verarbeiten und in die heutige Versorgungslandschaft transportieren und übersetzen. Dass ein Fokus in diesem Jahr darin liegt, die OTWorld zunehmend auch für die Inhalte der Mitarbeiter im Sanitätshaus zu erschließen, erachte ich für äußerst wichtig und wertvoll. Wir müssen den aktuellen Bestrebungen der Politik unsere geballte Beratungs- und Versorgungskompetenz entgegensetzen, denn das ist der Wert unserer Arbeit, der auch bei den Patienten ankommt und geschätzt wird. Gerade zum jetzigen Zeitpunkt ist es enorm wichtig, dass die unterschiedlichen Disziplinen unseres Faches einen engen Schulterschluss und Geschlossenheit demonstrieren.
OT: Erstmals können 2024 Besucher:innen bereits im Kongressprogramm die sogenannten Take-Home-Messages sehen. Hilft diese Maßnahme aus Ihrer Sicht, den eigenen Besuch noch besser planen zu können?
Schäfer: Die Take-Home-Messages veranschaulichen die Inhalte des Kongressprogramms verständlich und helfen den Besuchern durch nützliche Erklärungen und Zieldefinitionen bei der Programmauswahl. Das Programm und die Vorankündigung profitieren auf jeden Fall von den zusätzlichen Take-Home-Messages, weil diese nicht nur Lust auf das Thema machen, sondern auch die Transparenz zu den Inhalten erhöhen. Vor allem den vielseits interessierten Kongressbesuchern erleichtern diese Messages die Auswahl bei parallelen Programminteressen. Aus meiner Sicht sollte das unbedingt beibehalten werden.
Die Fragen stellte Heiko Cordes.
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