Auf der internationalen Konferenz „O&P: Re-Invent“ im tschechischen Ostrava diskutierten über 100 Teilnehmer aus 18 Ländern vier Tage lang über die Zukunft der Additiven Fertigung in der Orthopädie-Technik.
Chirurgie und 3D-Druck Hand in Hand
Den Auftakt machte ein Workshop zu chirurgischen und postoperativen Behandlungen von Kraniosynostose. Prof. Radim Lipina, Chefarzt der Neurochirurgie am Hospital Ostrava, demonstrierte endoskopische Operationstechniken und deren Nachbehandlung. „Die Kombination aus moderner Chirurgie und 3D-gedruckten Orthesen ermöglicht es uns, Behandlungszeiten zu verkürzen und bessere Ergebnisse zu erzielen“, erklärte Lipina.
Der erste Konferenztag konzentrierte sich auf die Schädelorthopädie. Praktische Workshops zur 3D-Erfassung und Anpassung von Kopforthesen standen dabei im Mittelpunkt. Steve Mottram, Gründer von „Technology In Motion“ und Marktführer bei Schädelumformungsorthesen in Großbritannien, berichtete über den Übergang von traditionellen zu 3D-gedruckten Verfahren.
Untere Extremitäten im Fokus
Der zweite Konferenztag widmete sich Orthesen für die unteren Extremitäten. Dr. Edward Dabrowski von der Corewell Health und Dr. Charles Pelshaw vom Children‘s Hospital of Michigan beleuchteten die Behandlung von Zerebralparese aus medizinischer Sicht.
Besondere Aufmerksamkeit erhielt das Thema der Messverfahren: Josh Ahlstrom, Certified Prosthetist Orthotist (CPO), und Vizepräsident für Geschäftsentwicklung bei Invent Medical USA, verglich traditionelle Maßnahmen mit 3D-Scantechnologie bei der Herstellung von Sprunggelenkorthesen. „Die Digitalisierung ermöglicht nicht nur präzisere Passformen, sondern auch reproduzierbare Qualität“, so Ahlstrom.
Prothesen der nächsten Generation
Der Abschlusstag stand ganz im Zeichen der Prothetik. Kernstück war die Vorstellung des FIT-Systems – einem volldigitalen Workflow vom 3D-Scan bis zur fertigen Prothese innerhalb von zwei Stunden. Jiri Rosicky, CEO von Invent Medical, prognostiziert: „3D-Druck wird die Prothetik in den nächsten drei Jahren grundlegend verändern.“
Anwender aus aller Welt berichteten über ihre Erfahrungen mit den neuen Technologien. Fredrik Dahll von Blatchford Norwegen und Linus Lindberg präsentierten Fallstudien aus der skandinavischen Praxis, während niederländische Experten von DeHoogstraat Orthopedietechniek über ihre Implementierung digitaler Workflows berichteten.
Ausblick auf smarte Lösungen
Ein Blick in die Zukunft rundete die Konferenz ab: Volumenverstellbare Prothesenschäfte und „smarte“ Orthesen mit integrierter Sensorik stehen kurz vor der Markteinführung. „Die Zukunft der Orthopädie-Technik ist intelligent vernetzt“, fasste Rosicky die Entwicklungen zusammen.
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