15. Sali­ta­ris-Gip­fel­tref­fen – „Neue Wege gehen, neue Medi­en nutzen“

„Corona – bleibt alles anders?“ – so lautete das Motto des Salitaris-Gipfeltreffens 2021 in Hamburg. Mehr als 100 Gäste aus allen Bereichen der Hilfsmittelbranche in Deutschland und Österreich waren dem Aufruf gefolgt.

Unter Mode­ra­ti­on der TV- und Radio­jour­na­lis­tin Caro­lin Kuhn war­fen die Referent:innen einen Blick in die Zukunft und zeig­ten Wege auf, den Ein­flüs­sen in der Hilfs­mit­tel­bran­che zu begeg­nen. Den Anfang mach­te Rai­ner Volk­mer, Grün­der und Macher des Bran­chen­netz­wer­kes Sali­ta­ris. Er leg­te den Fokus auf die Her­aus­for­de­run­gen und Trieb­kräf­te der Bran­che. Sei­ne Kern­the­se: Die Dis­rup­ti­on (= Stö­rung, Unter­bre­chung des Bis­he­ri­gen; Anm. d. Red.) beschleu­nigt sich und wird kon­kre­ter. Alte Geschäfts­mo­del­le oder Tech­no­lo­gien wer­den durch inno­va­ti­ve Lösun­gen ersetzt. „Wir wer­den ange­grif­fen und haben noch kei­ne Lösung dafür“, ver­wies er auf das aktu­el­le Streit­the­ma Online-Ein­la­gen­ver­sor­gung. Und: „Wei­te­re krea­ti­ve Start-ups ste­hen zahl­reich vor der Tür.“

AG Tele­ma­tik zum E‑Rezept

„Neu­es zum E‑Rezept und zur elek­tro­ni­schen Pati­en­ten­ak­te“ erläu­ter­te Alf Reu­ter, Prä­si­dent des Bun­des­in­nungs­ver­ban­des für Ortho­pä­die-Tech­nik (BIV-OT). Da die Anbin­dung der Betrie­be an das E‑Rezept erst für 2026 vor­ge­se­hen ist, sei das The­ma E‑Rezept in der Hilfs­mit­tel­ver­sor­gung noch nicht aus­rei­chend in der Öffent­lich­keit prä­sent. Der Spit­zen­ver­band sei aber schon seit 15 Jah­ren dar­an betei­ligt, die Digi­ta­li­sie­rung des Ver­sor­gungs­pro­zes­ses zu ent­wi­ckeln – aktu­ell mit einer vom BIV-OT initi­ier­ten „AG Tele­ma­tik“ inklu­si­ve Feld­test. So war der BIV-OT z. B. Grün­dungs­mit­glied des eGBR (elek­tro­ni­schen Gesund­heits­be­ru­fe­re­gis­ters), das sich früh mit Pro­ble­men einer Kar­ten­aus­ga­be an die Betrie­be beschäf­tigt hat­te. Neben man­chen Her­aus­for­de­run­gen ent­hal­te die Digi­ta­li­sie­rung des Ver­sor­gungs­pro­zes­ses für die Bran­che auch Chan­cen und Vor­tei­le – unter ande­rem schnel­le­re Abläu­fe, weni­ger Büro­kra­tie sowie bes­se­re Forschungsgrundlagen.

Zukunfts­for­scher Kai Gond­lach for­der­te die Unternehmer:innen zu einem Per­spek­tiv­wech­sel auf. „Den­ken Sie über das Tages­ge­schäft und über die Gegen­wart hin­aus – den­ken Sie in Zukunfts­bil­dern, in Mög­lich­kei­ten, in Pro­jek­tio­nen, in Visio­nen. Und zwar nicht nur ein­mal im Jahr, son­dern per­ma­nent. Und ent­wi­ckeln Sie dazu pas­sen­de Handlungsstrategien.“

„Neue Wege gehen, neue Medi­en nut­zen“, beton­te Yvonne Mei­er, Geschäfts­füh­re­rin der Ortho­pä­die­tech­nik Ser­vice aktiv aus Greifs­wald, und zog als Bei­spiel „Sani Kid“ her­an – eine Sani­täts­haus-App, die sie u. a. mit Nils Beh­re, Geschäfts­füh­rer des Sani­täts­hau­ses C.W. Hoff­meis­ter in Braun­schweig, ent­wi­ckelt hat. Die App ermög­licht, die Kom­mu­ni­ka­ti­on mit Kunden:innen teil­wei­se auto­ma­ti­siert zu gestal­ten und die Beschäf­tig­ten von zeit­auf­wen­di­gen Rou­ti­nen zu ent­las­ten. Beh­re setzt auf Busi­ness Intel­li­gence zur sys­te­ma­ti­schen Unter­neh­mens­steue­rung mit Kenn­zah­len. Mit „Del­ta-Mas­ter“ hat er die für ihn geeig­ne­te Soft­ware gefun­den. Sie erlau­be ihm, auf ein­fa­che Wei­se Daten­ban­ken umfas­send aus­zu­wer­ten und das eige­ne Unter­neh­men tages­ak­tu­ell und dif­fe­ren­ziert zu analysieren.

