Noch bis zum 28. September 2025 können Interessenten ihre Abstracts für den Kongress einreichen, um im Mai nächsten Jahres ihr Wissen in den Leipziger Messehallen zu teilen. „Wir wollen aber nicht nur alte Hasen dazu animieren, sondern auch weniger Erfahrene“, betonte Dipl.-Ing. (FH) Merkur Alimusaj Mitte Juli beim Webinar für Ersteinreicher. Als ehemaliger Kongresspräsident, Dauergast und ‑referent der OTWorld machte er deutlich, warum sich der Sprung vom Besucher zum Referenten lohnt, und gab den Teilnehmern konkrete Tipps für ihr erstes Abstract an die Hand.
2026 gibt es eine besondere Neuerung im Kongress: Neben den bewährten Formaten können diesmal ebenso Beiträge als „Nachwuchsreferent der OTWorld“ eingereicht werden. Der Begriff „Nachwuchs“ spielt dabei aber keinesfalls ausschließlich auf das Alter an, sondern meint all diejenigen, die dem „Call for Papers“ bislang nicht gefolgt sind und für die die OTWorld-Bühne Neuland ist. Doch wie schafft man es auf eben diese Bühne? Darauf hatte Alimusaj beim kostenlosen Webinar wegweisende Antworten. „Kein Druck“ hätte man sich anfangs scherzhaft denken können, denn der Referent packte erst einmal eindrucksvolle Zahlen und Fakten auf den Tisch, die die Erwartungshaltung an die eigene Person steigen ließen. Zur letzten Ausgabe kamen rund 20.400 Besucher aus 96 Ländern nach Leipzig – damit gilt die OTWorld als international größter Branchentreff. 2.550 davon zog es zu den mehr als 300 Referenten in die Kongresssäle und damit an den Ort, der bald schon für den einen oder anderen Nachwuchsreferenten zum eigenen Podium werden wird.
ePoster oder Kongressvortrag?
Alimusaj gab einen Überblick über das große Spektrum an möglichen Einreichungsthemen, die von Prothetik, Orthetik und Reha-Technik über Kinder-/Jugend- und Neuroorthopädie und Amputationschirurgie bis hin zu Ausbildung und Digitalisierung reichen. Präsentiert werden können diese Themen auf zwei Arten: als klassischer 12-minütiger Kongressvortrag innerhalb einer Session oder als ePoster inklusive dreiminütigem Vortrag. „Zwölf Minuten gehen schnell rum“, weiß der Diplom-Ingenieur aus Erfahrung. Die Kunst besteht also auch darin, komplexe Zusammenhänge kurz und prägnant zusammenzufassen. Noch schneller auf den Punkt müssen die Referenten beim ePoster kommen. „Ein ePoster wirkt auf den ersten Blick vielleicht nicht so stark wie ein Vortrag in einem Themenblock. Dafür gerät man hier oftmals mehr in Interaktion als bei anderen Formaten.“ Und vor allem: Sie stehen den Besuchern über die gesamte Laufzeit der OTWorld zur Einsicht zur Verfügung.
