Einen umfassenden Überblick über aktuelle Entwicklungen in der Phlebologie bot Ende März das 4. Münsteraner Gefäß-Symposium unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. med. Tobias Görge, Leiter des Venen-Kompetenzzentrums des Universitätsklinikums Münster (UKM). Neben praxisrelevantem Fachwissen standen technische Hilfsmittel und neue diagnostische Ansätze im Fokus. Zwischen den Vorträgen und Praxisdemonstrationen hatten die teilnehmenden Mediziner und Therapeuten außerdem die Möglichkeit zum zwanglosen kollegialen Austausch.
Mit einem Überblick über aktuelle Therapieverfahren zu unterschiedlichen phlebologischen Erkrankungen leitete PD Dr. med. Helger Stege, Klinikum Lippe Klinik für Dermatologie, das Vortragsprogramm ein. Darin wurden verschiedene Aspekte aus dem Fach thematisiert. So sprach sich Dr. med. Carolin Mitschang vom UKM gegen die gängigen Vorurteile aus, Erysipele, periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) oder Herzinsuffizienz kontraindizieren eine Kompressionstherapie, sofern eine interdisziplinäre Versorgung sichergestellt sei. Die Relevanz kollegialer Zusammenarbeit unterstrich auch Dr. med. habil. Dr. med. univ. Pavlos Tsantilas, Gefäßklinik Augsburg, im Zusammenhang mit der anspruchsvollen Therapie des Ulcus cruris mixtum.
Prof. Dr. med. Birgit Kahle, Klinik für Dermatologie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, stellte das Wissen der Teilnehmer auf die Probe, indem sie Fallbeispiele präsentierte, bei denen es galt, zwischen Mini-Phlebektomie und Sklerotherapie als geeigneten Eingriff zu wählen. Die Kombination beider Methoden sei häufig die beste Entscheidung, so ihr Resümee. Auch Dr. med. Antonia Kössinger (UKM) bezog das Publikum aktiv mit ein und regte anhand realer medizinischer Gutachten zur Diskussion an.
Welche Rolle Künstliche Intelligenz in der Phlebologie spielen kann, zeigte der Wirtschaftsinformatiker Prof. Dr. rer. pol. Jan Appel. Vielfältige Einsatzgebiete sieht er insbesondere im administrativen Bereich. Die Grundlagen der Ultraschalldiagnostik bei phlebologischen Erkrankungen erläuterte Dr. med. Erika Mendoza von der Venenpraxis Wunstorf live anhand der Duplex-Sonographie, die dabei helfe, die vorliegende Pathologie zu ergründen.
Wie die Bioimpedanzmessung beim Lipödem dabei helfen kann, den Körperfettanteil zu ermitteln, war wiederum Thema von Dr. med. Carsten Schriek. Mithilfe dieser Messmethode sei das viszerale Fettgewebe im Vergleich zum Gesamtfettgewebe der Patientinnen nachvollziehbar. Mit der mikroskopischen Bildgebung präsentierte Dr. rer. nat. Dr. med. René Hägerling, Charité Berlin, ein Verfahren, das die Lymph- und Blutgefäße in einem 3D-Modell darstellt. Dieses zeigt verschiedene Ebenen der Erkrankung und bietet so eine fundierte Unterstützung bei der Diagnostik. Welche Differenzialdiagnosen bei einem Ulcus cruris gestellt werden können, erklärte Dr. med. Viola Pflüger, Oberärztin an der Uniklinik Mannheim. Damit auch seltene Fälle richtig behandelt werden können, sei eine gründliche Untersuchung und Anamnese unabdingbar, hob sie hervor.
Das Gefäß-Symposium findet jährlich statt. Der Hilfsmittelhersteller Juzo lädt zum nächsten Termin am 7. März 2026 zum 5. Münsteraner Gefäß-Symposium ein.
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