Aus der Pra­xis für die Praxis

Bereits eine Minute vor dem offiziellen Start eröffnete Michael Schäfer, Vorsitzender des Vereins für Qualitätssicherung der Armprothetik (VQSA) und Kongresspräsident der OTWorld.connect 2020, das Symposium „Armprothetik – Versorgungsvariationen im Alltag“ mit den Worten: „Wir haben jetzt 10.59 Uhr und damit eine Minute zu früh, aber die Armprothetik ist ja immer ein bisschen vor der Zeit.“

Mit ihm auf der Büh­ne saß mit Dipl.-Ing. Mer­kur Ali­mus­aj einer der bei­den aktu­el­len Kon­gress­prä­si­den­ten und stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der der VQSA. Sechs Vor­tra­gen­de für fünf Ver­sor­gungs­bei­spie­le soll­ten dem Audi­to­ri­um Ein­bli­cke aus der Pra­xis für die Pra­xis bie­ten. Dabei wur­de bei der Aus­wahl der Bei­spie­le dar­auf geach­tet, die gesam­te Band­brei­te der arm­pro­the­ti­ti­schen Ver­sor­gungs­mög­lich­kei­ten abzu­bil­den. Den Auf­takt mach­te der Lokal­ma­ta­dor Frank Nau­mann aus Leip­zig mit sei­nem Vor­trag: „Osseo­in­te­grier­tes Pro­the­sen­sys­tem am Ober­arm mit TMR (Tar­get Mus­cle Reeinnervation)-Steuerung, ein Erfah­rungs­be­richt mit Ver­sor­gungs­bei­spiel”. Dabei stell­te Nau­mann die ers­te osseo­in­te­gra­ti­ve Ver­sor­gung sei­nes Hau­ses vor und ging detail­liert die ein­zel­nen Ver­sor­gungs­schrit­te durch. Sein Fazit: Ohne eine inter­dis­zi­pli­nä­re Arbeit – mit beson­de­rem Augen­merk auf die Ergo­the­ra­pie – sei die­ses Ergeb­nis nicht mög­lich gewe­sen. Eine „Ver­sor­gungs­re­tro­spek­ti­ve nach 7 Jah­ren TMR“ boten Lau­ra und Wolf­gang Grö­pel. Dabei wur­den das Fall­bei­spiel sowie die Ent­schei­dungs­grund­la­gen für die gewähl­ten Ver­sor­gungs­we­ge gezeigt.

„Geht’s auch ohne TMR und Osseo­in­te­gra­ti­on?“ lau­te­te die Fra­ge von Joa­chim Früh­auf, die er selbst mit einem „Ja“ beant­wor­tet. Anhand sei­nes Bei­spiels einer myo­elek­tri­schen trans­hu­me­ra­len Ver­sor­gung zeig­te er dem Audi­to­ri­um, wie eine zeit­ge­mä­ße Ver­sor­gung ohne TMR und Osseo­in­te­gra­ti­on aus­se­hen kann. Weg vom All­tag hin zur Lebens­qua­li­tät. So könn­te man das Ver­sor­gungs­bei­spiel von Ben Ken­te­nich zusam­men­fas­sen. Hin­ter dem Vor­trags­the­ma „Pro­the­sen­ver­sor­gung für das Rad­fah­ren bei ultra­kur­zem OA/Schulterex“ ver­barg sich das Schick­sal eines Pati­en­ten, der auf Grund eines Unfalls mit einem Feu­er­werks­kör­per eine Pro­the­sen­ver­sor­gung für den lin­ken Arm benö­tig­te, um wie­der mit sei­ner Fami­lie fahr­rad­fah­ren zu kön­nen. Mit vie­len beweg­ten Bil­dern unter­füt­ter­te Ken­te­nich sei­nen Bei­trag, der auch im Nach­gang zu kon­kre­ten Fra­gen aus dem Audi­to­ri­um ermun­ter­te. Der abschlie­ßen­de Vor­trag gehör­te Boris Bert­ram, der mit sei­nem Fall­bei­spiel den Ver­sor­gungs­ver­lauf einer dop­pel­sei­ti­gen myo­elek­tri­schen Schul­ter­pro­the­sen­ver­sor­gung bei Dys­me­lie dar­ge­stell­te. Die Ver­sor­gung mit hoch­funk­tio­nel­len Kom­po­nen­ten in Kom­bi­na­ti­on mit Hilfs­mit­teln für spe­zi­fi­sche Auf­ga­ben trägt zur Selbst­stän­dig­keit des 14-jäh­ri­gen Pati­en­ten aus dem Fall­bei­spiel bei. Fast pünkt­lich ende­te die­se ers­te gro­ße Ses­si­on des Eröff­nungs­ta­ges der OTWorld mit einer Fra­ge­run­de, in deren Ver­lauf den Fra­ge­stel­len­den zufrie­den­stel­len­de Ant­wor­ten ver­mit­telt wur­den, und die die Ver­an­stal­tung abrundete.

Hei­ko Cordes

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