Doch egal ob klassischer Vortrag oder ePoster: Für beides braucht es ein Abstract, also eine kurze, prägnante Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags, die Informationen zu Hintergrund, Zielsetzung, Methoden, Ergebnissen und Schlussfolgerungen enthält. „Man denkt bei wissenschaftlichen Studien immer gleich an langwierige nobelpreistragende Evidenzen und schreckt leicht zurück“, sagte Alimusaj, der über langjährige Erfahrung als Gutachter verfügt. Dabei gehe es vielmehr darum, systematisch zu arbeiten, ein (noch nicht gelöstes) Problem zu erkennen und zu untersuchen sowie Zusammenhänge auf der Grundlage von Methoden und überprüfbaren Erkenntnissen herzustellen. Übertragen auf das Handwerk bedeute dies, Prozesse, Materialien oder Technik gezielt zu erfassen, zu dokumentieren und zu optimieren – stets mit Blick auf Qualität und neue Lösungsansätze. „Handwerk, Wissenschaft und Forschung sind kein Selbstzweck“, fand Alimusaj einen weiteren gemeinsamen Nenner. „Es ist gut, Wissen im Kopf zu haben, aber dort kann ich es nicht analysieren und teilen. Es muss aus dem Kopf raus.“ Ob das durchdacht gelungen ist, bewerten für die OTWorld rund 40 Gutachter aus Medizin und Technik in einem anonymisierten Peer-Review-Verfahren. Nach welchen Kriterien die Begutachtung erfolgt, erläuterte Alimusaj zunächst in der Theorie und anschließend praxisnah anhand von „echten“ Abstracts aus den Vorjahren.
Mehrere „Bad Practice“- und „Good Practice“-Beispiele führten den Teilnehmern konkret vor Augen, was einen guten von einem weniger guten Abstract unterscheidet. Minuspunkte gab es von dem Experten zum Beispiel, wenn die Beschreibung des Vortrags lediglich an der Oberfläche kratzte, keine Zielsetzung erkennbar war, das methodische Vorgehen unklar blieb oder statt (Zwischen-)Ergebnissen nur eine reine Absichtserklärung geliefert wurde. „Das Thema muss immer einen Mehrwert für die Branche haben“, sagte er. Den lieferten die mitgebrachten Positivbeispiele. Zudem punkteten sie mit einer klar formulieren Zielsetzung, nachvollziehbarer Methodik und boten eine Problemlösung an. „Selbst wenn eine Arbeit noch in der Entwicklungsphase ist, kann man erste Ergebnisse ableiten, die Erleichterungen für die Branche bringen“, so Alimusaj. Mit einer kurzen Checkliste brachte er zum Abschluss alle wesentlichen Aspekte für ein gutes Abstract nochmals auf den Punkt. Wie die Einreichung für den OTWorld-Kongress im Detail abläuft, spielte Stephanie Herr, Projektreferentin bei der Confairmed, anschließend Mausklick für Mausklick im Online-Tool durch. So wurden die Teilnehmer nicht nur inhaltlich, sondern auch technisch abgeholt.
Ideen made by Alltagserfahrungen
„Und woher weiß ich, ob mein Thema gut genug ist?“, war vonseiten der Teilnehmer am Ende doch noch etwas Unsicherheit zu spüren, die Alimusaj aber schnell nehmen konnte. „Das weiß man durch die Erfahrungen des Alltags. Wenn ein Thema meinen Kollegen und mir Kopfzerbrechen bereitet, dann mit Sicherheit auch vielen anderen.“ Und manchmal steckt man so tief in einem Thema, dass man den Blick für das große Ganze verlieren kann. In dem Fall kann es laut des Experten helfen, vor der Einreichung Feedback von den Kollegen einzuholen, das Abstract sorgfältig lesen zu lassen und mit Blick auf alle relevanten Kriterien zu hinterfragen. „Es gibt leider kein Kochrezept“, sagte Alimusaj. Im Topf landet, was man für passend hält. Man schmeckt immer wieder ab, würzt nach und lässt nach dem Köcheln erst einmal vertraute Personen probieren, in der Hoffnung, dass das Gericht am Ende auch den Geschmack der Allgemeinheit trifft. So simpel es klingt: „Einfach machen ist die Lösung“, betonte Alimusaj. „Man darf an sich zweifeln, aber man sollte nicht in Angst verweilen.“
Pia Engelbrecht
Eine Aufzeichnung des Webinars ist auf dem Youtube-Kanal der OTWorld zu finden. Noch bis zum 28. September 2025 ist es möglich, Abstracts für den Weltkongress einzureichen. Weitere Informationen gibt es unter ot-world.com/de/weltkongress/call-for-papers/
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