Bei welchen Herausforderungen oder Fragestellungen können Sie OT-Betriebe im Hinblick auf den Einsatz Additiver Fertigung besonders unterstützen?
Irena Heuzeroth: Das SKZ unterstützt OT-Betriebe sowohl beim Einstieg in die Additive Fertigung als auch bei der Weiterentwicklung bestehender Anwendungen. Besonders gefragt ist unsere Expertise bei der Auswahl geeigneter Materialien, Verfahren, der Qualifizierung von Prozessen und Schulung von Fachkräften.
Wir unterstützen Unternehmen, die Potenziale der Technologie realistisch einzuschätzen und in bestehende Abläufe zu integrieren. Der Fokus liegt dabei nicht nur auf dem Einstieg in die Additive Fertigung, sondern zunehmend auf der gemeinsamen Produktentwicklung, zum Beispiel bei der Gestaltung individualisierter Orthesen- oder Prothesenkomponenten, die funktional und wirtschaftlich optimiert sind.
Inwiefern fließen die Erkenntnisse aus der Zusammenarbeit mit OT-Betrieben in Ihre eigene Forschungs- und Entwicklungsarbeit ein?
Die Zusammenarbeit mit OT-Betrieben liefert uns wertvolle Einblicke in die praktischen Anforderungen an Bauteile, Materialien und das Handwerk selbst. Diese Erkenntnisse fließen direkt in unsere Projekte im Bereich „Forschung und Entwicklung“ ein, etwa in die Entwicklung neuer Werkstoffe mit verbesserten mechanischen Eigenschaften, die Entwicklung von Designansätzen, die den Anforderungen der OT gerecht werden oder in die Optimierung von Druckstrategien für komplexe Geometrien. Gleichzeitig können wir so unsere Schulungsangebote praxisnah weiterentwickeln und neue Anwendungsfelder identifizieren und somit Innovationen vorantreiben, die wirklich in der Praxis anwendbar sind.
Welche konkreten Erkenntnisse und Erfahrungen konnten Sie bisher aus der Kooperation mit Efinger Orthopädietechnik gewinnen?
Die Kooperation mit Efinger Orthopädietechnik war für uns besonders aufschlussreich, da sie verdeutlicht hat, wie wichtig die enge Verzahnung von Handwerk, digitaler Modellierung und Fertigungstechnologie ist. Gemeinsam konnten wir Lösungen entwickeln, die nicht nur technisch überzeugen, sondern auch im Alltag der Technikerinnen und Techniker praktikabel sind. Besonders wertvoll war der Austausch zu Anforderungen an Tragekomfort, Passgenauigkeit und Nachbearbeitung. Aspekte, die in der industriellen Fertigung oft weniger im Fokus stehen.
Sie arbeiten mit den unterschiedlichsten Branchen zusammen. Kann sich die Orthopädie-Technik noch etwas abgucken?
Absolut. Die OT kann insbesondere von der systematischen Prozessvalidierung und Qualitätssicherung, wie sie in der Automobil- oder Medizintechnik üblich ist, profitieren. Auch der Einsatz von Simulationstools zur Bauteiloptimierung oder die Nutzung digitaler Workflows zur Dokumentation und Rückverfolgbarkeit bieten großes Potenzial. Die OT bringt ihre hohe Individualisierungskompetenz und Kundennähe durch wertvolle Impulse in andere Branchen ein, und wir als SKZ fördern und unterstützen diesen gegenseitigen Lernprozess.
Die Fragen stellte Pia Engelbrecht.
Irena Heuzeroth ist seit 2017 als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Trainerin im Bereich „Additive Fertigung“ sowie „Bildung Spritzgießen“ beim Kunststoff-Zentrum SKZ mit Sitz in Würzburg tätig. Nach ihrer Ausbildung zur Physiklaborantin machte sie ihren Meister in der Fachrichtung Kunststoff und Kautschuktechnik. Anschließend studierte sie Wirtschaftswissenschaften an der Hamburger Fern-Hochschule.
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