Extre­me Defor­mi­tä­ten: Krea­ti­vi­tät ist gefragt

Wann ist eine Operation notwendig? Und welche Hilfsmittel können vorher und nachher unterstützen? Geht es um die Behandlung von extremen Deformitäten der oberen und unteren Extremitäten bei Kindern, ist das Zusammenspiel von Medizin und Handwerk unerlässlich.

Das Sani­täts­haus Ortho-Team mit Sitz in Zol­li­ker­berg bei Zürich sowie die Schul­t­hess Kli­nik in Zürich arbei­ten des­we­gen seit vie­len Jah­ren Hand in Hand. Im Gespräch mit der OT-Redak­ti­on erläu­tern Ortho­pä­dis­tin Karin Eber­le und Dr. med. univ. Han­nes Man­ner, Chef­arzt der Abtei­lung Kin­der- und Jugen­d­or­tho­pä­die, wie die Zusam­men­ar­beit abläuft und vor wel­che Her­aus­for­de­run­gen sie die Behand­lung stellt.

Anzei­ge

OT: Wie ent­ste­hen extre­me Deformitäten?

Han­nes Man­ner: Kind­li­che Defor­mi­tä­ten sind gene­rell ent­we­der ange­bo­ren oder trau­ma­tisch, also durch einen Unfall ver­ur­sacht. Kom­ple­xe­rer Natur sind vor allem die ange­bo­re­nen Defor­mi­tä­ten und hier beson­ders die Längs­fehl­bil­dun­gen der Bei­ne. Das Spek­trum umfasst meis­tens eine kor­rek­tur­be­dürf­ti­ge Bein­län­gen­dif­fe­renz und Fehl­bil­dun­gen der Gelen­ke und Kno­chen, gepaart mit ent­spre­chen­der Betei­li­gung der Weich­tei­le. The­ra­peu­tisch wird je nach Aus­prä­gung ope­ra­tiv oder kon­ser­va­tiv vor­ge­gan­gen, häu­fig benö­tigt die The­ra­pie einen mul­ti­dis­zi­pli­nä­ren Ein­satz von Kin­der­or­tho­pä­den, Ortho­pä­die­tech­ni­kern und Physiotherapeuten.

OT: Wie häu­fig kom­men sol­che Fehl­bil­dun­gen bzw. ‑stel­lun­gen vor?

Man­ner: Es han­delt sich um sel­te­ne Erkran­kun­gen. Durch ihre Sel­ten­heit besteht nicht über­all das iden­ti­sche Know-how in deren Behand­lung. Ein mul­ti­dis­zi­pli­nä­res Team und viel Erfah­rung sind erfor­der­lich, um das best­mög­li­che Ergeb­nis erzie­len zu können.

OT: Wann soll­te mit der Behand­lung begon­nen werden?

Karin Eberle/Hannes Man­ner: Der Zeit­punkt des The­ra­pie­be­ginns ist essen­zi­ell für die Ent­wick­lung und Beglei­tung von Fehl­bil­dun­gen. Es ist ent­schei­dend, dass Auf­fäl­lig­kei­ten und Patho­lo­gien recht­zei­tig nach der Geburt von Ortho­pä­den erkannt und ein­ge­schätzt wer­den. Die­se Eva­lu­ie­run­gen und Ana­mne­sen sind aus­ge­spro­chen anspruchs­voll, da die knö­cher­nen Struk­tu­ren von Säug­lin­gen auf dem Rönt­gen­bild vor­erst nur als Schat­ten ersicht­lich sind oder nur erahnt wer­den kön­nen. Die beschrie­be­nen Schat­ten sind die knor­pel­ar­ti­gen Fun­da­men­te der spä­te­ren Kno­chen­struk­tu­ren. Des Wei­te­ren sind die extrem klei­nen Glied­ma­ßen für die Fachspezia­listen aus­ge­spro­chen schwie­rig zu beur­tei­len und zu diagnostizieren.

Bei vor­lie­gen­den Fuß­fehl­stel­lun­gen star­tet der Ortho­pä­de bereits in den ers­ten Lebens­ta­gen des Kin­des mit einer Redres­si­ons­gips­the­ra­pie (Abb. 1), um die noch sehr wei­chen und geschmei­di­gen Extre­mi­tä­ten schritt­wei­se, sanft mani­pu­lie­rend zu kor­ri­gie­ren. Die Redres­si­ons­gips­wech­sel erfol­gen meis­tens alle fünf bis sie­ben Tage.

