OT: Wann nehmen Sie den Unterricht wieder auf?
Stefan Bieringer: Die BUFA hat den Unterricht der Meisterschülerinnen und Meisterschüler seit dem Shutdown ab dem 17. März als Online-Unterricht weitergeführt. Seit dem 18. Mai bieten wir nun wieder Präsenzunterricht unter Corona-Bedingungen an. Wir planen, ausgewählte Seminare ab Anfang Juni in einer Kombination aus Online- und Präsenzunterricht anzubieten. Unser Studiengang wird, wie an den Hochschulen festgelegt, im Sommersemester als Online-Semester angeboten.
OT: Wann können Sie zum „normalen“ Regelunterricht zurückkehren?
Bieringer: Nun, wir werden uns an ein neues „Normal“ gewöhnen müssen. Die Expertinnen und Experten von der Hygiene sagen uns, dass das Tückische an Corona ist, dass man es nicht sieht. Auch bei sinkenden Fallzahlen bleibt die Gefahr der Infektion. Und die gilt es zu vermeiden. Abstandsregeln, Selbstkontrolle, dass man nicht mit Krankheitsgefühl zur BUFA kommt, Nies-Etikette, Einsatz von Mund-Nasenbedeckung und PSA, wo das Abstandsgebot nicht eingehalten werden kann, kleine Gruppen, häufiges Lüften, wird uns begleiten, bis eine Impfung möglich ist. Den Meisterlehrgang haben wir so strukturiert, dass wir ohne inhaltliche Abstriche im Wesentlichen die Prüfungstermine einhalten können. Dieses neue „Normal“ erfordert einen erheblichen Mehraufwand.
OT: Wie sieht das Hygienekonzept der BUFA aus?
Bieringer: Die BUFA musste neben den fachspezifischen Vorgaben die Regelungen der DGUV für Bildungseinrichtungen, die Vorgaben des ZDH zur Durchführung von Prüfungen sowie die Vorschriften des Landes Nordrhein-Westfalen berücksichtigen. Unser Hygienekonzept baut auf unserem Pandemieplan auf und sieht wie in jedem Betrieb die Registrierung der Teilnehmenden, die Lenkung der Besucherströme, die Nutzung von Mund-Nasen-Bedeckungen und FFP-2-Masken etc. vor. Auf sieben Seiten haben wir die Regelungen festgelegt, dazu kommen Merkblätter zur Nutzung der Masken, zum Umgang mit Verdachts- und Erkrankungsfällen sowie eine Selbsterklärung der Teilnehmenden. Um die Rückverfolgbarkeit sicherzustellen, müssen alle, die zu Veranstaltungen in die BUFA kommen, eine Selbsterklärung ausfüllen und ihre Kontaktdaten hinterlassen. Das alles muss dann natürlich auch der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) entsprechen.
OT: Was bereitet Ihnen die größten Probleme bei der Wiederaufnahme?
Bieringer: Das Einbinden der Patientinnen und Patienten in den Unterricht und in die Seminare bereitet uns noch Kopfzerbrechen. Wir dürfen und wir wollen kein Risiko eingehen. Real betrachtet gehören die meisten unserer Patienten zu Risikogruppen. Das BUFA-Konzept lebt aber von der Vermittlung von Handlungskompetenz durch Einbindung von Patientinnen und Anwendern. Hier suchen wir noch nach Lösungsmöglichkeiten.
OT: Welche Einschränkungen müssen Sie vornehmen?
Bieringer: Im ersten Maßnahmeschritt organisieren wir kleine Gruppen, weniger praktische Demonstrationen und die Dozenten stehen hinter Plexiglas-Wänden. Die größere Einschränkung, die ich sehe, ist das Abstandsgebot unter den Meisterschülerinnen und Meisterschülern. Lernen und Bildung ist viel mehr als das Pauken von Fakten. Die BUFA lebt vom Austausch und von den Netzwerken unter den Teilnehmenden. Dazu ist das Bilden von Lerngruppen, auch das gemeinsame Feiern erforderlich. All das ist im Moment nicht möglich.
OT: Wie wirkt sich das auf die Lehre aus?
