„Die drei Jahre hier mache ich auf jeden Fall noch voll“, versprach Prof. Dr. med. Dipl. oec. Bernhard Greitemann im April 2022 beim Besuch der OT-Redaktion in Bad Rothenfelde. Und er sollte Wort halten. Am 31. März 2025 hat sich mit ihm eine herausragende Persönlichkeit der Technischen Orthopädie von der Klinik Münsterland verabschiedet. Dort und in der gesamten Branche hinterlässt der Mediziner große Fußstapfen. Er lehrte an der Universität Münster im Fach Orthopädie und Technische Orthopädie sowie an der Universität Witten-Herdecke, an der Hochschule Wismar und der Universität Osnabrück. Unter seiner Leitung wurden diverse Projekte zu zentralen Fragen und innovativen Konzepten der Rehabilitation umgesetzt.
Zahlreiche aktuelle und ehemalige Kollegen, Vertreter aus der Politik und der OT- und OST-Branche, seine Familie und Freude sowie weitere Wegbegleiter waren vor Ort, um Greitemann gebührend zu feiern. Die Zusammenkunft nutzte der scheidende Ärztliche Direktor, um all jenen zu danken, die ihn in den vergangenen Jahrzehnten zur Seite gestanden haben. Die Chefarztsekretärinnen haben ihm stets den Rücken freigehalten, jeden verjagt, wenn es terminlich eng wurde und sich bis zuletzt als treue Seelen erwiesen. Die Stadt Osnabrück war in Person von Stadtkämmerer Thomas Fillep vertreten. „Ich hoffe, Sie haben noch genug Geld im Säckel für die Herausforderungen, die noch kommen“, gab es von Greitemann einen kleinen Wink mit dem Zaunpfahl. Klaus Rehkämper, Bürgermeister der Gemeinde Bad Rothenfelde, war ebenfalls vor Ort und freute sich, den frisch ernannten Ehrenbürger wiederzusehen. Erst Anfang März hatte er dem Mediziner die Auszeichnung der Gemeinde bei einer Feierstunde überreicht.

An der Bierstube ins Netz gegangen
30 Jahre lang habe Greitemann, so sagt er, einen „vernünftigen Arbeitgeber“ gehabt – das sei keine Selbstverständlichkeit und ihm deswegen einen großen Dank wert. Sein „Finder“ Klaus Schulte, damaliger Direktor der Landesversicherungsanstalt (LVA) Westfalen, habe ihn damals – fast schon in „Tatort“-Manier – „hinterm Börneken geangelt“. Auch rückblickend ist Greitemann froh, ihm einst an der Münsteraner Bierstube ins Netz gegangen zu sein, um so viele Jahre guter Zusammenarbeit erleben zu dürfen.
Beim Ausräumen seines Büros fiel Greitemann ein besonderes Erinnerungsstück in die Hände: ein Hammer, der im damals anlässlich der Eröffnung der Klinik überreicht wurde. Die scherzhaft angedrohten Schläge damit teilte Greitemann an die neue Ärztliche Direktorin Dr. Julia Wolke sowie Verwaltungsdirektorin Hanna Carstens selbstverständlich nicht aus. Dafür jedoch lobende Worte: „Ich bin sicher, dass es gut weiterläuft“, wünschte er seiner Nachfolgerin viel Erfolg für die kommenden Jahre und gab den Wunsch mit auf den Weg, dem Hammer einen Ehrenplatz einzuräumen.

Ein Mensch mit „Weitblick, Engagement und Zielstrebigkeit“
Dank sprach Greitemann nicht nur aus, sondern nahm diesen auch von zahlreichen Seiten entgegen. „Wir verabschieden uns heute von einem hochgeschätzten Klinikleiter, einem leidenschaftlichen Mediziner und einem prägenden Gesicht der Klinik Münsterland und damit auch der Deutschen Rentenversicherung“, betonte Prof. Dr. Volker Verch, Vorsitzender des Vorstandes der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Westfalen. Über die Jahrzehnte hinweg habe er sich nicht nur als exzellenter Arzt, Wissenschaftler und Gesundheitsökonom einen Namen gemacht, sondern vor allem auch als Mensch, der mit Weitblick, Engagement und sehr großer Zielstrebigkeit für das Klinikum, aber auch für die DRV gewirkt hat. In der Medizin sei die Rehabilitative Medizin ein Randgebiet – Greitemann aber habe es als seine Aufgabe verstanden, das Rehabilitationswesen als Ganzes und speziell die orthopädische Rehabilitation aus ihrem Nischendasein zu holen und zu ihrer wissenschaftlichen Evidenz beizutragen. Stets habe der Mediziner seine Profession zum Wohle der Patienten im Blick behalten und wusste, wie es bürokratische Formalismen zu überwinden gilt. Verch machte deutlich, dass sein Wirken weit über die Klinikgrenzen hinausgeht. Greitemann engagiert sich in zahlreichen Fachgesellschaften, Vereinen, Verbänden und Stiftungen. Sein wissenschaftlicher Beitrag ist laut Verch immens und wäre eine eigene Veranstaltung wert gewesen.
Auf geht’s Richtung Unruhestand
Sich lesend im Schaukelstuhl zurücklehnend sieht Verch den Mediziner nicht. Der offizielle Abschied aus der Berufslaufbahn bedeute mit Sicherheit kein endgültiges Ende seiner Arbeit in der Medizin. „Sie bleiben aktiv, sie bleiben neugierig – das muss in Ihrer DNA liegen“, zeigte er sich sicher, Greitemann in seinem „Unruhestand“ weiterhin als engagierten Mitstreiter für die medizinische Gemeinschaft zu wissen.
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