OTWorld 2026 mit neu­em Format

Aus Fehlern lernt man – davon ist die Confairmed als Kongressveranstalter der OTWorld überzeugt und hat für 2026 ein neues Format konzipiert: Im Mittelpunkt der „Desasterkonferenz“ stehen Versorgungsfälle, die einen unerwarteten Verlauf genommen haben und genau deshalb wertvolle Erkenntnisse für die Versorgungspraxis bieten sollen.

Kon­gress­prä­si­den­tin ­Dr. Doris Mai­er (BG Unfall­kli­nik Mur­nau) ist an der Orga­ni­sa­ti­on des For­mats betei­ligt und ver­rät im Gespräch mit der OT-Redak­ti­on, was eines ihrer größ­ten Desas­ter war und auch, was sie dar­aus gelernt hat.

Best-Prac­ti­ce-Bei­spie­le sind ein belieb­tes For­mat, wenn es dar­um geht, Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen an erfolg­rei­chen Ver­sor­gun­gen teil­ha­ben zu las­sen. War­um ist es eben­so wich­tig, auf die Fäl­le zu schau­en, die nicht nach Plan verliefen?

Doris Mai­er: Natür­lich ist „Best Prac­ti­ce“, wie wir sie aus den Leit­li­ni­en ken­nen, die Basis einer qua­li­ta­tiv hoch­ste­hen­den Behand­lung in der Medi­zin, wozu auch die ortho­pä­die­tech­ni­sche Ver­sor­gung gehört. Durch die Ana­ly­se von Fäl­len, in denen eine Ver­sor­gung nicht erfolg­reich war oder sogar rich­tig schief­ge­lau­fen ist, ergibt sich jedoch eine gro­ße Chan­ce für das inter­dis­zi­pli­nä­re Team, Feh­ler­quel­len oder feh­ler­haf­te Ansät­ze zu erken­nen und ähn­li­che Ver­läu­fe künf­tig zu ver­mei­den. Wie etwas rich­tig ist, ist immer leicht dar­ge­stellt, der Weg zum rich­ti­gen Ergeb­nis jedoch häu­fig durch die unter­schied­li­chen Pati­en­ten­kon­stel­la­tio­nen gar nicht so ein­fach. Typi­sche Feh­ler­quel­len oder aber auch sel­te­ne Kon­stel­la­tio­nen, die zu Feh­lern füh­ren, wer­den in den Leit­li­ni­en sel­ten auf­ge­führt und dis­ku­tiert. Der inter­dis­zi­pli­nä­re Aus­tausch über Feh­ler birgt unglaub­liche Chan­cen, um zu ler­nen, Feh­ler­quel­len auf­zu­de­cken und damit nicht nur die Ver­sor­gungs­qua­li­tät, son­dern auch die Patienten­sicherheit zu ver­bes­sern. Bei der Desas­ter­kon­fe­renz geht es also nicht um Kri­tik, son­dern um die inter­dis­zi­pli­nä­re Dis­kus­si­on über Feh­ler­mög­lich­kei­ten, die den Erfah­rungs­schatz aller an der Ver­sor­gung und Behand­lung von Pati­en­ten Betei­lig­ten mas­siv verbessert.

Über uner­war­te­te oder heraus­fordernde Fäl­le offen zu spre­chen, erfor­dert mit­un­ter Mut. Wel­chen Tipp möch­ten Sie poten­zi­el­len Ein­rei­chern mit auf den Weg geben?

Nie­mand ist ohne Feh­ler, und jeder Arzt, Tech­ni­ker und The­ra­peut wird sich selbst ein­ge­ste­hen, dass er aus sei­nen Feh­lern am bes­ten gelernt hat. Das, was ein­mal schief­ge­lau­fen ist, bleibt einem meist tief in Erin­ne­rung. Je mehr Erfah­rung jemand hat, auf umso mehr Ver­sor­gungs­ver­sa­ger und deren Lösun­gen wird die­ser zurück­bli­cken kön­nen. Das macht Exper­ti­se aus. Wie ich bereits sag­te, geht es nicht um Kri­tik, son­dern um die Ana­ly­se und Dis­kus­si­on von Feh­ler­quel­len und das Auf­zei­gen von Lösungs­an­sät­zen. Ich kom­me aus der Chir­ur­gie und erin­ne­re mich viel posi­ti­ver und nach­drück­li­cher an die Leh­re­rin­nen und Leh­rer, die mir sag­ten, „wenn du das jetzt so ent­schei­dest, kann dir genau das pas­sie­ren, was mir ein­mal pas­siert ist, näm­lich …“ Die­se gemein­sa­me Arbeit an Feh­lern schafft Ver­trau­en und bleibt einem tief ver­haf­tet. Die Ein­rei­cher sind also kei­ne Ver­sa­ger, son­dern nach­hal­ti­ge Leh­re­rin­nen und Leh­rer, denen man größ­ten Respekt entgegenbringt.

Gibt es ein „Desas­ter“ aus Ihrer beruf­li­chen Lauf­bahn, das Ihnen beson­ders in Erin­ne­rung geblie­ben ist und aus dem Sie viel gelernt haben?

Ja, natür­lich. Ich erin­ne­re mich an eines ganz beson­ders. Das war die Ent­fer­nung eines Fer­sen­sporns bei einer Pati­en­tin mit einer Häu­fung von schwie­ri­gen Kon­stel­la­tio­nen. Ich war damals eine ganz jun­ge „Anfän­ge­rin“ und hat­te gro­ße Pro­ble­me bei die­ser Ope­ra­ti­on. Eigent­lich war ich den gan­zen Ver­lauf über nicht sicher, ob ich den Sporn rich­tig detek­tiert und letzt­end­lich dann auch ent­fernt hat­te. Im OP-Ver­lauf kam alles Mög­li­che zusam­men, was letzt­end­lich zum schlech­ten Aus­gang führ­te. Die post­ope­ra­ti­ve kon­ven­tio­nel­le Rönt­gen­auf­nah­me zeig­te dann: Der Sporn war nach mei­nem Ein­griff immer noch da! Für mich eine Kata­stro­phe, ein Desas­ter. Ich hat­te damals einen wirk­lich tol­len Chef, der beim Anblick des Rönt­gen­bil­des sag­te: „Gut war das jetzt nicht, aber ist mir auch schon pas­siert, und ich zei­ge Ihnen jetzt, wie es hät­te bes­ser lau­fen kön­nen!“ Ich wer­de die­sen Fall, der nun schon 30 Jah­re zurück­liegt, nie ver­ges­sen, habe das schon so oft immer wie­der erzählt und ganz viel dar­aus gelernt, auch, was einen guten Leh­rer und Chef ausmacht!

Die Fra­gen stell­te Pia Engelbrecht.

Mit­ma­chen
Vor­schlä­ge für die Desaster­konferenz aus den Berei­chen Tech­nik, Medi­zin und The­ra­pie nimmt das Pro­gramm­ko­mi­tee noch bis zum 30. August 2025 unter congress@ot-world.com entgegen. 

 

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