Fuß­sym­po­si­um mit hoch­ka­rä­ti­gem Programm

Osnabrück, Schauplatz des Westfälischen Friedens von 1648, war im Jahr 2024 einmal mehr Veranstaltungsort des gemeinsam von der Studiengemeinschaft Orthopädieschuhtechnik und dem städtischen Klinikum organisierten Fußsymposiums.

„Wir sind die Sicher­heits­kon­fe­renz für den Fuß“, ver­kün­de­te Dr. med. Jörn Doh­le denn auch mit einem leich­ten Augen­zwin­kern unter Ver­weis auf die par­al­lel in Mün­chen statt­fin­den­de geo­po­li­ti­sche Sicher­heits­kon­fe­renz zu Beginn sei­nes Vor­trags über Außen­band­ver­let­zun­gen – „die häu­figs­te Ver­let­zung, die in Not­auf­nah­men auf­schlägt“. Gast­ge­ber Prof. Dr. med. Mar­tin Engel­hardt, Chef­arzt für Ortho­pä­die und Sport­me­di­zin, hat­te zuvor die fort­wäh­rend gro­ße Bedeu­tung zum inter­pro­fes­sio­nel­len Aus­tausch her­vor­ge­ho­ben. Gemein­sam mit Tino Spre­kel­mey­er, 1. Vor­sit­zen­der der Stu­di­en­ge­mein­schaft, war ein abwechs­lungs­rei­ches Pro­gramm initi­iert wor­den, bei dem sich Medi­zi­ner und Schuh­ma­cher abwech­selnd das Vor­trags­mi­kro­fon in die Hand gaben. Am ers­ten von zwei Ver­an­stal­tungs­ta­gen woll­te Spre­kel­mey­er zunächst weni­ger zu Rah­men­be­din­gun­gen des Hand­werks dis­ku­tie­ren las­sen, son­dern viel­mehr die Pra­xis, „The­men, die uns im All­tag beschäf­ti­gen“, in den Vor­der­grund stel­len. Dazu gehö­ren im Sport­kon­text laut Dr. Doh­le ins­be­son­de­re Supi­na­ti­ons­trau­men, her­vor­ge­ru­fen durch eine chro­ni­sche Insta­bi­li­tät des obe­ren Sprung­ge­lenks, die zunächst kon­ser­va­tiv in Kom­bi­na­ti­on mit Mobi­li­täts­übun­gen behan­delt wer­den soll­ten. Zu den abso­lu­ten High­lights des von etwas mehr als 100 Teilnehmer:innen besuch­ten Sym­po­si­ums im Vien­na House Remar­que zähl­te der Vor­trag von Dr. med. Thi­lo Hot­fiel über die Beson­der­hei­ten des mensch­li­chen Knor­pels. Nach einer kur­zen Befra­gung des Fach­pu­bli­kums lüf­te­te er den Fakt, dass nichts auf der Welt einen höhe­ren Rei­bungs­ko­ef­fi­zi­en­ten (Ver­hält­nis von Druck­be­las­tungs­fä­hig­keit zu Rei­bung) auf­wei­se als eben jener Knor­pel. Sein süf­fi­san­tes Fazit: Hoch­leis­tungs­sport mit Knor­pel­scha­den ist mög­lich, aber nicht immer vernünftig.

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Im Anschluss an die ers­te Pau­se, in deren Ver­lauf die Teilnehmer:innen Gele­gen­heit erhiel­ten, sich in der Table-Top-Aus­stel­lung über aktu­el­le Inno­va­tio­nen der Indus­trie zu infor­mie­ren, über­nahm Prof. Engel­hardt gleich zwei Vor­trä­ge am Stück. Wäh­rend „Knie­ge­lenk­s­pa­tho­lo­gien beim Sport­ler“ eher – Zitat Engel­hardt – zu den „Rand­ge­bie­ten der Ver­sor­gung“ gehö­ren, zäh­len „Stress­frak­tu­ren der unte­ren Extre­mi­tät im Sport“ zu den häu­figs­ten durch Über­las­tung her­vor­ge­ru­fe­nen Ver­let­zun­gen unter Frei­zeit- und Leistungssportler:innen. In Bezug auf den Aus­tausch mit Patient:innen mahn­te Engel­hardt alle Pro­fes­sio­nen: „Sie dür­fen kei­ne fal­schen Ver­spre­chun­gen machen.“ Von einem „bun­ten Blu­men­strauß an Orthe­sen­ver­sor­gung“ sprach im Anschluss Tino Spre­kel­mey­er in sei­nem Bei­trag „Ortho­pä­die­tech­ni­sche Ver­sor­gun­gen“ bei Sport­lern. Vor allem ande­ren ste­he dabei die Schmerz­re­duk­ti­on im Vor­der­grund. Erst im Wei­te­ren fol­gen u. a. Ent­las­tung, Kom­pen­sa­ti­on neu­ro­mus­ku­lä­rer Defi­zi­te oder Sti­mu­la­tio­nen. Ein­dring­lich beton­te Spre­kel­mey­er die hohe Bedeu­tung der Com­pli­ance bei einer erfolg­rei­chen Ver­sor­gung. Dazu gehö­re neben einer grund­sätz­li­chen Tra­ge­be­reit­schaft der Anwender:innen auch der prak­ti­sche Umgang mit dem Hilfs­mit­tel: „Eine Orthe­se gehört immer auf Haut, nie auf Tex­til – auch bei Hartrahmen-Orthesen.

Ein wei­te­rer Höhe­punkt des dies­jäh­ri­gen Jah­res­kon­gres­ses in Osna­brück war ohne Zwei­fel die „Ehren­gastlec­tu­re“ von Prof. Dr. med. Phil­ipp Loben­hof­fer. Auf den offi­zi­el­len Titel „Aus­wir­kun­gen von Ach­sen­de­for­mi­tä­ten an der unte­ren Extre­mi­tät auf Knie- und Sprung­ge­lenk des Sport­lers – the­ra­peu­ti­sche Optio­nen“ folg­te ein über den gesam­ten Vor­trags­zeit­raum von 45 Minu­ten span­nen­des und unter­halt­sa­mes Plä­doy­er für das Ope­ra­ti­ons­ver­fah­ren der Osteo­to­mie, bei dem zur Kor­rek­tur von Fehl­stel­lun­gen Kno­chen gezielt durch­schnit­ten wer­den. „Es lohnt sich, weil es nach­hal­tig und lang­fris­tig ist“, doku­men­tier­te Loben­hof­fer den Erfolg des Ein­griffs anhand meh­re­rer Langzeituntersuchungen.

Im wei­te­ren Ver­lauf beschäf­tig­te sich das zwei­tä­gi­ge Fach­pro­gramm am 16. und 17. Janu­ar in Osna­brück u. a. noch mit der Vor­fuß­chir­ur­gie, Arthro­se des obe­ren Sprung­ge­lenks und dem Dia­be­ti­schen Fuß. Sei­nen Abschluss fand der Jah­res­kon­gress mit der Vor­stel­lung aktu­el­ler Pro­jek­te am Kom­pe­tenz­zen­trum Ortho­pä­die-Schuh­tech­nik sowie der Fort­set­zung des vor einem Jahr an glei­cher Stel­le gestar­te­ten Pro­jekts „Open Space 2.0“, in des­sen Rah­men im Work­shop-For­mat neue Ideen der Aus- und Wei­ter­bil­dung im Hand­werk erar­bei­tet werden.

Micha­el Blatt

 

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