Wir fol­gen damit der Klump­fuß­be­hand­lung nach Pon­seti. Auch Defor­mi­tä­ten und Fehl­bil­dun­gen ande­rer Natur, also nicht nur Klump­fü­ße, wer­den eben­falls schritt­wei­se mani­pu­liert, kor­ri­giert und verändert.

Das Ziel die­ser Behand­lung ist die Vor­be­rei­tung und Vor­be­hand­lung der Struk­tu­ren. Die Ein­lei­tung einer ­ers­ten Orthe­sen-Ver­sor­gung erfolgt meist erst nach dem ers­ten Lebens­mo­nat. Maßer­he­bung sowie Anpro­be erfol­gen bei den Gips­wech­seln in der Kli­nik. Zwi­schen den Gips­wech­seln soll­ten kei­ne län­ge­ren Pau­sen auf­tre­ten, um ein Rezi­div mög­lichst zu ver­mei­den. Sinn­vol­ler­wei­se emp­fiehlt sich eine grö­ßen­an­pass­ba­re Orthe­sen­kon­struk­ti­on auf­grund des schnel­len Wachs­tums im Säug­lings­al­ter ­­(Abb. 2). Die lang­jäh­ri­ge Erfah­rung zeigt, dass es, je bes­ser die Struk­tu­ren von Fehl­bil­dun­gen in den ers­ten Wochen bis Lebens­jah­ren kor­ri­giert und vor­be­rei­tet wer­den, des­to ein­fa­cher und deut­lich weni­ger inva­siv die fol­gen­den ope­ra­ti­ven Ein­grif­fe sind.

OT: Extre­me Defor­mi­tä­ten – das bedeu­tet bestimmt auch eine extre­me Behand­lung. Gibt es für sol­che Ver­sor­gun­gen Stan­dards oder müs­sen Sie expe­ri­men­tier­freu­dig sein?

Eber­le: Es ist Krea­ti­vi­tät gefragt, Hilfs­mit­tel für Defor­mi­tä­ten und Fehl­bil­dun­gen her­zu­stel­len, da die­se meis­tens unter­schied­li­cher Art sind. Fun­da­men­tal ist, mit dem Ortho­pä­den vor The­ra­pie­be­ginn Zie­le fest­zu­le­gen. Wel­che Kor­rek­tur­schrit­te sind mit­tels Orthe­sen nötig? Wo müs­sen die Prio­ritäten gesetzt wer­den? Wel­che Struk­tur­kor­rek­tu­ren müs­sen wie und wann ange­gan­gen wer­den? Wel­che Fak­to­ren dür­fen viel­leicht zu gege­be­nem Zeit­punkt sogar ver­nach­läs­sigt wer­den, um zeit­gleich ein bes­se­res Kor­rek­tur­re­sul­tat an ande­ren Struk­tu­ren zu erzie­len? Es ist wich­tig, die­se Prio­ri­tä­ten zu set­zen und das Ziel zu fokus­sie­ren. Für die­ses schritt­wei­se Her­an­ge­hen an die Kor­rek­tur ist die Auf­klä­rung der Eltern unge­mein wich­tig, denn die­se müs­sen den Plan und das Behand­lungs­kon­zept der Fach­leu­te ver­ste­hen, um es dem­entspre­chend akzep­tie­ren und unter­stüt­zen zu kön­nen. Die inter­dis­zi­pli­nä­re Zusam­men­ar­beit ist unabdingbar.

Fach­über­grei­fen­des Konzept

OT: Ist immer eine Ope­ra­ti­on not­wen­dig oder kann auch eine kon­ser­va­ti­ve The­ra­pie zu guten Ergeb­nis­sen führen?

