Ein Teil von diesen Kindern und Jugendlichen benötigt eine Hilfsmittelversorgung. Und so, wie in der Medizin vom Bild des Mannes als „Standard-Erwachsener“ langsam aber sicher abgewichen wird, so ist auch die Erkenntnis bei vielen Menschen mittlerweile etabliert, dass Kinder keine Miniatur-Erwachsenen sind, sondern spezielle Bedürfnisse und Ansprüche haben an ihre Versorgungen, Versorger:innen und auch an das Umfeld der Versorgungen.
Das hat auch das Vitalcentrum Hodey erkannt. Der Vollsortimenter vom Niederrhein hat deshalb unter dem Eigennamen „Hodey Kids“ nicht nur eine Marke, sondern ein Dach geschaffen für einen Versorgungsbereich, in dem die Kinder und Jugendlichen und deren Angehörige im Mittelpunkt stehen. An den Standorten Kamp-Lintfort und Aachen hat Hodey Kids seine berufliche Heimat. Was hinter dem Konzept steckt, erklärt Lars Kieroth, Geschäftsführer des Hodey Vitalcentrums und Hodey Kids, im Gespräch mit der OT-Redaktion.
OT: Warum haben Sie sich dazu entschieden, den Bereich der Kinderversorgung von den anderen Versorgungsbereichen abzutrennen?
Lars Kieroth: Hodey ist ein traditionelles Familienunternehmen, deshalb hat die Versorgung der Allerkleinsten für und bei uns seit jeher einen besonderen Stellenwert. Wir bieten das volle Sortiment orthopädischer sowie Reha- und Pflegehilfsmittel für Kinder an – mit viel Leidenschaft für die neuesten Technologien und dem obersten Ziel, jedem Kind das Leben ein Stück leichter zu machen. Deshalb war es uns sehr wichtig, unter dem Dach Hodey Kids eine eigene kleine Welt zu erschaffen, die sich gezielt an den Bedürfnissen und Vorlieben betroffener Familien orientiert.
OT: Wie wichtig war es Ihnen, mit Hodey Kids auch eine eigene Marke zu schaffen – und was sind die Vorteile für die kleinen Patient:innen?
Kieroth: Wir haben die Marke Hodey Kids primär ins Leben gerufen, um betroffenen Familien eine konkrete Anlaufstelle zu geben, wenn es um die Versorgung ihrer Kinder geht. Mit der Implementierung der Marke Hodey Kids und dem ganzheitlichen pädiatrischen Ansatz, den Hodey Kids verfolgt, können wir bei der Versorgung gezielt auf die speziellen Bedürfnisse und Anforderungen von Kindern eingehen, sei es in Bezug auf Design, Größe oder Funktionalität ihrer Hilfsmittel. Zudem schnüren unsere Hodey-Kids-Lots:innen, selbst pflegende Eltern, und unsere Rehakind-zertifizierten Fachberater:innen für jede Familie ein intensives, langfristiges und besonders einfühlsames Rundum-sorglos-Paket, das weit über die übliche Versorgung hinausgeht. Ein großer Mehrwert für die Kinder – und für ihre Eltern, da wir ihnen auf Augenhöhe emotional begegnen können.
OT: Wie lange haben Sie gebraucht, um Ihr Konzept zu entwickeln, und welche Meilensteine setzten Sie in dieser Zeit?
Kieroth: Die Entwicklung des ganzheitlichen Markenkonzepts hat einige Zeit in Anspruch genommen. Wir wollten unbedingt sicherstellen, dass wir alle Aspekte der Versorgung von Kindern und Jugendlichen berücksichtigen und bestmöglich bedienen. So etwas bricht man auch mit jahrelanger Erfahrung in der Versorgung von Kindern nicht einfach übers Knie. Meilensteine bei der Entwicklung der Marke waren unter anderem die Vorstellung unserer Lotsin für Pädiatrie, die Entwicklung des Hodey-Kids-Hilfsmittelpasses, die Einführung von KI bei der Erstellung von Begründungen sowie die Implementierung von Maßnahmen zur Elternintegration, darunter regelmäßig stattfindende Elternseminare rund ums Thema Pflege und Versorgung sowie Events für die ganze Familie, die im entspannten Rahmen Raum für gegenseitigen Austausch und Hilfestellung bieten. Ein besonderes Highlight war unser Hodey-Kids-Launch-Event Anfang März, bei dem wir „unseren“ Familien erstmals das fertige Markenkonzept von Hodey Kids vorstellen durften.
OT: Kinder- und Jugendliche haben andere Bedürfnisse als ihre Eltern. Können Sie ein paar Beispiele nennen, wie Sie auf die Anforderungen für die Kinder eingegangen sind?
