Das Leitthema lautete: „Was ist gesichert, was bringt die Zukunft?“ Einen praxisnahen Auftakt bildeten Live-Demonstrationen zu Manueller Lymphdrainage, fachgerechten Anlage von Kompressionsbandagen, Bandagierungstechniken und Medizinischen adaptiven Kompressionssystemen (MAKs).
S3-Leitlinie Lymphödem im Blick
Dr. René Hägerling verwies in seinem Vortrag auf die Bedeutung der Grundlagenforschung – insbesondere bei primären Lymphödemen. Ao. Univ.-Prof. Erich Brenner beleuchtete die altersbedingte Einschränkung des Lymphsystems und empfahl zur Unterstützung eine Kombination aus gesunder Lebensweise und gezielter physikalischer Therapie.
Ein wichtiger Ausblick kam von Em. Prim. Dr. Walter Döller: Die neue S3-Leitlinie zum Lymphödem soll 2026 veröffentlicht werden und legt den Fokus auf standardisierte Diagnostik und evidenzbasierte Versorgung. Zur Lipödemtherapie berichtete Giw Mostofizadeh über erste Erkenntnisse aus der G‑BA-Studie, die operative Verfahren mit konservativer KPE vergleicht – finale Ergebnisse werden noch in diesem Jahr erwartet.
Mit Blick auf die Diagnostik stellte Prof. Claus Pieper moderne Bildgebungsverfahren vor. Besonders die MRT-Bildgebung helfe, auch klinisch unauffällige Ödeme in der Tiefe sichtbar zu machen. Dr. Barbara Netopil erinnerte ergänzend an die Relevanz klassischer Untersuchungsmethoden: Ohne strukturierte Anamnese, Inspektion und Palpation lasse sich die Art eines Ödems kaum verlässlich bestimmen.
Konservative und chirurgische Ansätze
Kompression bleibt ein zentraler Baustein der konservativen Versorgung. Bandagistenmeisterin Christine Hemmann-Moll zeigte auf, wie moderne Systeme nicht nur Schmerzen lindern, sondern auch Abläufe im Versorgungsalltag erleichtern können. PD Dr. Anett Reißhauer betonte den therapeutischen Nutzen körperlicher Aktivität – Myokine, die bei Bewegung ausgeschüttet werden, wirken entzündungshemmend und stoffwechselaktivierend. Sie empfahl mindestens 300 Minuten Bewegung pro Woche gemäß WHO-Richtlinie. Ergänzende Beiträge gab es zur Hautpflege sowie zur Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung bei Adipositas und Lymphödem.
Chirurgische Verfahren beim Lymph- und Lipödem bildeten einen weiteren Schwerpunkt. Dr. Axel Baumgartner stellte in seinem Vortrag verschiedene Formen der Liposuktion beim Lipödem vor und betonte die Notwendigkeit einer sorgfältigen Indikationsstellung. Dr. Alperen Bingöl zeigte operative Optionen beim Lymphödem auf – mit Fokus auf Lymphknotentransplantationen und lymphovenöse Anastomosen. Dr. Michaela Knestele präsentierte Fallbeispiele zu Hautinfektionen, während Prof. Björn Behr auf die hohe Prävalenz posttraumatischer Lymphödeme hinwies. PD Dr. Norman Best lenkte den Blick schließlich auf die Rolle faszialer Strukturen – ein Aspekt, der bislang wenig Beachtung findet, aber therapeutisches Potenzial berge.
Insgesamt bot das Symposium einen umfassenden Überblick über aktuelle Entwicklungen und künftige Herausforderungen in der Lymphologie. Dabei wurde deutlich: Fortschritte in Forschung, Diagnostik und Therapie lassen sich nur durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit in eine verbesserte Versorgung überführen.
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