Eber­le: Heu­te kön­nen Pati­en­ten dank fort­schritt­li­cher Ope­ra­ti­ons­tech­ni­ken ohne Hilfs­mit­tel oder mit mini­mal­in­va­si­ven Orthe­sen ihren All­tag bestrei­ten. Was wie­der­um einen Gewinn an Lebens­qua­li­tät für den Ein­zel­nen dar­stellt. Unser fach­über­grei­fen­des Behand­lungs­kon­zept legt sehr viel Wert auf die Auf­klä­rung der Pati­en­ten und Fami­li­en. Es ver­steht sich von selbst, dass bei Säug­lin­gen und Klein­kin­dern die Eltern die ent­schei­den­de Rol­le über­neh­men. Sobald die Kin­der zu ver­ste­hen begin­nen, wer­den sie in den Auf­klä­rungs­pro­zess eingebunden.

Vor Jahr­zehn­ten wur­den Pati­en­ten zum Bei­spiel durch Umkehr­plas­ti­ken ope­riert und in unse­ren Ortho­pä­die­werk­stät­ten dann mit Orthop­ro­the­sen ver­sorgt. Alt­be­währ­te Ver­sor­gung­mög­lich­kei­ten und Behand­lungs­we­ge sind auch heu­te noch gefragt. Alt bedeu­tet aber sicher nicht schlecht. Die Auf­klä­rung und Offen­le­gung der ver­schie­de­nen Behand­lungs­kon­zep­te und Metho­den sind für das Pati­en­ten­um­feld folg­lich unglaub­lich wich­tig. Ob die kon­ser­va­ti­ve oder ope­ra­ti­ve Behand­lung ver­folgt wird, obliegt der Ent­schei­dung der Betroffenen.
Bei gewis­sen Defor­mi­tä­ten emp­fiehlt sich der ope­ra­ti­ve Weg, um eine bes­se­re orthe­ti­sche oder orthop­ro­the­ti­sche Ver­sor­gung zu ermöglichen.

OT: Wel­che Hilfs­mit­tel kom­men für die The­ra­pie infrage?

Eber­le: In der Regel spre­chen wir von Orthe­sen, Orthop­ro­the­sen bis hin zu Pro­the­sen. In der Ortho­pä­die-Tech­nik gibt es kaum Gren­zen, was die indi­vi­du­el­le Pla­nung und Umset­zung eines Hilfs­mit­tels betrifft.

Erst kon­ser­va­tiv, dann operativ

OT: Das Ortho-Team und die Schul­t­hess Klink arbei­ten seit ­vie­len Jah­ren zusam­men. War­um ist die inter­dis­zi­pli­nä­re ­Zusam­men­ar­beit so entscheidend?

Eberle/Manner: Frü­her oder spä­ter sind ope­ra­ti­ve Ein­grif­fe bei schwe­ren Patho­lo­gien meist sehr sinn­voll und auch erfolgs­ver­spre­chend. Jeder Ein­griff ist jedoch inva­siv und hin­ter­lässt Nar­ben. Der Kör­per soll­te dar­auf gut vor­be­rei­tet sein. Die­se Vor­aus­set­zun­gen kön­nen geschaf­fen wer­den durch die geziel­te Vor­be­rei­tung der vor­lie­gen­den Kör­per­struk­tu­ren. Dies geschieht wie­der­um durch ent­spre­chen­de orthe­ti­sche Ver­sor­gun­gen in den ers­ten Lebens­wo­chen. Wir stre­ben an, so lan­ge wie es sinn­voll ist, den kon­ser­va­ti­ven Weg zu gehen, den Kör­per wach­sen und sich ent­wi­ckeln zu las­sen, den Pati­en­ten und des­sen Fami­lie phy­sisch wie auch psy­chisch vor­zu­be­rei­ten, bis dann der rich­ti­ge Zeit­punkt für eine Ope­ra­ti­on gege­ben ist.

OT: Kön­nen Sie die Bedeu­tung der Zusam­men­ar­beit an einem kon­kre­ten Fall­bei­spiel erläutern?

Eberle/Manner: Wir haben einen Pati­en­ten mit fol­gen­der Dia­gno­se behan­delt: Ange­bo­re­ne Längs­fehl­bil­dung der rech­ten unte­ren Extre­mi­tät mit Ober­schen­kel­ver­kür­zung rechts und deut­li­chem Knie­ge­lenk­val­gus sowie feh­len­dem Waden­bein mit extre­mer Ante­kur­va­ti­on und Val­gus­fehl­stel­lung im mit­ti­gen Unter­schen­kel und sekun­dä­rem, sehr aus­ge­präg­tem Rückfußvalgus.

