ISPO-Welt­kon­gress: zwi­schen Wis­sen­schaft und Praxis

2023 traf sich die Branche in Mexiko – 2025 geht es nun quer über den Atlantik nach Schweden. Vom 16. bis 19. Juni findet der Weltkongress der International Society for Prosthetics and Orthotics (ISPO) in Stockholm statt und damit zum ersten Mal nach einem Jahrzehnt wieder in Europa. Unter dem Motto „Science in Practice, Practice in Science: Collaboration and innovation towards sustainable rehabilitation“ tauschen sich Vertreter:innen aus Orthopädie-Technik, Orthopädie, Medizin, Biomechanik sowie Physio- und Ergotherapie über aktuelle Einsatzmöglichkeiten von Hilfsmitteln und Versorgungsbeispiele aus. Der Weltkongress, ausgerichtet von den nationalen ISPO-Mitgliedsverbänden Schweden, Norwegen, Großbritannien und den Niederlanden, setzt auf bewährte Formate zur Fort- und Weiterbildung, hält für das kommende Jahr aber auch Neuerungen bereit. In der Ausstellung präsentieren Firmen aus der ganzen Welt ihre Produkte und Dienstleistungen, darunter zahlreiche Marktführer sowie junge innovative Unternehmen.

„Der 20. Welt­kon­gress in Stock­holm wird die Schnitt­stel­le zwi­schen Wis­sen­schaft und Pra­xis in der Pro­the­tik und Orthe­tik näher beleuch­ten. Unser Ziel ist es, Dis­kus­sio­nen über bewähr­te Prak­ti­ken anzu­re­gen, um die nach­hal­ti­ge Reha­bi­li­ta­ti­on vor­an­zu­trei­ben“, sagt David Con­stan­ti­ne, Prä­si­dent der ISPO. Das dies­jäh­ri­ge Mot­to ent­spricht auch dem Kern­ge­dan­ken der ISPO, die Ver­bin­dung von Wis­sen­schaft und Pra­xis in der Pro­the­tik und Orthe­tik. Die­ses Mot­to bil­det die Grund­la­ge für die Pro­gramm­ge­stal­tung des Welt­kon­gres­ses durch das Sci­en­ti­fic Pro­gram­me Com­mit­tee. Das Gre­mi­um setzt sich aus inter­na­tio­nal hoch­ran­gi­gen Expert:innen der Bran­che zusam­men. In unter­schied­li­chen For­ma­ten wie Key­notes, Sym­po­si­en, Free-Paper-Ses­si­ons oder auch den prak­ti­schen Aus­stel­ler­work­shops wird die inter­dis­zi­pli­nä­re Zusam­men­ar­beit bei der Ver­sor­gung von Men­schen mit Mobi­li­täts­ein­schrän­kun­gen in den Mit­tel­punkt gerückt.

Neu für den Kon­gress 2025 sind die For­ma­te „Tech­ni­cal track“ und „3 Minu­te The­sis Stu­dent Com­pe­ti­ti­on“. „Mit den neu­en Pro­gramm­for­ma­ten wer­den wir einen stär­ke­ren Bezug zu prak­ti­schen The­men im Arbeits­all­tag her­stel­len und auch für jun­ge Berufs­tä­ti­ge wert­vol­le Wei­ter­bil­dungs­mög­lich­kei­ten anbie­ten“, betont Con­stan­ti­ne und ergänzt: „Teil­neh­mer kön­nen sich auf eine Ver­an­stal­tung freu­en, die Inno­va­ti­on und Zusam­men­ar­beit in den Mit­tel­punkt stellt und die neu­es­ten Ent­wick­lun­gen in der Hilfs­mit­tel­ver­sor­gung zeigt und das zu einer der schöns­ten Zei­ten im Jahr. Die Tage schei­nen nicht zu enden, man fei­ert das Licht und die Wär­me. Die Atmo­sphä­re der Mitt­som­mer­näch­te wird den Kon­gress in Stock­holm zu einem unver­gess­li­chen Erleb­nis machen!“

Key­notes geben Ein­blick in die Forschung

Zur 20. Aus­ga­be des Welt­kon­gres­ses wer­den rund 4.000 Teilnehmer:innen aus der gan­zen Welt erwar­tet. Die kön­nen sich auch 2025 auf meh­re­re Key­notes freu­en. Fol­gen­de Spea­k­er sind bereits bestätigt:

Han Hou­di­jk ist Pro­fes­sor für kli­ni­sche Bewe­gungs­wis­sen­schaf­ten am Uni­ver­si­ty Medi­cal Cen­ter und an der Uni­ver­si­tät Gro­nin­gen in den Nie­der­lan­den. In sei­ner For­schung kon­zen­triert er sich auf die Wie­der­her­stel­lung der Geh­fä­hig­keit bei ver­schie­de­nen Pati­en­ten­grup­pen und den Ein­satz von Hilfs­mit­teln. Hou­di­jk ist ehe­ma­li­ger Prä­si­dent der ISPO Nie­der­lan­de und Initia­tor der „Pro­the­se Academie“.