Kieroth: Um auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen, haben wir für die Marke Hodey Kids im ersten Schritt an den beiden Hodey-Kids-Standorten Kamp-Lintfort und Aachen kinderfreundliche Räumlichkeiten gestaltet. Natürlich haben wir auch unser Personal entsprechend geschult, um eine einfühlsame, kindgerechte Betreuung und eine exzellente Versorgung der Kleinsten zu gewährleisten. Mit unserem Knautschball-Maskottchen „Hey“ haben wir der Marke Hodey Kids zudem im wahrsten Sinne des Wortes noch ein kindgerechtes Gesicht gegeben. Hey ist Freund, Begleiter und Trostspender in einem. Er turnt, kullert und hüpft zur Erheiterung der Kinder als wiederkehrendes Gestaltungselement durch die Markenwelt von Hodey Kids – als Animation auf der Website, als farbenfrohes Motiv auf T‑Shirts und Turnbeuteln oder als knalliger Sticker auf den liebevoll designten Hodey-Kids-Mappen, die mit lustigen Hey-Geschichten und Malbüchern die Zeit im Wartezimmer überbrücken sollen. Das freut nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern.
OT: Apropos Eltern: Die Kinder und Jugendlichen kommen in den seltensten Fällen allein ins Sanitätshaus. Welche Maßnahmen haben Sie sich überlegt, um die Eltern und Angehörigen mitzunehmen auf die Versorgungsreise?
Kieroth: Neben den klassischen Flyern, Broschüren sowie der Website mit FAQs und umfangreichem Diagnose-Register dient den pflegenden Eltern die Hodey-Kids-Mappe als hilfreiches Tool, um wichtige Infos zu Hilfsmitteln, Terminen und mehr einzutragen. Auch Rezepte und Arztbriefe finden darin Platz, gemeinsam entwickelt mit betroffenen Eltern, die wissen, worauf es ankommt. Zudem bieten wir pflegenden Eltern langfristige Betreuung und Begleitung durch unsere Fachberater:innen sowie unsere Lots:innen, die den Familien während des gesamten Versorgungsprozesses – und auch darüber hinaus – unterstützend und informierend zur Seite stehen. Dieses Angebot wird äußerst positiv angenommen und hilft den Eltern, sich sicher und verstanden zu fühlen. Im Fokus bei der Entwicklung stand immer eine gewisse Niederschwelligkeit im Kontakt und Einfachheit in der Sprachwahl, ohne dabei die Professionalität zu kompromittieren. Wir wollen unseren Eltern und Kindern soweit es geht immer auf Augenhöhe begegnen können.
OT: Stichwort Augenhöhe: Sie haben eine Elternlotsin eingestellt, die sich um die Eltern der betroffenen Kinder kümmert. Was macht diese Lotsin und wie gut wird dieses Angebot angenommen?
Kieroth: Unsere Lotsin Yvonne Straus, selbst pflegende Mutter, ist Ansprechpartnerin, Tippgeberin, Helferin, Bezugsperson und mentale Stütze für betroffene Familien. Sie begleitet pflegende Eltern auf ihrer Odyssee durch den Pflegedschungel, von Anfang an und solange die Hilfsmittel mitwachsen. Fragen klären, Tipps geben, Kontakte knüpfen: Unsere Lotsin zeigt den Familien Schritt für Schritt, was zu tun ist – und hilft ihnen dabei, schnell die Hilfe zu bekommen, die sie brauchen. Dieses Zusatzangebot wird von den betroffenen Familien dankend angenommen, die Resonanz ist durchweg positiv. Das zeigt uns, dass wir mit dem Konzept „Lots:in“ auf dem richtigen Weg sind.
OT: Wie bereits gesagt, haben Sie die Elternlotsin angestellt. Waren weitere Personalbewegungen nötig, um das Hodey-Kids-Team aufzubauen und können Sie einmal Ihr Personalkonzept beschreiben?
Kieroth: Unser Ziel bei Hodey Kids ist es, eine optimale und vor allem langfristige Versorgung der Kleinsten sicherzustellen. Dafür braucht es fachliche Kompetenz, Empathie und Beständigkeit. Um das Team aufzubauen, waren und sind deshalb zusätzliche Personalbewegungen erforderlich – eine große Herausforderung in Zeiten des Fachkräftemangels. Gerade in der Versorgung von Kindern ist ein vertrauensvoller, sensibler Umgang mit der ganzen Familie und vor allem mit dem Kind wichtig. Deshalb sind unsere Fachberater:innen allesamt Rehakind-zertifiziert. So stellen wir sicher, dass betroffene Familien in ganzheitlicher Hinsicht gut versorgt werden. Unser Personalkonzept umfasst außerdem Schulungen im Umgang mit Kindern, regelmäßige Teammeetings zur Verbesserung der Abläufe und eine offene Kommunikation. Wir haben ein sehr offenes und positives Team und stellen beim Recruiting sicher, dass der persönliche Fit gegeben ist. Leichter leben und leichter arbeiten geht nur, wenn die Harmonie und Hegemonie im Team stimmen.