Bieringer: Wir versuchen den Abstand zu den Teilnehmenden durch Förderung des fachlichen Austauschs, durch Gesprächsangebote und viele kleine Maßnahmen zu überbrücken. Die Fachlehrerinnen und Dozenten haben ihre Präsentationen ergänzt mit zusätzlichen Beispielen aus der Patientenversorgung, sodass das Persönliche und Fachliche nicht Schaden nimmt.
OT: Wie haben die Schülerinnen und Schüler der Bufa auf die unfreiwillige Pause reagiert?
Bieringer: Nun, die Meisterschülerinnen und Meisterschüler hatten ja keine Pause, die Fachlehrer und Dozentinnen haben ja umgehend mit großem Engagement Online-Unterricht angeboten. Unsere Evaluierung hat gezeigt, dass das Angebot von bis zu 92 Prozent positiv bewertet wurde, der schlechteste Wert war 72 Prozent. Ich bin begeistert, wie flexibel alle, Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer, reagiert haben. Unser Ziel war, und ist, dass unsere Teilnehmenden in dem Jahr BUFA-Unterricht möglichst viel lernen können und solide auf ihre Meistertätigkeit vorbereitet werden.
OT: Welche Auswirkungen hat die coronabedingte Unterbrechung auf die Abschlüsse der Absolventinnen und Absolventen?
Bieringer: Unsere Teilnehmenden investieren viel, um die BUFA zu besuchen. Das Wichtigste, und durch nichts zu ersetzen, ist das Lebensjahr, dass sie bewusst einsetzen, um ihre berufliche Ziele zu verwirklichen. Wir tun alles, dass auch dieser Jahrgang ein gutes Fundament erhält, um darauf beruflich aufzubauen. Dazu gehört, dass wir die Methodik und Didaktik anpassen und die Prüfungstermine im Blick haben. Es kann keinen Corona-Rabatt geben, den kennt später die berufliche Praxis auch nicht, den will auch niemand. Ich sehe bei unseren Meisterschülerinnen und Meisterschülern eine große Ernsthaftigkeit und Zielstrebigkeit, die wir gern unterstützen.
OT: Hat die Corona-Krise zu Veränderungen an der BUFA geführt.
Bieringer: Um das konkret zu beantworten, ist es noch zu früh. Da das Leben immer Veränderung bedeutet, führt auch diese Zeit zu Veränderungen. Wir mussten und müssen alle unser Handeln, unsere Werte und unsere Inhalte auf den Prüfstand stellen und weiterentwickeln, in dieser Krisenzeit vielleicht etwas intensiver als sonst. Das Positive ist aus meiner Sicht, dass der Wesenskern der BUFA, Fort- und Weiterbildung an der Grenzfläche zwischen Mensch und Technik anzubieten, auch in der Krise Bestand hat. Unser Werkzeugkasten wurde in kurzer Zeit um die Erfahrung des Online-Unterrichts erweitert.
OT: Stichwort: Digitale Kommunikation. Sehen Sie dort Potenzial, für die Schule mit ihren Schülerinnen und Schülern zu kommunizieren?
Bieringer: Wir sind erst am Beginn der Pandemie und die Zeit, bis ein Impfstoff bereitsteht, erfordert noch viel Kreativität. In der BUFA stehen die Aufnahmegespräche für den Meisterlehrgang 2021/22 und die Bewerbungsgespräche für den Bachelor- und Masterstudiengang an. Diese werden wir mit einem neuen Konzept online durchführen. Wir entwickeln gerade Ideen für die Sommerakademie und den Tag der Auszubildenden, auch hier werden wir ein Online-Angebot machen und die digitalen Medien nutzen.
Bildung und insbesondere berufliche Bildung lebt von dem persönlichen Austausch, von der Interaktion und dem Vor-Bild. Wir waren und sind in der Zeit, in der dies nicht möglich war und ist, froh, auf Online-Unterricht ausweichen zu können. Dies werden wir auch weiter nutzen und weiterentwickeln. „Digital“ wird aber mit Sicherheit nicht das neue „Normal“.
OT: Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte Heiko Cordes.