Schritt­wei­se Korrektur

OT: Wel­che beson­de­ren Her­aus­for­de­run­gen stell­te die­ser Fall an Sie?

Eber­le: Auf­grund des feh­len­den Waden­bei­nes late­ra­li­siert der Fuß kom­plett (Abb. 5). Das wich­tigs­te Ziel ist es, den Fuß unter den Unter­schen­kel zu stel­len, dies geschieht über eine star­ke Talus­re­po­si­to­nie­rung, damit das Sprung- und Fer­sen­bein unter dem Schien­bein plat­ziert wird. Auch wer­den für die Auf­rich­tung eine Cal­ca­neus­va­ri­sie­rung von cir­ca 30 bis 40 Grad sowie eine Sus­ten­ta­cu­lum tali Unter­stüt­zung am Gips­mo­dell model­liert. Die­se Kor­rek­tur ver­ur­sacht auf­grund der Tri­zeps­mus­kel­ver­kür­zung wie­der­um eine Plant­ar-Fle­xi­on von cir­ca 25 Grad. Die­se Fuß­ein­stel­lung erlaubt so eine schmerz­freie Voll­be­las­tung, ohne jeg­li­che Achs­ab­wei­chung. Dank der schritt­wei­sen Kor­rek­tur seit dem Säug­lings­al­ter wur­den die Struk­tu­ren opti­mal vor­be­rei­tet. Die Ana­to­mie der Kno­chen und Struk­tu­ren ist belast­bar und stark. Die sicht­ba­re Fehl­hal­tung unter Belas­tung ist zudem unbe­las­tet ein­fach zu pal­pie­ren und zu korrigieren.

Extre­me Fehl­stel­lun­gen for­dern extre­me Kor­rek­tu­ren. Wer­den Ach­sen­fehl­stel­lun­gen nur ein biss­chen kor­ri­giert, ver­lau­fen die Belas­tungs­li­ni­en falsch und Druck­stel­len ent­ste­hen. Medi­an geleg­te Ach­sen ver­tei­len den Belas­tungs­druck regel­mä­ßig auf medi­al, late­ral und eben median.

Gene­rel­ler Anspruch und Her­aus­for­de­rung an das Aligne­ment in der unte­ren Extre­mi­tät bei Klein­kin­dern sind: Kin­der ste­hen und gehen zu Geh­be­ginn unsi­cher, folg­lich breit­bei­nig und in einer Knief­le­xi­on. Dies ist beim Orthe­sen-Auf­bau unbe­dingt zu berück­sich­ti­gen. Die spä­te­re extre­me Akti­vi­tät und Lebens­freu­de des Kna­ben stell­ten wie­der­um hohe Ansprü­che an die Kon­struk­ti­on und die Mate­ria­li­en. Ein grö­ße­rer Ver­schleiß ist wahrscheinlich.

OT: Zu wel­chen Ergeb­nis­sen hat die Behand­lung geführt?

Eberle/Manner: Der Jun­ge war mit sei­nen vor­be­han­del­ten Struk­tu­ren per­fekt für den ers­ten rekon­stru­ie­ren­den Ein­griff vor­be­rei­tet, sodass die ers­te Bein­ver­län­ge­rungs­ope­ra­ti­on, die mit weich­tei­li­gen und knö­cher­nen Ein­grif­fen kom­bi­niert war, unter den best­mög­li­chen Vor­aus­set­zun­gen durch­ge­führt wer­den konnte.

Orthe­sen, Maß­schu­he und Gehhilfe

OT: Wel­che Hilfs­mit­tel kamen zum Einsatz?

Eber­le: Die Orthe­sen­ty­pen haben sich über die Jah­re hin­weg ver­än­dert. Anfäng­lich waren für den Kna­ben Lage­rungs­or­the­sen mit Redres­si­on not­wen­dig (Abb. 6). Spä­ter bau­ten wir Orthe­sen nach einem Sar­mi­en­to-Prin­zip (Abb. 7 und 8) mit zusätz­li­chem Schuh­auf­bau für den Bein­län­gen­aus­gleich (Abb. 9). Auch Maß­schu­he müs­sen je nach Defor­mi­tät gebaut wer­den, wenn kein Schuh­werk um die Orthe­se passt (Abb. 10). Zu einem spä­te­ren Zeit­punkt, als die ers­te Ver­län­ge­rungs­ope­ra­ti­on durch­ge­führt wor­den war, kre­ierten wir für die Mobi­li­sie­rung eine Geh­hil­fe, wel­che wir direkt an den Fix­a­teur Extern mon­tiert haben (Abb. 11).