OT: Kinder sind nicht immer in Begleitung ihrer Eltern oder anderer Erwachsener, die sich gut mit der Versorgung auskennen, beispielsweise in der Schule. Haben Sie eine Idee, wie Kinder Informationen für ihr Umfeld zur Verfügung stellen können?
Kieroth: Um unseren kleinen Kund:innen wichtige Informationen für ihr Umfeld an die Hand geben zu können, haben wir den Hodey-Kids-Hilfsmittelpass entwickelt – eine Art „Scheckheft“ für Hilfsmittel. Der Hilfsmittelpass kann mit allen relevanten Informationen zu den jeweiligen Hilfsmitteln gefüttert werden und ist so handlich, dass er ohne Probleme überall mitgeführt werden kann. Er dient sowohl Therapeut:innen und Ärzt:innen als auch Erzieher:innen als wichtige Informationsquelle: Wie funktioniert das Hilfsmittel? Worauf muss ich achten? Wer ist der zuständige Versorger? Wann war die letzte Anpassung? Dadurch ermöglicht der Hilfsmittelpass eine bessere Koordination der Versorgung, eine verbesserte Kommunikation zwischen den Beteiligten und eine umfassende Dokumentation der Versorgungsschritte.
OT: Der Hilfsmittelpass klingt nach einer guten Idee. Wie weit sind Sie mit der Umsetzung und welche weiteren Benefits haben Eltern und Kinder, wenn sie das Heft bei sich führen?
Kieroth: Der Hilfsmittelpass wurde bereits im März im Rahmen unseres Hodey-Kids-Launch-Events vorgestellt und befindet sich derzeit in der Erprobungsphase. Die Erstauflage wird kontinuierlich bei den Kinderversorgungen ausgegeben. Aktuell erreichen uns zum Hilfsmittelpass viele positive Resonanzen, aber auch Optimierungsvorschläge und Anregungen, die wir natürlich dankend entgegennehmen. Der Hilfsmittelpass ist im Übrigen Bestandteil einer liebevoll gestalteten Mappe, die neben dem eigentlichen Hilfsmittelpass im handlichen A6-Format außerdem praktische Organizer-Funktionen sowie zahlreiche spielerische Elemente mit kindgerechter Gestaltung bietet, darunter Steckbriefe, Malbücher, Sticker und Geschichten, die den betroffenen Familien das Leben ein Stück leichter machen sollen.
OT: Nicht jedes Sanitätshaus hat die Kapazitäten, um all die Maßnahmen umzusetzen, die Sie jetzt umgesetzt haben. Können Sie den Kolleg:innen einen Tipp geben, was sich vielleicht mit wenig Mitteln, aber großem Benefit für die Kinder und Jugendlichen oder deren Angehörigen umsetzen lässt?
Kieroth: Kolleg:innen, die nicht über die gleichen Kapazitäten verfügen, empfehlen wir, mit einfachen Mitteln die Familien „abzuholen“. Darunter fallen beispielsweise Mitarbeiterschulungen im Umgang mit Kindern und Eltern sowie auch die Implementierung von kleinen Maßnahmen wie Whatsapp-Kontakt, Spielecken oder Informationsmaterialien – so kann man zumindest einen Vorteil für die betroffenen Familien erzielen.
OT: Wie sehen Ihre langfristigen Planungen mit Hodey Kids aus? Was sind aus Ihrer Sicht die nächsten Schritte in der pädiatrischen Versorgung?
Kieroth: Aus unserer Sicht geht es darum, ganzheitliche Ansätze und Lösungen für die Versorgung unserer Kleinsten zu schaffen. Der Bereich der Hilfsmittel ist für unsere Eltern schon kompliziert genug, da liegt es unter anderem an uns als Marktteilnehmer, Lösungen zu schaffen, um Wartezeiten, die in unserem Ermessen liegen, auf ein Minimum zu reduzieren. Die Technologie, die dabei zum Einsatz kommt, versuchen wir in diesem Jahr weiter auszubauen und robuster zu gestalten. Als konsequenter nächster Schritt schwebt uns eine ständige Ausstellung für unsere Kleinsten vor, in welcher jederzeit die aktuellen Hilfsmittel ausprobiert werden können. Die Pläne dafür liegen schon in der Schublade und warten auf Umsetzung. Es bleibt also spannend bei Hodey Kids!
Die Fragen stellte Heiko Cordes.
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