Cha­pal Khas­na­bis ist Ortho­pä­die­tech­ni­ker und Seni­or Advi­sor für Assis­ti­ve Tech­no­lo­gy bei der Asia­ti­schen Ent­wick­lungs­bank in Genf. Wäh­rend sei­ner Tätig­keit bei der WHO von 2003 bis Anfang 2023 ent­wi­ckel­te er Richt­li­ni­en, Stan­dards und Hilfs­mit­tel für die Aus­bil­dung in der Pro­the­tik sowie Orthe­tik und hat maß­geb­lich zur Ent­wick­lung glo­ba­ler Pro­gram­me wie GATE (Glo­bal Coope­ra­ti­on on Assis­ti­ve Tech­no­lo­gy) bei­getra­gen. Als Seni­or Advi­sor für die Asia­ti­sche Ent­wick­lungs­bank setzt sich Khas­na­bis für die För­de­rung der Hilfs­mit­tel­in­dus­trie in Asi­en und dar­über hin­aus ein.

Sil­ves­tro Mic­e­ra ist Pro­fes­sor für Bio­elek­tro­nik an der Scuo­la Supe­rio­re San­t’An­na in Pisa, Ita­li­en, und der Éco­le Poly­tech­ni­que Fédé­ra­le de Lau­sanne in der Schweiz, wo er den Ber­tar­el­li Foun­da­ti­on Chair in Trans­la­tio­nal Neu­ro Engi­nee­ring inne­hat. Sei­ne For­schung kon­zen­triert sich auf die Ent­wick­lung von Neu­ro­pro­the­sen, die sen­so­ri­sche und moto­ri­sche Funk­tio­nen bei Men­schen mit Behin­de­run­gen wiederherstellen.

Pau­la Rush­ton ist außer­or­dent­li­che Pro­fes­so­rin und Direk­to­rin an der School of Occu­pa­tio­nal The­ra­py der Dal­housie Uni­ver­si­ty in Hali­fax, Kana­da. Ihre For­schungs­schwer­punk­te lie­gen in der Ver­bes­se­rung der Mobi­li­tät von Roll­stuhl­nut­zern. Rush­ton arbei­tet eng mit der Inter­na­tio­nal Socie­ty of Wheel­chair Pro­fes­sio­nals (ISWP) zusam­men, um das The­ma Roll­stuhl in den Lehr­plä­nen der Uni­ver­si­täts­kur­se für Gesund­heits­fach­kräf­te welt­weit zu verankern.

Eröff­nung mit inspi­rie­ren­den Lesungen

Im Rah­men der Eröff­nungs­ver­an­stal­tung wird die Inspi­ra­tio­nal Lec­tu­re der Inter­na­tio­nal Con­fe­de­ra­ti­on of Ampu­tee Asso­cia­ti­ons (IC2A) gehal­ten. Aus­ge­wählt wur­de dafür Chris­toff­er Lind­he. Er ver­lor im Alter von 17 Jah­ren bei einem Zug­un­glück bei­de Bei­ne und sei­nen lin­ken Arm. Der ehe­ma­li­ge para­lym­pi­sche Schwim­mer grün­de­te nach sei­nem Mas­ter­ab­schluss in Pro­dukt­ent­wick­lung sein eige­nes Unter­neh­men Lind­he Xtend, das benut­zer­freund­li­che Pro­the­sen her­stellt. Er ist Vor­stands­mit­glied von IC2A und Grün­der der Ampis­Liv Asso­cia­ti­on in Schwe­den. In der Lec­tu­re wird Lind­he sei­ne inspi­rie­ren­de Lebens­ge­schich­te und sei­ne Visi­on für benut­zer­freund­li­che Pro­the­sen teilen.

Auch die Knud Jan­sen Lec­tu­re gehört zum fes­ten Bestand­teil der Eröff­nungs­ver­an­stal­tung. Die­se wird von einer her­aus­ra­gen­den Per­sön­lich­keit gehal­ten, die sich um die ISPO oder das Gebiet der Pro­the­tik und Orthe­tik ver­dient gemacht hat. Der Red­ner bzw. die Red­ne­rin wird vom Vor­stand aus­ge­wählt und in den kom­men­den Mona­ten bekannt gegeben.

Call for papers ist gestartet

Der Start­schuss für den Call for papers ist gefal­len: Inter­es­sier­te sind ein­ge­la­den, einen Bei­trag zum Pro­gramm des Kon­gres­ses zu leis­ten: Vor­schlä­ge für Sym­po­si­en, Kur­se und das neue For­mat „Tech­ni­cal Track“ kön­nen online bis zum 7. Okto­ber 2024 ein­ge­reicht wer­den. Dead­line für die Free-Paper-Abs­tracts ist der 11. Novem­ber 2024.

Aus­stel­lung prä­sen­tiert Band­brei­te der Hilfsmittelversorgung

Neben dem Fach­pro­gramm kön­nen sich die Besucher:innen auch in der Indus­trie­aus­stel­lung über die Band­brei­te der Hilfs­mit­tel­ver­sor­gung infor­mie­ren. Inter­na­tio­na­le Fir­men geben einen Über­blick über den aktu­el­len Markt der Mobi­li­täts­hil­fen – von Pro­the­tik und Orthe­tik über Roll­stuhl­ver­sor­gung bis hin zu Addi­ti­ver Fer­ti­gung. Schon jetzt haben sich Aus­stel­ler aus mehr als 15 Län­dern ange­mel­det. Erwar­tet wer­den ins­ge­samt 150. Mög­lich ist die Anmel­dung bis zum 1. Dezem­ber 2024 über die Web­site der ISPO.

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