Nach­ruf auf Prof. Dr.-Ing. Ulrich Boenick

Mit Prof. Dr.-Ing. Ulrich Boenick verstarb am 10. Mai 2024 im Alter von 87 Jahren ein herausragender Vertreter der Technischen Orthopädie. Der Berliner setzte sich Zeit seines Wirkens für den interprofessionellen Austausch ein und engagierte sich über viele Jahre für das Fachmagazin ORTHOPÄDIE TECHNIK. Seiner Weitsicht und seinem Fachwissen hat der Verlag Orthopädie-Tecknik viel zu verdanken. Prof. Boenick bereitete den Weg für die Publikation wissenschaftlicher Beiträge in der „OT“ und gehörte seit Anbeginn dem Wissenschaftlichen Beirat in seiner heutigen Form an. In einem persönlichen Nachruf blickt der Berliner Weggefährte Klaus Dittmer auf das Leben und die berufliche Karriere von Ulrich Boenick zurück.

Seit 1970 bau­te Pro­fes­sor Boe­nick an der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät Ber­lin die For­schungs­stel­le „Bio­me­di­zi­ni­sche Tech­nik“ auf – her­vor­ge­gan­gen aus dem „Deut­schen For­schungs­in­sti­tut mit einer Prüf­stel­le für künst­li­che Glie­der“, gegrün­det wäh­rend des Ers­ten Welt­krie­ges. In die­sem Zusam­men­hang stand auch der von ihm als Maschi­nen­bau­in­ge­nieur maß­geb­lich initi­ier­te Stu­di­en­gang der bio­me­di­zi­ni­schen Tech­nik an der Fakul­tät für Ver­kehrs- und Maschinensysteme.

Das Ein­zig­ar­ti­ge an sei­nem For­schungs­pro­jekt war, dass er Prü­fungs­an­ord­nun­gen ent­wi­ckel­te, die die Schwach­stel­len von ortho­pä­di­schen Pro­duk­ten auf­de­cken soll­ten, um eine fünf­jäh­ri­ge Halt­bar­keit zu garan­tie­ren. Fol­ge war, dass die ortho­pä­di­sche Indus­trie in Deutsch­land eine Spit­zen­stel­lung errei­chen konnte.

Fast jeder Prüf­auf­trag impli­zier­te eine adäqua­te Prüf­ord­nung und erfor­der­te gleich­zei­tig die Ent­wick­lung neu­er Prüf­ma­schi­nen. Die­se Auf­ga­be ging häu­fig an ange­hen­de Inge­nieu­re, die dar­aus auch ihre Diplom­ar­beit bestrit­ten, und an Werk­zeug­ma­cher, die damit ihre Meis­ter­prü­fung bestrei­ten konnten.

Die um 1960 – 1970 ent­wi­ckel­ten Pro­the­sen­fü­ße, Knie­ge­len­ke und Arm­pass­tei­le soll­ten eine simu­lier­te fünf­jäh­ri­ge Nut­zung in der Kriegs­op­fer­ver­sor­gung garan­tie­ren. Ähn­lich wur­de mit der Ent­wick­lung von Roll­stüh­len ver­fah­ren. Die Ergeb­nis­se der Prü­fun­gen waren für die Betrie­be von größ­ter Bedeu­tung, denn damit konn­te die tech­ni­sche Sicher­heit zum wich­tigs­ten Ele­ment der Hilfs­mit­tel­fer­ti­gung in Deutsch­land werden.

Pro­fes­sor Boe­nick war eng mit unse­rer Ortho­pä­die-Tech­nik ver­bun­den und beklei­de­te vie­le Jah­re den Prü­fungs­vor­sitz der Meis­ter­prü­fungs­kom­mis­si­on der Ber­li­ner (West) Innung. So auch bei mei­ner Meis­ter­prü­fung im Jahr 1973. Zu die­ser Zeit wur­den an der TU die ers­ten Hydrau­lik-Knie­ge­len­ke aus den USA, Henschke-Mauch und Hydra-Cadence getes­tet, und als Prüf­ling war man gut bera­ten, die­se Sys­te­me zu kennen.

Seit den 1970er Jah­ren schuf unse­re Fach­zeit­schrift neben der Redak­ti­on die Posi­ti­on einer wis­sen­schaft­li­chen Bera­tung, der Prof. Boe­nick 55 Jah­re ange­hör­te und die er mit Humor als sei­ne „Ghost­wri­ter-Fähig­keit“ bezeichnete.

In vie­len Begeg­nun­gen erleb­te ich einen äußerst sym­pa­thi­schen und hilfs­be­rei­ten Men­schen. Durch sein Enga­ge­ment erleb­ten die deut­sche medi­zin­tech­ni­sche Indus­trie und damit unser beruf­li­ches Tätig­keits­feld eine För­de­rung, die eine Spit­zen­stel­lung in der Tech­no­lo­gie zur Fol­ge hatte.

Wir, die wir die­se Zusam­men­hän­ge ken­nen, ver­nei­gen uns vor einem beein­dru­cken­den Men­schen und bedan­ken uns für eine inspi­rie­ren­de Freund­schaft im fach­li­chen Dialog.

Klaus Ditt­mer

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