OT: Wie kommt der Jun­ge mit der Ver­sor­gung zurecht?

Eber­le: Die aus­ge­las­se­ne Akti­vi­tät und die unbän­di­ge Lebens­freu­de, die mini­mal gehal­te­nen Akti­vi­täts­ein­schrän­kun­gen im All­tag wie auch das Ver­trau­en der zufrie­de­nen Eltern sind die größ­te und erfreu­lichs­te Rück­mel­dung überhaupt.

OT: Muss­ten wei­te­re Pro­fes­sio­nen in die The­ra­pie des Pati­en­ten mit­ein­be­zo­gen werden?

Eberle/Manner: Phy­sio­the­ra­pie wird bei Säug­lin­gen und Klein­kin­dern mit Defor­mi­tä­ten, je nach Fall, eher sel­ten ver­ord­net. Durch die Ent­wick­lung sind die Kin­der ihre eige­nen und bes­ten The­ra­peu­ten, sie arran­gie­ren sich mit den gege­be­nen Situa­tio­nen in einer ihnen eige­nen Unbe­fan­gen­heit und Natür­lich­keit. Kin­der sind erfah­rungs­ge­mäß aus­ge­spro­chen smart und leben „ein­fach“ damit, sie sind „ein­fach“ so oder etwas „anders“. Schwie­rig­kei­ten und Pro­ble­me mit der Com­pli­ance tre­ten meis­tens dann auf, wenn die Eltern und das Umfeld mit dem Han­di­cap des Kin­des hadern und das Kind dies spü­ren las­sen. Vom Klein­kind- bis zum Erwach­se­nen­al­ter durch­lau­fen die Betrof­fe­nen vie­le unter­schied­li­che Pha­sen der Akzep­tanz. Wie sie die­se Pha­sen erle­ben und ver­ar­bei­ten, hängt beson­ders von der Unter­stüt­zung durch die Fami­lie und Freun­de ab.

OT: Wo lie­gen Gren­zen der Ver­sor­gung von Kin­dern mit extrem aus­ge­präg­ten Deformitäten?

Eber­le: Unser außer­ge­wöhn­li­ches Hand­werk erlaubt uns, vie­le Wege zu gehen, vie­les aus­zu­pro­bie­ren, vie­le neu­en Tech­no­lo­gien ein­zu­set­zen und expe­ri­men­tier­freu­dig zu sein. Gren­zen kön­nen zum Bei­spiel in der Ästhe­tik der Hilfs­mit­tel lie­gen, in der Com­pli­ance der Pati­en­ten und deren Ange­hö­ri­gen oder die Akzep­tanz einer Beein­träch­ti­gung. Auch dem Ortho­pä­den und Ortho­pä­die­tech­ni­ker sind in die­sen Fra­gen und Anlie­gen manch­mal lei­der die Hän­de gebunden.

Eberle/Manner: Bei Extrem­de­for­mi­tä­ten wie Ame­li­en oder Apla­si­en feh­len oft Kno­chen­struk­tu­ren oder sogar gan­ze Glied­ma­ßen. Wir kön­nen sie nicht erset­zen, aber ­gera­de­stel­len und teil­wei­se wah­re Wun­der bewir­ken. Trotz­dem gelingt es uns auch heu­te noch nicht, für alle Pati­en­ten ein ästhe­ti­sches, funk­tio­nel­les und zufrie­den­stel­len­des Ergeb­nis zu errei­chen. Wir geben unser Bes­tes und set­zen uns mit allen uns ver­füg­ba­ren Mit­teln und Mög­lich­kei­ten ein, den Kin­dern und deren Ange­hö­ri­gen den Weg in die Zukunft zu erleich­tern. Ein lachen­des Gesicht ist die Moti­va­ti­on, alles zu geben und nie nach­zu­las­sen, die­ser zu den schöns­ten Tätig­kei­ten gehö­ren­den Arbeit von gan­zem Her­zen nachzugehen.

Die Fra­gen stell­te Pia Engelbrecht.

 

 

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