Seit 1970 baute Professor Boenick an der Technischen Universität Berlin die Forschungsstelle „Biomedizinische Technik“ auf – hervorgegangen aus dem „Deutschen Forschungsinstitut mit einer Prüfstelle für künstliche Glieder“, gegründet während des Ersten Weltkrieges. In diesem Zusammenhang stand auch der von ihm als Maschinenbauingenieur maßgeblich initiierte Studiengang der biomedizinischen Technik an der Fakultät für Verkehrs- und Maschinensysteme.
Das Einzigartige an seinem Forschungsprojekt war, dass er Prüfungsanordnungen entwickelte, die die Schwachstellen von orthopädischen Produkten aufdecken sollten, um eine fünfjährige Haltbarkeit zu garantieren. Folge war, dass die orthopädische Industrie in Deutschland eine Spitzenstellung erreichen konnte.
Fast jeder Prüfauftrag implizierte eine adäquate Prüfordnung und erforderte gleichzeitig die Entwicklung neuer Prüfmaschinen. Diese Aufgabe ging häufig an angehende Ingenieure, die daraus auch ihre Diplomarbeit bestritten, und an Werkzeugmacher, die damit ihre Meisterprüfung bestreiten konnten.
Die um 1960 – 1970 entwickelten Prothesenfüße, Kniegelenke und Armpassteile sollten eine simulierte fünfjährige Nutzung in der Kriegsopferversorgung garantieren. Ähnlich wurde mit der Entwicklung von Rollstühlen verfahren. Die Ergebnisse der Prüfungen waren für die Betriebe von größter Bedeutung, denn damit konnte die technische Sicherheit zum wichtigsten Element der Hilfsmittelfertigung in Deutschland werden.
Professor Boenick war eng mit unserer Orthopädie-Technik verbunden und bekleidete viele Jahre den Prüfungsvorsitz der Meisterprüfungskommission der Berliner (West) Innung. So auch bei meiner Meisterprüfung im Jahr 1973. Zu dieser Zeit wurden an der TU die ersten Hydraulik-Kniegelenke aus den USA, Henschke-Mauch und Hydra-Cadence getestet, und als Prüfling war man gut beraten, diese Systeme zu kennen.
Seit den 1970er Jahren schuf unsere Fachzeitschrift neben der Redaktion die Position einer wissenschaftlichen Beratung, der Prof. Boenick 55 Jahre angehörte und die er mit Humor als seine „Ghostwriter-Fähigkeit“ bezeichnete.
In vielen Begegnungen erlebte ich einen äußerst sympathischen und hilfsbereiten Menschen. Durch sein Engagement erlebten die deutsche medizintechnische Industrie und damit unser berufliches Tätigkeitsfeld eine Förderung, die eine Spitzenstellung in der Technologie zur Folge hatte.
Wir, die wir diese Zusammenhänge kennen, verneigen uns vor einem beeindruckenden Menschen und bedanken uns für eine inspirierende Freundschaft im fachlichen Dialog.
Klaus Dittmer
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