Betrie­be ver­schla­fen Digitalisierung

„It‘s time to move“ – so lau­te­te der Appell von Timo Schar­pen­berg, Geschäfts­füh­rer von Care Inte­gral aus Bad Schwar­tau. Sein Unter­neh­men hat den nach eige­nen Anga­ben welt­weit ers­ten Online-Covid-Schnell­test auf den Markt gebracht. „Wir sind gera­de in der wich­tigs­ten Pha­se der Digi­ta­li­sie­rung, doch es gibt vie­le Betrie­be, die die­se ver­schla­fen.“ Nor­bert Bert­ram, Geschäfts­füh­rer des Ver­bands Ver­sor­gungs­qua­li­tät Home­ca­re (VVHC), for­der­te im Rah­men der Sali­ta­ris-Ver­an­stal­tung die Sani­täts­häu­ser dazu auf, muti­ger auf­zu­tre­ten und ver­stärkt zusam­men­zu­ar­bei­ten, um den Kon­takt mit den Kran­ken­kas­sen auf Augen­hö­he zu gestal­ten und bes­se­re Ver­trags­prei­se herauszuholen.

Sven Kop­pel­wi­ser, Key-Account-Mana­ger beim Pfle­ge­bet­ten-Her­stel­ler Bur­m­ei­er, ließ in sei­nem Vor­trag die Ent­wick­lun­gen der ver­gan­ge­nen Mona­te in der Bran­che Revue pas­sie­ren: Die Bedin­gun­gen für die Abga­be von Hilfs­mit­teln sei­en im Zuge der Pan­de­mie teil­wei­se gelo­ckert wor­den. Neue Wett­be­wer­ber hät­ten mit inno­va­ti­ven Pro­duk­ten und Dienst­leis­tun­gen gepunk­tet. Dazu sei­en die Prei­se für Roh­stof­fe und Logis­tik extrem gestie­gen – dies gefähr­de die Ver­sor­gung mit Hilfs­mit­teln. Sein Auf­ruf: „Sei­en Sie mutig in den Ver­hand­lun­gen mit den Kas­sen, stel­len Sie Ihre Kos­ten­stei­ge­run­gen trans­pa­rent dar, agie­ren Sie geschlos­sen.“ Einen Blick in die Zukunft warf Erik Jung vom Fraun­ho­fer-Insti­tut. Wel­che Inno­va­tio­nen bringt die Digi­ta­li­sie­rung für die Medi­zin­tech­nik? Sein augen­zwin­kern­des Fazit: Es wird sehr viel Neu­es mög­lich sein – „solan­ge die Bat­te­rie hält“.

Anläss­lich der kurz zuvor erfolg­ten Bun­des­tags­wahl erwar­tet Wolf­gang Bos­bach ein zähes Koali­ti­ons­ver­fah­ren. Für den CDU-Poli­ti­ker stel­len Ener­gie­po­li­tik, Gesund­heit und Pfle­ge zen­tra­le The­men für die neue Regie­rung dar. Um anste­hen­de Her­aus­for­de­run­gen zu meis­tern, brau­che es Mut und neue Ideen. Eigen­schaf­ten, die er auch von deut­schen Unter­neh­mern ver­stärkt erwar­tet, wie er auf der Sali­ta­ris-Ver­an­stal­tung herausstellte.

Per­so­na­lie
Rai­ner Volk­mer, der mit der von ihm und Tho­mas Schwarz geführ­ten Volk­mer Manage­ment (Nürn­berg) hin­ter Sali­ta­ris steht, nutz­te das Gip­fel­tref­fen, um sei­nen Wunsch­kan­di­da­ten für die Nach­fol­ge vor­zu­stel­len: Josef Moss­bur­ger, Seni­or Con­sul­tant im Volk­mer-Team, soll in abseh­ba­rer Zeit die Lei­tung des Netz­werks über­neh­men. Mit 16 Jah­ren Erfah­rung in der medi­zi­ni­schen Hilfs­mit­tel­bran­che sowie sei­ner Kom­pe­tenz in Sachen Pro­jekt- und Pro­zess­ma­nage­ment, Unter­neh­mens­ent­wick­lung und Inno­va­ti­ons­ma­nage­ment sei er der Rich­ti­ge für die­se Aufgabe. 
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